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News: Des Pudels Kern

Die Planeten Venus, Erde und Mars haben sich vermutlich einst aus demselben Material gebildet. Die unterschiedlichen Dichten ihrer Kerne glaubten Wissenschaftler mit dem Oxidationszustand des Gesteins erklären zu können. Doch die Meßergebnisse der Mars Pathfinder-Mission zum Massenträgheitsmoment des roten Planeten lassen sich nicht so einfach interpretieren. Stattdessen spiegelt die Zusammensetzung jedes der drei erdähnlichen Planeten Schwankungen der Materieansammlung in seiner Umgebung wider.
Connie Bertka und Yingwei Fei vom geophysikalischen Labor der Carnegie Institution berichten in Science vom 18. September 1998, daß die elementare Zusammenstellung der überwiegenden Marsmaterie nicht mit der Zusammensetzung der ursprünglichen C1-Meteorite übereinstimmt.

Bislang wurde das Verhältnis der nichtflüchtigen Elemente – besonders für Eisen und Silicium – in den C1-Chondriten als Standard für terrestrische Planeten angesehen. Die Anteile der Elemente in diesen Meteoriten standen nämlich in ähnlichen Verhältnissen zueinander wie in der Sonnenatmosphäre und in Proben von Mond und Erde. Darum nahmen die Wissenschaftler über 40 Jahre lang an, C1-Chondriten repräsentierten das Ursprungsmaterial, aus dem die inneren Planeten des Sonnensystems – mit Ausnahme von Merkur – entstanden sind. Die Unterschiede in der mittleren Dichte der terrestrischen Planeten hielten sie für eine Folge der verschieden starken Reduktion des anfangs oxidierten Materials. Einige Substanzen bilden in reduzierter Form dichtere Mineralien als im oxidierten Zustand. So ist metallisches Eisen zum Beispiel dichter als Mineralien mit zwei- oder dreiwertigen Eisenionen.

Bereits frühere Arbeiten ließen Zweifel aufkommen, ob das C1-Modell auf den Mars anwendbar sei. Bertka und Fei nutzten für ihre Berechnungen den genauen Wert, den die Mars Pathfinder-Mission für das MassenträgheitsmomentC des Planeten bestimmt hat. Dieser Wert beschreibt die Masseverteilung innerhalb eines Himmelskörpers. Im wesentlichen gibt er Aufschluß darüber, wie die Elemente sich auf den Silikatmantel und den dichteren metallischen Kern aufteilen. Vor der Marsmission war C nur für die Erde und den Mond bekannt. Die daraus abgeleiteten Schlüsse zur Zusammensetzung unseres Heimatplaneten paßten gut zu dem C1-Standard.

Für den Mars ergab der Wert für C in Kombination mit weiteren geophysikalischen und geochemischen Voraussetzungen keine Zusammensetzung, die den Meteoriten entsprach. Die Probleme liegen im Kern des Planeten. Die angenommene Zusammensetzung aus Eisen, Schwefel und Nickel ergab eine viel zu große Dichte. Auch als Bertka und Fei verschiedene Mengen der leichteren Elemente Kohlenstoff und Wasserstoff in die Rechnungen einbezogen, blieb der simulierte Marskern zu dicht. Die Wissenschaftler kamen schließlich zu dem Ergebnis, daß der Mars anders aufgebaut ist als die C1-Meteorite – und die Erde.

Wenn das C1-Modell aber nicht für den Mars gilt, sagt Bertka, kann es auch nicht als Standard für andere terrestrische Planeten dienen. Die Unterschiede in der mittleren Dichte der inneren Planeten können dann nicht mit den verschiedenen Reduktionszuständen der ansonsten gleichen Materialien erklärt werden.

Bertka und Fei schlagen vor, daß es im Innern der Planeten unterschiedliche Verhältnisse von Eisen und Silicium geben könnte. Auf den ersten Blick scheint daraus zu folgern, daß Venus, Erde und Mars ihre eigenen lokalen Bereiche bei der Bildung hatten, deren Zusammensetzungen differierten. George Wetherill vom Carnegie Institution hat aber ein Aggretionsmodell entwickelt, nach dem die Planeten sich aus Materie gebildet haben, die dem gleichen Gebiet entstammen. Der Theorie zufolge gab es Inhomogenitäten in der Verteilung des Ausgangsmaterials, die sich in der Zusammensetzung der heutigen Planetenkerne widerspiegeln.

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