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Destruenten: Würmer produzieren 140 Millionen Tonnen Nahrung

Mehr Würmer braucht die Erde! Eine neue Studie zeigt eindrucksvoll, wie wichtig das Kleingetier im Boden für eine globale Landwirtschaft ist.
Person hält Klumpen Erde mit Regenwurm drin
Allein in Deutschland leben über 40 Regenwurmarten, weltweit sogar mehr als 3000. Am bekanntesten sind der Tauwurm und der Kompostwurm.

Engagierte Gartenbesitzer schätzen und lieben ihren Eisenia hortensis, den Kompostwurm. Immerhin wandelt der eifrige kleine Helfer Kompost in nährstoffreiches Wurmhumus um – ein hervorragender Pflanzendünger. Doch das gilt nicht nur fürs Schrebergärtchen, wie eine Studie der Colorado State University zeigt: Wir verdanken Regenwürmern 6,5 Prozent der weltweiten Getreideernte und 2,3 Prozent der Erträge an Hülsenfrüchten. Das sind mehr als 140 Millionen Tonnen der globalen Nahrungsmittelproduktion, wie die Wissenschaftler um Steven Fonte in »Nature Communications« berichten.

Regenwürmer nehmen als Destruenten eine zentrale Stellung beim Abbau organischer Materialien ein. Am bekanntesten sind bei uns der 9 bis 30 Zentimeter lange Tauwurm (Gemeiner Regenwurm, Lumbricus terrestris) und der 6 bis 13 Zentimeter große Kompostwurm. Ihre lufthaltigen Gänge sorgen dafür, dass aerobe Bakterien mit genügend Sauerstoff versorgt werden und sich abgestorbene Pflanzenteile so besser zersetzen. Regenwürmer bauen also eine gute Bodenstruktur auf und machen Nährstoffe für Pflanzen besser verfügbar. Auch hat man nachgewiesen, dass sie die Produktion von pflanzenwachstumsfördernden Hormonen unterstützen und der Vegetation helfen können, sich gegen Krankheitserreger im Boden zu schützen.

Trotz dieser Kenntnis ist der potenzielle Beitrag von Würmern und anderen nützlichen Bodenorganismen zur weltweiten landwirtschaftlichen Produktion nach wie vor kaum bekannt. Dabei wäre dies grundlegend für die Entwicklung neuer und nachhaltiger agrarökologischer Strategien. Um die Wissenslücke zu schließen, analysierten Fonte und seine Kollegen globale Karten der Wurmhäufigkeit, der Bodeneigenschaften, der Düngermenge und der Ernteerträge. Dabei verglichen sie vier Getreidearten (Reis, Mais, Weizen und Gerste) sowie eine Reihe von Hülsenfrüchten, darunter Sojabohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen und Luzerne.

Demnach haben Regenwürmer den größten Einfluss auf die Getreideproduktion im globalen Süden: Sie machen zehn Prozent der Getreideerträge in Afrika südlich der Sahara und acht Prozent in Lateinamerika und der Karibik aus. Den Autoren zufolge leisten die Ringelwürmer in diesen Gebieten einen größeren Beitrag, weil die Landwirte dort in der Regel weniger Düngemittel und Pestizide verwenden. Stattdessen verlassen sie sich mehr auf regenwurmreiches organisches Material wie Dung und Ernterückstände.

Der geschätzte Zugewinn an Getreide beträgt in Europa und Ost-/Südostasien 7,4 Prozent und liegt damit ebenfalls über dem globalen Durchschnitt. Die Forscher erklären das mit dem großen Vorkommen von Regenwürmern in den dortigen Böden, vermutlich auf Grund niedriger pH-Werte. Hier ist auch der absolute Beitrag am höchsten, mit über 40 Millionen Tonnen der Getreideproduktion.

»Böden sind immer noch eine riesige Blackbox, die wir nicht vollständig verstehen«Steven Fonte, Colorado State University

»Wenn wir unsere Böden nachhaltiger bewirtschaften, können wir diese biologische Vielfalt besser nutzen und nachhaltigere Agrarökosysteme schaffen«, sagt Fonte. Er weist auch auf andere Forschungsarbeiten hin, die gezeigt haben, dass Böden die Hälfte der weltweiten Biodiversität enthalten, was deutlich über den früheren Schätzungen von etwa 25 Prozent liegt. »Böden sind einfach ein so komplexer Lebensraum«, sagt der Professor für Agrarökologie. »Aber es gab bisher nur sehr wenige Bemühungen zu verstehen, was diese Artenvielfalt für unsere weltweiten Ernteerträge bedeutet.«

Die Informationen könnten auch Auswirkungen auf künftige Bemühungen zur Eindämmung von Dürre und Erosion haben, so Fonte. So verbessern Regenwürmer beispielsweise die Porosität des Bodens und damit die Wasseraufnahme und -speicherung. Die Autoren sprechen sich aber dagegen aus, Regenwürmer an Orte zu verpflanzen, an denen sie noch nicht existieren. Vielmehr sollte ein verbessertes Management der Bodenbiologie an Orten, an denen die Tiere bereits zu Hause sind, die landwirtschaftliche Produktivität steigern und unsere Abhängigkeit von Agrochemikalien verringern. »Böden sind immer noch eine riesige Blackbox, die wir nicht vollständig verstehen«, erläutert Fonte. »Diese Arbeit zeigt, dass es eine Menge Möglichkeiten gibt, die wir einfach ignorieren.« 

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