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Alzheimerdemenz: Die 5 wichtigsten Fragen zu Alzheimer

Wir beantworten die wichtigsten Fragen über die Ursachen von Alzheimer und erklären, welche Möglichkeiten Sie haben, der Krankheit vorzubeugen.
Alzheimer-Symbolbild Fotolia
Alzheimer ist der Schrecken des hohen Alters. Bei vollem Bewusstsein nach und nach Gedächtnis und Persönlichkeit zu verlieren, gilt vielen als eines der schrecklichsten Schicksale überhaupt. Doch die Wissenschaft ist dem Leiden auf der Spur – und es gibt Möglichkeiten, sich zu schützen.

Was ist die Ursache der Alzheimerkrankheit?

Anfang der 1990er Jahre schlugen Forscher die so genannte Amyloid-Kaskade als Ursache der Hirnschädigung vor. Demnach verklumpen Ansammlungen aus dem Proteinfragment β-Amyloid zu amyloiden Plaques, die Nervenzellen im Gehirn schädigen und damit die typischen Symptome der Alzheimerdemenz hervorrufen. Das β-Amyloid wiederum entsteht als "falsches" Spaltprodukt aus dem Vorläuferprotein APP. Es gibt zwei grundsätzliche Mechanismen, wie es zur Anreicherung kommt: Einerseits die so genannte sporadische Alzheimerdemenz, bei der das fehlerhafte Eiweiß schlicht nicht mehr schnell genug abgebaut wird, und andererseits den genetisch bedingten familiären Alzheimer. Dort führen Mutationen im Genom dazu, dass sich das β-Amyloid anreichert. Die Schädigung der Nervenzellen geht vermutlich auf so genannte Gliazellen zurück, die durch die Plaques aktiviert werden und eine für die Nervenzellen schädliche Immunreaktion auslösen. Für die Amyloid-Kaskade spricht die Existenz von Mutationen am APP-Gen, welche die Entstehung von β-Amyloid verhindern – Träger dieser Genvarianten erkranken nicht an Alzheimer. Allerdings kritisieren manche Wissenschaftler diese Interpretation und verweisen stattdessen auf Indizien, die auf andere Ursachen hindeuten. Beispielsweise ist noch völlig unklar, welche Bedeutung der zweite für Alzheimer typische Ablagerungstyp, die neurofibrillären Bündeln aus Tau-Protein haben – das heißt, ob die Veränderungen an diesem Protein Ursache oder Folge der Erkrankung sind. Außerdem vervierfachen zusätzliche Kopien einer bestimmten Variante des Gens APOE das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Das Gen kodiert für die Aminosäuresequenz des Apolipoproteins E, das im Blutplasma schwimmt und gut an das β-Amyloid bindet. Angesichts der fehlenden Erfolge von Behandlungen, die auf die amyloiden Plaques zielen, vertritt unter anderem der Entdecker von APOE, der Genetiker Allen Roses, die Ansicht, man müsse weiterhin auch andere mögliche Ursachen im Blick behalten.

Kann man Alzheimer vor dem Auftreten erster Symptome diagnostizieren?

Bisher noch nicht. Die bisherigen Diagnoseverfahren über Gedächtnistests oder Hirnscans funktionieren erst, wenn die Patienten bereits Hirnschäden erlitten haben und Symptome aufweisen. Nach Ansicht der meisten Forscher ist es zu diesem Zeitpunkt allerdings schon zu spät für eine effektive Behandlung, da sich das β-Amyloid schon zwei bis drei Jahrzehnte vor den ersten Symptomen ablagert. Deswegen suchen Forscher nach kleinen Molekülen in Blut und anderen Körperflüssigkeiten, die eine Alzheimererkrankung zuverlässig anzeigen, lange bevor merkliche Schäden auftreten. Bisher war die Suche nach diesen Biomarkern jedoch nicht erfolgreich. Als aussichtsreichster Kandidat gilt das β-Amyloid selbst, das in gewissen Mengen in der Hirnflüssigkeit auftritt und dessen Verschwinden die Ablagerung im Gehirn anzeigt. Mit Hilfe dieses Proteins können Ärzte in 80 Prozent der Fälle Alzheimer  von anderen Demenzerkrankungen unterscheiden – je früher allerdings die Krankheit entdeckt werden soll, desto unsicherer wird die Diagnose. Das gleiche Problem betrifft auch andere Biomarker wie zum Beispiel eine lösliche Form des APP.

