Klima: War so warm der Winter
Kalt und schneereich lautete die Langzeitprognose für den letzten Winter. Und so kam es auch – allerdings nicht in Mitteleuropa, sondern in großen Teilen Kanadas und der USA. Mehrfach schwang dort die "Polarpeitsche" und sickerte eisige Luft aus der Arktis mit ergiebigen Schneefällen nach Süden. Weltweit gesehen bildete die Region allerdings eine der wenigen Ausnahmen. Denn insgesamt war der Winter auf der Nord- und der Sommer auf der Südhalbkugel vielerorts zu warm, wie die Karte der globalen Temperaturabweichungen der NASA offenbart.
Die Karte zeigt positive (rot) und negative (blau) Temperaturabweichungen auf der Erdoberfläche während des letzten Winters von Anfang Dezember bis Ende Februar verglichen mit dem langjährigen Mittel der Jahre 2000 bis 2013. Wie in weiten Teilen Europas war es auch in Ostasien, Alaska und Kalifornien zu warm. Im Süden erlebten Australien, Argentinien und Südbrasilien Hitzewellen. Kühler als im Mittel war es dagegen vor allem im Nordosten Nordamerikas bis hinab nach Mexiko und Zentralamerika, in Teilen Zentralasiens und erstaunlicherweise, aber schwächer ausgeprägt, in vielen Gebieten der Tropen. Betrachtet man die USA als Ganzes, rangiert die letzte Saison sogar nur auf Platz 34 aller Winter seit 1895, dem Beginn moderner Aufzeichnungen: Kalifornien erlebte den heißesten und trockensten Winter seit damals, in Alaska war Regen häufiger als Schnee. In Europa mussten die Wintersporthochburgen Österreich und Schweiz den dritt- beziehungsweise zweitwärmsten Winter der jüngeren Geschichte durchmachen, während ergiebige Schneefälle die Alpensüdseite meterhoch zudeckten: Zahlreiche Tiefs zogen durch das Mittelmeer, die milde Luft lud sich mit Wasserdampf voll, der dann am Gebirgsrand abschneite.
Die extremen Gegensätze auf der Nordhalbkugel hingen mit starken Ausschlägen des Jetstreams zusammen. Während der letzten Monate beulte er sich fast permanent über Nordamerika nach Süden aus und erlaubte so den Vorstoß polarer Luftmassen. Kalifornien, Alaska, Europa und Ostasien profitierten dagegen davon, dass sie in Ausbuchtungen nach Norden lagen – inklusive eines fast kontinuierlichen Zustroms an warmer Luft. Und das hat Folgen: In Deutschland blüht die Vegetation dieses Jahr schon 16 Tage früher als im langjährigen Mittel. Mancherorts blühen bereits Magnolien oder Obstbäume, die eigentlich erst im April an der Reihe wären.
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