Dermatologie: Beeinflusst die Hautflora die Bildung von Ekzemen?
Die Haut rötet sich, juckt, schuppt sich und nässt: typische Anzeichen eines atopischen Ekzems, auch Neurodermitis genannt. Rund vier Millionen Menschen sollen in Deutschland von der nicht ansteckenden, entzündlichen Hauterkrankung betroffen sein. Sie dauerhaft zu behandeln und zu heilen ist nicht einfach. Aber womöglich ergibt sich ein neuer Ansatz, wenn man die Rolle der Bakterienflora auf der Haut besser versteht. Eine Arbeitsgruppe um Paulo Wender Gomes von der University of California in San Diego hat deshalb das Mikrobiom von gesunden Menschen mit dem von Menschen verglichen, die von der Hautveränderung betroffen waren. Ihre Studie veröffentlichten sie vorab auf »bioRxiv«.
Für seine Untersuchung nahm das Team Hautproben von je 30 Personen, deren Mikrobiom es dann mit Hilfe von Gensequenzierungen analysierte. Generell zeigte sich bei der Hälfte mit dem atopischen Ekzem eine verringerte Bakterienvielfalt auf der Haut. Stattdessen wiesen die Betroffenen eine signifikant höhere Menge der beiden Bakterien Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis auf, die natürliche Bestandteile der Hautflora sind, aber auch Hautveränderungen wie Bläschen und andere Entzündungen auslösen können, wenn sie sich krankhaft vermehren.
In einem zweiten Schritt suchte das Team dann mit einem Massenspektrometer nach Molekülen auf der Haut, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind. Auch hier wurde es in erhöhtem Maß bei den von Ekzemen Betroffenen fündig: Sie wiesen höhere Konzentrationen an Aspartyl-Phenylalanin, Leucylprolin und N-Acetyl-Methionin auf der Haut auf.
Das ist bislang nur eine Korrelation. Denn noch ist unklar, ob das veränderte Mikrobiom die Ekzeme auslöst oder ob beispielsweise die Trockenheit und Schuppungen an den betroffenen Stellen dafür sorgen, dass sich die Verhältnisse in der Hautflora verschieben. Früheren Studien zufolge könnten manche Stämme von Staphylococcus aureus diese Moleküle erzeugen und damit die Ekzeme auslösen. Und wieder andere Studien haben gezeigt, dass bestimmte Bakterienstämme im Kampf gegen Neurodermitis helfen können. Staphylococcus hominis etwa produziert ein Peptid, so dass die von Staphylococcus aureus ausgeschütteten Moleküle blockiert werden und dadurch harmlos bleiben.
Zu einer echten medizinischen Anwendung ist es zwar noch weit, aber in der Zukunft könnte es einen Weg öffnen, bestimmte Bakterien auf der Haut gezielt zu bekämpfen – oder die von ihnen produzierten Moleküle zu neutralisieren.
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