Welche Therapieansätze gibt es für Alzheimer?

Alzheimer ist mit den derzeit vorhandenen Therapien nicht heilbar – Medikamente wie Azetylcholinesterase oder NMDA-Hemmer lindern zwar die Symptome, hindern die Krankheit jedoch nicht daran, unaufhaltsam fortzuschreiten. Die meisten kurativen Therapieansätze zielen auf das β-Amyloid und die Plaques. Die größten Hoffnungen setzten Mediziner bisher auf eine Impfung gegen das schadhafte Protein, um so mit Hilfe des Immunsystems seine Anreicherung zu unterbinden. Dieser Ansatz stieß allerdings auf erhebliche Schwierigkeiten.

So ist nicht absehbar, was passiert, wenn man gegen ein natürlich im Körper vorkommendes Protein impft, dessen Funktion im Gehirn bisher unbekannt ist. Das größte Problem ist jedoch, dass man potenzielle Impfstoffe lediglich an bereits schwer erkrankten Patienten ausprobiert hat – eigentlich müsste man solche Wirkstoffe an jungen Patienten testen, lange bevor erste Symptome auftreten. Eine solche Studie aber ist medizinethisch nicht zu vertreten. Andere immunologische Ansätze haben ebenfalls ihre eigenen Probleme. Zum Beispiel haben Antikörper gegen das Protein und seine Plaques in einigen Studien an Mäusen gezeigt, dass sie den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen können. Bis jetzt ist allerdings nicht klar, wie das genau funktioniert – zumal es bisher nicht gelungen ist, diese Erfolge in klinischen Studien an Menschen zu wiederholen. Auf die Reparatur der Schäden wiederum zielt die Stammzelltherapie ab. Stammzellen können selbsttätig in geschädigte Bereiche des Gehirns einwandern und dort neue Neurone bilden. Bisher hat man diese Erkenntnis jedoch noch nicht klinisch nutzbar machen können. Interessant, aber noch kaum erforscht sind die Effekte von Antirheumatika wie Diclofenac, die laut Beobachtungen das Alzheimerrisiko unter bestimmten Umständen drastisch senken.

Kann man der Entstehung von Alzheimer vorbeugen?

Experten sind sich sicher, dass man einen beträchtlichen Teil des Alzheimerrisikos selbst in der Hand hat. Studien deuten darauf hin, dass regelmäßige geistige Aktivität sowie hohe Bildung das Risiko einer Alzheimererkrankung ebenso senkt wie soziales und kulturelles Engagement – wer geistig rege bleibt, ist zumindest teilweise geschützt. Außerdem spielen gesunde Ernährung und Sport eine große Rolle, denn Übergewicht und Bluthochdruck in der Lebensmitte (etwa zwischen 35 und 50) sind wichtige Risikofaktoren. Unbedingt vermeiden sollte man nicht nur im Hinblick auf das Alzheimerrisiko Schläge auf den Kopf, wie sie zum Beispiel beim Boxen oder Rugby, aber auch bei Fahrradunfällen vorkommen  – die nämlich fördern ebenfalls diverse Formen der Demenz.

Sollte man sich auf Risikofaktoren für Alzheimer genetisch testen lassen?

Alzheimer hat durchaus eine genetische Komponente – Mutationen in den Genen für die betroffenen Proteine verändern das Erkrankungsrisiko teilweise erheblich. Allerdings sind nur etwa fünf Prozent der Alzheimerfälle erblich bedingt, und umgekehrt gilt als wichtigster Risikofaktor für Alzheimerdemenz nach wie vor ein hohes Alter. Deswegen liefert ein Gentest keine klare Auskunft. Andersherum verringern die möglichen Vorbeugungsmaßnahmen das Risiko für so viele unterschiedliche Erkrankungen, dass sich unabhängig vom individuellen Alzheimerrisiko eine gesunde Lebensweise einfach lohnt.

(Dank an Michael Heneka vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) in der Helmholtz-Gemeinschaft)

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