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Passion oder Obsession: Der Unterschied zwischen Fan und Fanatiker

Einfach nur begeistert oder schon ein bisschen besessen? Wie wir unserem Lieblingshobby nachgehen, sagt einiges über uns aus.
Ein Mann hört eine LP vor seiner Plattensammlung

Ein wenig sonderlich erscheinen sie, manchmal auch unheimlich: Menschen, die ihre Freizeit oder ihr ganzes Leben einer Leidenschaft widmen. Ob Plattensammler, Kakteenzüchter oder Extremsportler: Jede Passion kann zu einer Obsession werden, wenn der Drang danach das Leben beherrscht. Welche Rolle die Persönlichkeit eines Menschen dabei spielt, untersuchten kanadische Forscher jetzt in der Fachzeitschrift »Personality and Individual Differences«.

Das Team um Julien Dalpé von der Université du Québec in Montreal fragte knapp 300 Erwachsene zwischen 19 und 70 Jahren online nach ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung – einer Aktivität, die sie liebten, die ihnen wichtig war und in die sie viel Zeit steckten. Dazu sollten sie zwölf Fragen beantworten: Steht die Aktivität in Einklang mit anderen Bereichen ihres Lebens? Fällt es ihnen schwer, den Drang nach dieser Aktivität zu kontrollieren? Des Weiteren schätzten die Teilnehmer sich auf allen 30 Facetten der Big Five ein, den fünf großen Dimensionen der Persönlichkeit. Aus den Angaben errechneten die Forscher mit einem Pfadmodell, wie die Merkmale mit dem individuellen Grad von Passion und Obsession zusammenhingen.

Als typischstes Merkmal von Menschen mit Obsessionen erwies sich emotionale Instabilität. Besonders typisch für passionierte Menschen war Gewissenhaftigkeit, das heißt Pflichtbewusstsein, Selbstdisziplin, Bedachtsamkeit und Ordnungsliebe. Allein die fünfte Facette der Gewissenhaftigkeit, das Leistungsstreben, hing nicht mit der Leidenschaft für eine Sache zusammen. Gewissenhaftigkeit förderte aber lediglich Passion, nicht Obsession. Dasselbe galt für das Merkmal Offenheit für neue Erfahrungen, allerdings nicht für die Facetten Fantasie und Sinn für Ästhetik. Gemeinsam war beiden Profilen – Fan und Fanatiker – eine leichte Tendenz zu Extraversion.

Obsessive Charaktere sind demnach nicht einfach das negative Spiegelbild von Menschen mit moderaten Leidenschaften. Außer in einem Punkt, der Verträglichkeit: Je umgänglicher ein Mensch, desto eher pflegt er eine »gesunde« Leidenschaft, und je weniger umgänglich er ist, desto eher treibt ihn eine Obsession. »Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale bringen Menschen dazu, verschiedene Arten von Leidenschaft zu entwickeln«, glauben die Forscher. Andere Studien hätten gezeigt, dass auch die Erziehung mit hineinspiele; so würden Kinder eher dann eine Passion entwickeln, wenn ihre Eltern Autonomie förderten.

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