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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Im Zentrum der Galaxis – Highlights der zweiten Julihälfte

Drei Kometen und das Zentrum des Milchstraßensystems mit attraktiven Gasnebeln laden in der zweiten Julihälfte zum Beobachten ein.
Das Zentrum der Milchstraße
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

Der Mond erreicht Mitte Juli die Neumondphase. Nach dem 16. Juli lässt er sich kurz nach Sonnenuntergang als schmale Sichel beobachten. Das gibt in den sowieso sehr kurzen Sommernächten wieder die Gelegenheit, die leuchtschwächeren Himmelsobjekte anzupeilen. Nutzen Sie dafür vor allem die Mitte des Monats, denn am 31. Juli ist schon wieder Vollmond. Dazwischen ist am 26. Juli nach Mondaufgang bis etwa 02:00 Uhr MESZ auf dem Erdtrabanten erneut der Lichteffekt des "Goldenen Henkels" um den Sinus Iridum zu sehen.

Am 16. Juli begegnen sich morgens kurz vor Sonnenaufgang um 06:30 Uhr wieder zwei Planeten. Merkur und Mars gehen zusammen vor der Sonne auf und kommen sich mit 8,2 Bogenminuten noch näher als Venus und Jupiter vor zwei Wochen. Leider ist der Himmel um diese Zeit in unseren Breiten dann schon ziemlich hell. Einen Versuch ist diese Konjunktion am frühen Morgen jedoch auf jeden Fall wert. Nach Sonnenuntergang kann am Abendhimmel auch Saturn beobachtet werden. Der Ringplanet erreicht zu diesem Zeitpunkt seine höchste Stellung über dem Südhorizont.

Die Konjunktion von Merkur und Mars am frühen Morgen des 16. Juli 2015 | Kurz vor Sonnenaufgang lässt sich die Konjunktion von Merkur und Mars am Morgen des 16. Juli 2015 beobachten. Dieses Ereignis ist wegen des geringen Winkelabstands zur Sonne leider nicht sehr einfach zu sehen, es lohnt sich jedoch ein Versuch.
Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im Juli empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik "Aktuelles am Himmel", die in jedem Heft von "Sterne und Weltraum" erscheint.

Zurzeit sind auch drei Kometen sichtbar. Sie erhalten nicht so viel Aufmerksamkeit, da sie alle weniger als 10 mag Helligkeit erreichen, sie sollten aber in mondlosen Nächten gut im Teleskop zu sehen sein. Der hellste der drei Schweifsterne ist C/2014 Q2 Lovejoy. Er entfernt sich weiter von der Erde und hält sich dabei mit 10,5 mag im Sternbild Drache auf. Ein weiterer Vertreter ist 141P/Machholz. Er befindet sich im Sternbild Dreieck in der Nähe der Andromeda und ist rund 10,8 mag hell. Der letzte und schwierigste der Reihe ist 88P/Howell. Er steht im Walfisch und ist nur in einem kleinen Zeitfenster zu sehen, wenn das Sternbild Walfisch hoch genug am Firmament ist, aber der Himmel noch nicht wieder zu hell ist. Sie können die Kometen in einem Zeitfenster von etwa ein bis drei Stunden zwischen 00:00 und 03:00 Uhr MESZ beobachten.

Aufsuchkarte für die Kometen 141P/Machholz und 88P/Howell | In den Sternbildern Perseus und Fische lassen sich die Kometen 141P/Machholz und 88P/Howell beobachten. Sie sind jedoch mit Helligkeiten von weniger als 10 mag nur mit einem Teleskop zu sehen.
Aufsuchkarte für den Kometen C/2014 Q2 Lovejoy | In den Sternbildern Drache und Kleiner Bär lässt sich in der zweiten Julihälfte der Komet C/2014 Q2 Lovejoy beobachten.

In den lauen Sommernächten kann man sich natürlich auch einfach ins Gras oder auf eine Liege legen, den Sternenhimmel genießen und Sternschnuppen zählen. Aktuell sind die so genannten Beta-Cassiopeiden im Maximum. Dieses beträgt jedoch gerade einmal zehn Sternschnuppen pro Stunde. Es könnten sich allerdings noch ein paar verirrte Perseiden dazugesellen. Von ihnen zeigen sich schon einzelne Meteore und sie erreichen Mitte August ihr Maximum mit immerhin rund 100 Sternschnuppen pro Stunde.

Sternschnuppen des Perseidenstroms 2012 | Die schönsten Perseiden aus dem Jahr 2012 sind in diesem Bild zu sehen. Der Sternschnuppenstrom wird durch den Kometen Swift-Tuttle verursacht und erreicht immer Mitte August sein Maximum. Das Bild stellte Erich Meyer aus 16 Einzelaufnahmen zusammen.

In den mondlosen Nächten lohnt sich besonders ein Blick in Richtung des Zentrums unserer Galaxis, der Milchstraße. Es liegt für unsere Augen verborgen hinter einem dichten Staubwolkenschleier am Südhorizont in der Nähe des Sternbilds Schütze. Um das Zentrum herum gibt es viele Wasserstoff-Nebelgebiete, die sich auch schon gut im Fernglas erkennen lassen. Am besten beobachten lassen sich die Messier-Objekte 8, 16, 17 und 20. Messier 16 ist der Adlernebel. In diesem Nebelgebiet befindet sich wohl eines der berühmtesten Motive des Weltraumteleskops Hubble, die "Säulen der Schöpfung". Unter guten Bedingungen können Sie diese Strukturen auch im Teleskop ab einer Öffnung von 250 Millimetern sichten. Messier 17 liegt gleich daneben und ist unter den Namen Schwanen- oder Omeganebel bekannt. Er ist einer meiner persönlichen Favoriten und ich finde ihn deutlich schöner als Messier 16. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Die Emissionsnebel Messier 16 und 17 | Die beiden Wasserstoffnebelgebiete Messier 16 und 17 bilden ein schönes Paar. Der Adlernebel ist rechts oben zu sehen, der Schwanen- oder Omeganebel links unten. Das Bild wurde von Tobias Häusler in der Eifel mit einem 200-Millimeter-Teleobjektiv etwa eine Stunde lang belichtet.

Noch weiter südlich in Richtung des galaktischen Zentrums treffen Sie auf Messier 8, den großen Lagunennebel. Bei ihm erkennt man deutlich ein dickes Staubband, das ihn in zwei Hälften teilt. Wenn man schon einmal in diese Richtung schaut, nimmt man auch noch den Trifidnebel (Messier 20) direkt daneben mit. Er besteht aus einem blauen und einem rosa Teilbereich, und wird durch Staubbänder in drei Teile aufgespalten. Bei all diesen Nebelgebieten ist ein Nebelfilter (UHC oder sogar OIII) extrem hilfreich und kann besonders bei Details über Sehen und Nichtsehen entscheiden. Die Nebelgebiete selbst lassen sich an einem dunklen Standort aber schon einfach mit bloßem Auge ausmachen.

Lagunennebel Messier 8 | Nahe des Zentrums der Milchstraße ist der große Lagunennebel Messier 8 zu finden. Der kleine Nebel rechts oben ist der Trifidnebel Messier 20. Das Bild wurde von Tobias Häusler in der Eifel mit einem 200-Millimeter-Teleobjektiv etwa eine Stunde lang belichtet.

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