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Himmelsbeobachtung: Komet NEOWISE mit bloßem Auge zu sehen

Aller guten Dinge sind drei: Nachdem 2020 bereits zwei Kometen enttäuschten, bietet NEOWISE nun einen spektakulären Anblick. Auch von Deutschland aus.
Am 8. Juli fotografierte Rainer Eisendle von Rinn in Tirol aus den Kometen NEOWISE am von leuchtenden Nachtwolken bedeckten nördlichen Morgenhimmel.

Seltene Chance für Frühaufsteher: Derzeit ist der Komet NEOWISE von Deutschland aus mit bloßem Auge zu sehen. Wie das am 8. Juli von Rainer Eisendle in Rinn in Tirol aufgenommene Foto zeigt, ist neben der hellen Gas- und Staubhülle um den Kern auch einer der Schweife gut erkennbar. In der Aufnahme überstrahlt NEOWISE sogar die eindrucksvollen leuchtenden Nachwolken. Auch in Deutschland kann man den Schweifstern im Juli beobachten.

Allerdings ist der seltene Besucher jede Nacht nur für kurze Zeit zu sehen. Er steht so nah an der Sonne, dass der Himmel bereits hell wird, wenn der Komet zwischen drei und vier Uhr morgens über den Horizont steigt. Man findet ihn am besten, indem man zwischen dem Sternbild Großer Bär mit dem in ihm enthaltenen Großen Wagen im Norden und dem sehr hellen Planeten Venus im Osten nah am Horizont sucht. Orientieren kann man sich außerdem am hellen Stern Kapella, der im Nordosten schräg über dem Kometen steht.

C/2020 NEOWISE, benannt nach dem Weltraumteleskop WISE, das ihn am 27. März erstmal erspähte, ist ein lang periodischer Komet, der sich etwa alle 5000 bis 7000 Jahre der Sonne nähert. Sein Ursprung liegt vermutlich im Kuipergürtel, einer gigantischen Ansammlung großer und kleiner Brocken aus Eis und Staub, die weit jenseits der Neptunbahn um die Sonne kreisen. Solche Objekte enthalten große Mengen gefrorener leichtflüchtiger Stoffe, die in Sonnennähe verdampfen und die als Koma bezeichnete Hülle aus Gas und Staub um den Kometen selbst erzeugen. Der sichtbare Schweif entsteht, weil der Sonnenwind diese Hülle kontinuierlich wegträgt und eine dutzende Millionen Kilometer lange Schleppe im All erzeugt. Der bei NEOWISE derzeit sichtbare Schweif besteht überwiegend aus Staubteilchen, ein weiterer aus geladenen Teilchen bestehender Ionenschweif ist derzeit nur auf Fotografien zu erkennen.

NEOWISE ist der dritte im Jahr 2020 entdeckte Komet, von dem sich Astronomen eine Sichtbarkeit mit bloßem Auge erhofften. Doch Kometen, genauer gesagt, ihre unsteten Hüllen aus Gas und Staub, sind unberechenbar, und die zuvor entdeckten Kometen Atlas und Swan erreichten nie eine große Helligkeit. Sie zerfielen sogar bei ihren Annäherungen an die Sonne zu Wolken aus Staub und lösten sich dabei völlig auf. Nun besteht eine gute Chance, dass NEOWISE die erhoffte Show bietet. Am 3. Juli kam er bereits der Sonne am nächsten, zu dem Zeitpunkt war er dem Tagesgestirn um mehr als zwei Drittel näher als die Erde. Nun entfernt er sich wieder von der Sonne, kommt aber dabei der Erde näher.

Leider werden Schweif und Hülle schnell dunkler, je weiter sich der Komet von der Sonne entfernt. Zwar wird der Komet in den nächsten Tagen, etwa zwischen dem 12. und dem 15. Juli, langsam auch am nordwestlichen Abendhimmel sichtbar, es ist aber gut möglich, dass er bis dahin schon deutlich verblasst ist. Aber auch danach kann man noch auf spektakuläre Kometenbeobachtungen hoffen – Schweifsterne sind notorisch unberechenbar, und späte Helligkeitsausbrüche immer möglich.

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