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News: Der Weg ist das Ziel

Es sieht kinderleicht aus: Wer einen Raum verlassen möchte, steuert schnurstracks auf die Tür zu. Doch wie orientieren wir uns dabei? Anhand des Zieles oder anhand der vorbeiwandernden Umgebung während des Gehens? Die Antwort lautet, wie so oft: Es kommt darauf an. Fehlen optische Reize am Wegesrand, steuert uns allein das anvisierte Ziel. Doch sonst lassen wir uns durch die vorbeigleitende Umwelt führen.
Zwei Hypothesen über die visuelle Orientierung beim Gehen konkurrieren um die Gunst der Neurobiologen: Die Hypothese der "egozentrischen Führung" (egocentric direction) geht davon aus, dass der Körper ständig seine Position zum angesteuerten Ziel kontrolliert, sodass er sich direkt auf das Ziel zu bewegt. Die Hypothese des "optischen Flusses" (optic flow) setzt dagegen nicht am Körper, sondern an der Bewegung des Körpers an. Durch diese Bewegung verändert sich das Bild der Umgebung auf der Netzhaut – die Umwelt "fließt" vorbei. Diese Fließbewegung nutzt der Körper, um sich richtig auf das Ziel zuzubewegen.

Beide Strategien führen zum gleichen Verhalten – der Körper steuert geradlinig das gewünschte Ziel an. Es lässt sich unter realen Umständen nicht entscheiden, welche Strategie der Körper anwendet. William Warren vom Department of Cognitive Sciences der Brown University in Providence schuf daher eine virtuelle Welt: Zusammen mit seinen Kollegen konstruierte er eine Brille, die eine unmögliche Welt vorgaukelte. Die Versuchspersonen sollten mit dieser Brille auf ein Ziel zugehen, wobei das Zentrum des optische Flusses nicht – wie normalerweise – mit dem Bewegungsziel deckungsgleich war, sondern versetzt daneben lag. Orientierten sich die Versuchspersonen nur an das Ziel, gingen sie eine andere Route, als wenn sie den optischen Fluss zur Navigation nutzten.

Die Versuche zeigten: Es hängt von der Umgebung ab, welche Navigationsstrategie der Körper verfolgt. Bei reizarmer Umwelt orientiert er sich nur am anvisierten Ziel. Tauchen jedoch verschiedene Objekte am Wegesrand auf, wird der Fluss dieser Objekte immer wichtiger, bis er schließlich als alleinige Navigationshilfe dient.

Der Körper wählt also je nach Umgebung die beste Strategie aus. Somit bestätigen sich – wie so oft in der Wissenschaft – beide Annahmen. Da eine reizarme Umwelt jedoch eher die Ausnahme ist, überwiegt wahrscheinlich meist die Orientierung nach dem optischen Fluss.

  • Quellen
ScienceNow
Nature Neuroscience 4(2): 120 (2001)
Nature Neuroscience 4(2): 213–216 (2001)

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