Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Schätze des Winterhimmels
Das neue Jahr beginnt traditionell mit einem Feuerwerk. Durch den Neumond am 6. Januar kann man die tiefen Einblicke in die Schätze des Winterhimmels besonders genießen. Das schönste Juwel ist wohl der große Orionnebel Messier 42/43. Er befindet sich mitten im auffälligen Sternbild Orion, in den Sternen des Schwerts unter den drei Gürtelsternen Alnitak, Alnilam und Mintaka (v.l.n.r.). Der Orionnebel ist unter sehr dunklem Himmel schon mit bloßem Auge zu erkennen. Im Fernglas ist er aber sicher zu sehen und natürlich ein Prachtobjekt in jedem Teleskop. Besonders um das helle Zentrum zeigen sich ausgeprägte Staubwolken. Im Zentrum beleuchten die vier Sterne des so genannten Trapezes den Nebel.
Viele Beobachter mit mittleren und größeren Amateurteleskopen berichten von Sichtungen der Farben des Nebels. Von welchen Faktoren das Farbsehen abhängt, ist noch nicht genau geklärt. Sicher ist jedoch, dass das Objekt relativ hell sein muss. Kompakte Objekte, wie zum Beispiel helle Planetarische Nebel, sind ideal dafür geeignet. Umso erstaunlicher, dass es auch bei einem so ausgedehnten Objekt wie dem Orionnebel funktioniert. Der Nebel ist eine Kombination aus Emissions- und Reflexionsnebel. Ich hatte selbst schon das Vergnügen, die Farben zu sehen. Das Zentrum leuchtet in einem Hauch von Grün, die Schwingen in Dunkelblau und die Ausläufer in einem sehr dunklen Bordeauxrot. Ein Nebelfilter hilft hier zwar, indem er den Hintergrund abdunkelt und so den Kontrast erhöht, er färbt jedoch durch die enge Bandbreite auch den Nebel ein und kann natürlich nicht zum Erkennen der Farben genutzt werden.
Ein weiterer toller Nebel im Orion ist leider sehr viel schwerer zu beobachten: Direkt am Stern Alnitak liegt der Flammende Baum NGC 2024 und der Pferdekopf-Nebelkomplex NGC 2023. Der Pferdekopf ist eine kleine dichte Staubwolke vor einem rot leuchtenden Wasserstoffhintergrund. Dieser ist allerdings so leuchtschwach, dass an Farbsehen nicht zu denken ist. Selbst bei optimalen Bedingungen ist ein relativ großes Amateurteleskop ab etwa 20 bis 25 Zentimeter Durchmesser und ein H-beta-Filter notwendig. Besonders der Filter entscheidet hier über Sehen und Nichtsehen. So schwer die beiden auch zu beobachten sind, so einfach lassen sie sich fotografieren. Schon wenige Minuten mit einer nachgeführten, rotempfindlichen Kamera zeigen die Nebel inklusive deren kräftige Farben. Wenn man das Sternbild noch etwas länger ablichtet, erscheint auch der so genannte Barnards Loop. Ein fast geschlossener, kreisrunder Supernova-Überrest, der den gesamten unteren Orion umschließt. Der Orionnebel und Flammen- und Pferdekopfnebel sind alle Teil eines riesigen Nebelgebiets mit Staubwolken, das sich über das gesamte Sternbild erstreckt.
Der Krebsnebel (Messier 1) findet sich im Sternbild Stier und ist ein sehr spannender Emissionsnebel. Alte chinesische Schriften aus dem Jahr 1054 berichten von einem hellen, neuen Stern an dieser Stelle des Himmels. Heute ist dort der Krebsnebel zu sehen, die Überreste des sterbenden Sterns vor fast 1000 Jahren. Fotografien des Krebsnebels im Abstand eines halben Jahrhunderts zeigen sehr dynamisch, wie sich die äußeren Hüllen des früheren Sterns im All ausbreiten.
Im Teleskop zeigt sich ein grauer, ovaler Kokon. Größere Teleskope zeigen auch Details und Filamente in dem Nebel. Wenn die Bedingungen gut sind, ist eine höhere Vergrößerung ab 100-fach zu empfehlen. Auch ein Nebelfilter ist sehr hilfreich. Er dunkelt den Hintergrund ab und lässt das Licht des Nebels ungehindert durch. So erhöht er den Kontrast und macht feinere Details sichtbar.
Am 4. Januar 2019 bedeckt der Asteroid (548) Kressida den Stern TYC 1341-1263-1. Der Stern ist in den Zwillingen zu finden. Verlängert man die gerade Linie am Fuß von Kastor, trifft man direkt auf den 7,8 mag hellen Stern. Der Schatten des Asteroiden wird über Norddeutschland wandern und den Stern zwischen 21.41 und 21.43 Uhr MEZ für etwa 2,3 Sekunden verdunkeln. Der Stern ist unter guten Bedingungen schon mit einem Fernglas zu sehen. Wenn man das Ereignis jedoch durch ein Teleskop anschaut, hat man mehr Ruhe und kann sich besser auf das Geschehen konzentrieren.
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