Seuchen: Deutscher MERS-Fall zeigt: Epidemien sind kein Schicksal
In Niedersachsen ist in der Nacht zum 6. Juni der erste Deutsche an den Folgen der Atemwegserkrankung MERS gestorben. Dessen Erreger, ein Coronavirus, grassiert seit Jahren im Nahen Osten und jüngst auch in Südkorea. Der Fall des 65-Jährigen in Osnabrück, der nach eigentlich überstandener Infektion mit dem MERS-Coronavirus an Organversagen starb, zeigt aber auch: Gesundheitssysteme sind Epidemien nicht wehrlos ausgeliefert. Während in Südkorea ein einzelner infizierter Reisender die nahezu zeitgleich ausgebrochene MERS-Epidemie mit inzwischen 19 Todesopfern verursachte, steckte der deutsche Patient keine weiteren Menschen an. Das niedersächsische Gesundheitsministerium führte diesen Erfolg vor allem auf die gute Koordination zwischen Klinik, Behörden und anderen Partnern wie dem Robert Koch-Institut zurück.
Als besonders verhängnisvoll erwies sich in Südkorea, dass die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt und eine erste Diagnose nicht ernst genommen wurde. Es dauerte sehr lange, bis die Behörden begannen, Kontaktpersonen zu identifizieren und zu isolieren. Dagegen hatten Ärzte in Ostercappeln MERS schnell in Verdacht und verlegten den Patienten auf die Isolierstation in Osnabrück, wie das Gesundheitsministerium bestätigt. Ansteckungen innerhalb der beteiligten Kliniken – im Fall von MERS ist der wichtigste Übertragungsweg von Mensch zu Mensch – gingen von dem Patienten in Niedersachsen nicht aus. Hintergrund dieser so verschiedenen Entwicklungen sind wahrscheinlich die Qualitätsunterschiede zwischen den Gesundheitssystemen in Deutschland und Südkorea. Das koreanische Gesundheitssystem hat keinen guten Ruf, die Kliniken und ihr Personal gelten als überlastet und überfordert.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.