News: Deuteriumstrudel in der Milchstraße
Als Donald Lubowich von der Hofstra University und Jay M. Pasachoff vom Williams College mit dem zwölf Meter Radio-Teleskop des National Radio Astronomy Observatory bei Tucson den interstellaren Nebel Sagittarius A untersuchten, machten sie eine interessante Entdeckung: Große Mengen von Deuterium strömen dort – rund 25 000 Lichtjahre von der Erde, aber nur 30 Lichtjahre vom Herzen der Galaxis entfernt – in das Zentrum unserer Milchstraße.
Die Forscher bestimmten die Häufigkeit des Isotops in der Wolke, indem sie die Mikrowellen-Strahlung eines Moleküles, dass aus einem Atom Deuterium, Kohlenstoff und Stickstoff besteht – einer Art Blausäure – maßen. Sie fanden nur ein Deuterium-Atom auf eine Million Wasserstoff-Atome. Das ist eine Million Mal mehr Deuterium, als sie an dieser Stelle vermutet hatten. Die Forscher verglichen diese Häufigkeit mit der von anderen Elementen, die ein geringeres Molekulargewicht besitzen, wie beispielsweise Lithium, und schwereren Elementen wie zum Beispiel Sauerstoff. Den Ergebnissen zufolge kann das Deuterium nicht in unmittelbarer Nähe zur Milchstrasse entstanden sein, da die Sterne es längst zu Helium verschmolzen hätten. Die Astro-Forscher vermuten als wahrscheinlichste Quelle für das zusätzliche Deuterium Gas-Wolken aus dem Halo unserer Galaxie oder aus dem intergalaktischen Raum, von denen ursprüngliche Materie in das Zentrum unserer Galaxie rieselt. Aus der Häufigkeit des Deuteriums im Zentrum der Milchstrasse können sie auf die Zusammensetzung der Galaxie schließen. Ihre Ergebnisse bestätigen die Theorie, dass die gesamte Menge des Isotops kurz nach dem Urknall entstand. Denn sollte es einen Prozess geben, bei dem Deuterium durch kosmische Strahlung neu entsteht, dann würde dies genau an der beobachteten Stelle – nahe dem Zentrum der Galaxie – geschehen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 24.3.1999
"Wo ist bloß das Deuterium hin?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 2/97, Seite 38
"Deuterium und der frühe Kosmos"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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