Discovery im All: Dichter Flugverkehr bei der Internationalen Raumstation
Nach mehr als 26 Dienstjahren trat am Abend des 24. Februar 2011 um 22:53 Uhr MEZ die US-Raumfähre Discovery ihren 39. und letzten Flug ins All an. Ihr Ziel ist die Internationale Raumstation ISS. Ihre Ankunft dort ist für den späten Abend des 26. Februar vorgesehen. An Bord der Discovery befinden sich sechs Astronauten und der humanoide Roboter Robonaut-2, ein Prototyp für spätere Einsätze im All. Ursprünglich sollte die Discovery bereits im September 2010 zur ISS fliegen, aber eine lange Pannenserie sorgte für eine Verzögerung von fast einem halben Jahr.
Im Frachtraum der Raumfähre befindet ich das Permanent Multipurpose Module mit der Bezeichnung "Leonardo", das letzte größere Bauteil für die ISS, das per Raumfähre zur Station befördert wird. Es wird im Verlaufe der elftägigen Mission der Discovery fest mit einem der Verbindungsknotenmodule der ISS verbunden und stellt dort den Astronauten weiteren Stauraum zur Verfügung. Für den Transport wurde es schon mit reichlich Nachschubgütern wie Nahrungsmitteln, Kleidung, neuen Instrumenten und Ersatzteilen bepackt. Auch Robonaut-2 ist hier "geparkt".
Nach dem Ankoppeln der Discovery an der ISS und der Montage von "Leonardo", sind zwei Weltraumaustiege von je zwei Astronauten geplant. Sie sollen am 28. Februar ein defektes Pumpenmodul des ISS-Kühlsystems demontieren, ein Verlängerungskabel spannen und weitere kleinere Wartungsarbeiten während des sechseinhalb Stunden langen Außenbordeinsatzes durchführen. Der zweite Ausstieg ist am 2. März vorgesehen, dann sollen die Astronauten den giftigen Ammoniak aus dem defekten Pumpenmodul ablassen, eine Kamera am Roboterarm Dextre anbringen und noch Lampen für spätere Astronauten an der Außenhülle der ISS anbringen.
Nach insgesamt elf Tagen im All soll die Discovery am 7. März wieder zur Erde zurückkehren. Danach wird sie stillgelegt und für die Ausstellung in der Smithsonian Institution in Washington, DC, vorbereitet. Dort soll sie dann in absehbarer Zeit ein Prunkstück der permanenten Raumfahrtausstellung werden.
Ebenfalls am 24. Februar konnte die Europäische Raumfahrtbehörde ESA einen Erfolg verbuchen: Ihr vollautomatischer Raumfrachter "Johannes Kepler" legte um 16:59 Uhr MEZ am russischen Service-Modul Swesda der ISS an und war zehn Minuten später druckdicht mit ihm verbunden. Der Anflug und das Andockmanöver liefen schon im ersten Versuch nach Plan und ohne jegliche Störungen.
In den nächsten Tagen werden die Astronauten an Bord der ISS damit beginnen, die 1760 Kilogramm Fracht aus dem Druckmodul von "Johannes Kepler" auszuladen, zudem werden 860 Kilogramm Treibstoff und 100 Kilogramm Sauerstoff in die Tanks der ISS gepumpt. Der Frachter soll für mindestens drei Monate mit der ISS verbunden bleiben und während dieser Zeit die Bahnhöhe der gesamten Station mit den Bordtriebwerken regeln.
Wenn die Treibstoffvorräte von "Johannes Kepler" fast verbraucht wird, wird das Druckmodul des Frachters mit allem möglichen Abfall aus der Station beladen. Danach legt "Johannes Kepler" ab und führt ein Bremsmanöver durch, was ihn in die dichteren Schichten der Erdatmosphäre über dem Pazifik eintreten lässt, wo er dann mitsamt seiner Müllfracht verglüht.
Wenn am Samstag die US-Raumfähre Discovery an der Station angelegt hat, wird sich die Masse des gesamten Orbitalkomplexes auf den Rekorwert von 500 Tonnen steigern und der druckdichte Raum für die Astronauten wird mehr als 1000 Kubikmeter betragen. Neben der Discovery und "Johannes Kepler" sind noch der japanische Raumfrachter HTV-2, zwei russische Sojus-Raumkapseln und ein russischer Progress-Raumfrachter an der ISS angedockt.
Tilmann Althaus
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