Mittelalter: Der Weg des Schwarzen Todes
Faul riechende Winde aus Asien oder Dämpfe aus dem Erdinneren, so dachten die Ärzte im Mittelalter, seien für die Pest verantwortlich, die Mitte des 14. Jahrhunderts 25 Millionen Menschenleben forderte – und ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahinraffte.
Um den gesamten Ablauf des Seuchenzugs rekonstruieren zu können seien jedoch weitere Untersuchungen nötig, so die Anthropologin Stephanie Hänsch: "Die Geschichte der Pandemie ist komplizierter, als man bisher gedacht hat."
Christine Baumgartner
PLoS Pathogens, 6: 10.1371
Längst wissen wir, dass das Bakterium Yersinia pestis für die Katastrophe verantwortlich war – und dass es über Handelsrouten nach Europa kam. Bisher vermuteten Wissenschaftler, dass der „schwarze Tod“ 1347 ausgehend von Asien über Italien und Frankreich nach England wanderte. Jetzt fanden Forscher heraus, dass es offenbar noch einen zweiten Infektionsweg gab, der von Norwegen über Friesland in die Niederlande führte.
Die Anthropologin Stephanie Hänsch und ihre Kollegen von der Johannes Gutenberg Universität in Mainz hatten fast 80 Skelette aus Pestgruben in verschiedenen Regionen Europas untersucht. In England und in den Niederlanden stießen sie dabei auf zwei unterschiedliche Typen des Bakteriums Yersinia pestis. Während der eine aus Frankreich stammte, hatte der andere seinen Ursprung in Skandinavien. Im Norden Europas breitete sich die Pest offenbar im Zuge des intensiven Schiffsverkehrs zwischen Norwegen und Friesland aus.
Um den gesamten Ablauf des Seuchenzugs rekonstruieren zu können seien jedoch weitere Untersuchungen nötig, so die Anthropologin Stephanie Hänsch: "Die Geschichte der Pandemie ist komplizierter, als man bisher gedacht hat."
Christine Baumgartner
PLoS Pathogens, 6: 10.1371
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