Strahlungswolken in der Atmosphäre: Deutlich mehr Strahlenbelastung in Flugzeugen
Flugreisende sind vermutlich bei manchen Flügen deutlich höheren Strahlungsdosen ausgesetzt als bisher gedacht. Zu diesem Ergebnis kommt ein von der US-Raumfahrtbehörde NASA finanziertes Messprogramm in Verkehrsflugzeugen, das die tatsächliche Belastung durch kosmische Strahlung bestimmen sollte. Bereits 2016 veröffentlichte die Arbeitsgruppe fünf Beispiele von verschiedenen Flügen, auf denen ein solches Phänomen auftrat. Bekannt ist, dass wir bei Flügen einer deutlich höheren Strahlendosis ausgesetzt sind als am Boden – je höher und je näher an den Polen, desto mehr. Wie das so genannte ARMAS-Programm (Automated Radiation Measurements for Aerospace Safety) zeigen konnte, schwankt die Strahlendosis auf Flügen jedoch stark. Regelrechte Strahlungsausbrüche lassen die Dosis, der man ausgesetzt ist, auf das Doppelte steigen, so der Studienleiter W. Kent Tobiska vom Unternehmen Space Environment Technologies.
Seine Gruppe interpretiert die Messdaten dahingehend, dass veritable »Wolken« aus hochenergetischen Teilchen durch die Stratosphäre treiben – allerdings sucht sie bisher noch nach möglichen alternativen Erklärungen. Doch die Strahlungslawinen scheinen mit geomagnetischen Stürmen zusammenzuhängen, so der Wissenschaftler. Es sei deswegen naheliegend, dass solche Stürme unter bestimmten Umständen Teilchen aus den Van-Allen-Gürteln befreien – andere Strahlungsquellen wie der Sonnenwind könnten die höhere Belastung nicht erklären.
Obwohl das Risiko für Krebs und Erbgutschäden während eines einzelnen Flugs durch die neu entdeckten Wolken nur minimal steigt, ist der Effekt für regelmäßige Fluggäste, Pilotinnen und Piloten sowie das Bordpersonal wohl nicht unerheblich. Der Forscher geht deshalb davon aus, dass die Wolken in Zukunft mit bodengestützten Messmethoden aufgespürt werden und Flugzeuge sie gezielt vermeiden.
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