News: Diabetes durch Insulin
Bisher gingen Forscher davon aus, daß die CD4- oder auch T-Helfer-Zellen- ein Typ von Immunzellen, der die Bildung von Antikörpern und andere Immunantworten auslöst – zur Entstehung von Diabetes beitragen. Doch Susan Wong, Charles Janeway und ihre Kollegen von der Yale University konzentrierten sich stattdessen auf die Immunzellen vom Typ CD8, die Killer-T-Zellen. Bereits 1996 isolierten sie einen aggressiven CD8-Zelltyp aus Mäusen, die an einer dem menschlichen Diabetes ähnelnden Krankheit litten, und transplantierten die Zelle in andere Mäuse. In weniger als einer Woche erkrankten auch diese Tiere. Das besondere daran: Die CD8-Zellen stammten von jungen, anfangs gesunden Mäusen, die erst später Diabetes entwickelten. Für die Forscher war das ein wichtiger Hinweis darauf, daß diese Killer-T-Zellen vielleicht eine Rolle im Frühstadium der Krankheit spielen oder sogar die Immunattacke auf die Inselzellen auslösen (Nature Medicine vom September 1999).
Deshalb versuchte das Team im nächsten Schritt herauszufinden, welchen Bestandteil der Inselzellen die Killer-Zellen fälschlicherweise als Antigen identifizieren. Dazu produzierten die Forscher zunächst mit Hilfe von Tumorzellen hunderte von Bauchspeicheldrüsen-Proteinen. Anschließend fügten sie in ihre CD8-Zellen ein Gen ein, das die Zelle dazu veranlaßte, blau zu werden, sobald sie an das aktivierende Antigen angedockt hat. So gelang es den Wissenschaftlern, nicht nur das Insulin als dieses spezielle Antigen zu identifizieren, sondern sie konnten in dem Hormon sogar eine Sequenz von neun Aminosäuren bestimmen, welche die T-Zelle erkannte.
Damit wurde nicht nur zum ersten Mal ein Auslöser für die Zellantwort der Killerzellen bei einer Autoimmunkrankheit entdeckt, sondern die Identifizierung des Insulins als vermeintlich Schuldigem stützt auch eine Beobachtung, die bereits überprüft wird. Aus bislang noch kaum bekannten Gründen kann die Einnahme einiger krankheitserregender Antigene, die Immunreaktion unterdrücken, die sich sonst gegen sie wenden würde. In klinischen Studien will man jetzt herausfinden, ob oral eingenommenes Insulin bei gefährdeten Kindern die Entwicklung von Diabetes verhindern kann. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß es vielleicht Forschern eines Tages gelingt, die Krankheit bei den Wurzeln zu packen und die insulinreaktiven CD8-Zellen zu entwaffnen.
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