Paläontologie: Der Zwerg unter den Flugsauriern
Mit Flügelspannweiten von bis zu zwölf Metern gehörten die Ptero- oder Flugsaurier zu den größten Lebewesen, die sich in die Lüfte schwingen konnten. Paläontologen wunderten sich jedoch lange darüber, warum sie keine kleinen Arten ausgraben konnten: Diese Nische wurde also entweder nicht von ihnen besetzt, oder aber frühe Vögel machten sie ihnen streitig, so die diskutierten Thesen. Der Fund eines Hobbysammlers auf Hornby Island vor British Columbia könnte die Diskussion nun in eine neue Richtung lenken, wie Elizabeth Martin-Silverstone von der University of Southampton und ihre Kollegen hoffen. Die von ihnen erstmals wissenschaftlich beschriebenen zehn versteinerten Überreste eines Pterosauriers aus der Gruppe der Azhdarchoidea weisen nämlich darauf hin, dass es tatsächlich auch kleine Varianten dieser Flugtiere gegeben haben muss. Wie die Länge des untersuchten Oberarmknochens zeigt, konnte die Art eine maximale Flügelspannweite von maximal 1,4 Meter erreichen – das entspricht etwa derjenigen eines kleineren Adlers oder einer Silbermöwe.
Die Art lebte vor etwa 77 Millionen Jahren während der späteren Kreidezeit und damit noch parallel zu den ersten Vögeln. Diese konnten die kleinen Pterosaurier also zumindest noch nicht völlig verdrängt haben. Dass es sich um eine eigene Spezies und nicht nur um ein Jungtier eines größeren Vertreters handelt, schließen die Wissenschaftler aus charakteristischen Knochenmerkmalen – etwa stark miteinander verwachsenen Wirbeln, die auf ein hohes Alter beim Ableben hinweisen. Die Flugsaurier besaßen allerdings ähnlich wie heutige Vögel sehr leichte und hohle Knochen, die schlecht den hohen Druck beim Versteinern aushalten und oft zerstört werden: je kleiner die Knochen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesen Prozess überstehen. Das erkläre wohl eher, warum man lange keine kleinen Exemplare oder auch Jungtiere gefunden habe, so die Paläontologen.
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