Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Schönheiten am Winterhimmel
Anfang Dezember ist wieder Vollmond, und der Erdtrabant steht am 3. Dezember direkt neben Aldebaran und dem offenen Sternhaufen der Hyaden. Er befindet sich im v-förmigen Teil des Sternbilds Stier, der die Hörner des mythologischen Tiers darstellt. Die Hyaden sind von uns rund 150 Lichtjahre entfernt. Mitte Dezember erscheint der Mond nur noch als eine schmale Sichel und geht am frühen Morgen des 15. Dezember kurz nach den Planeten Mars und Jupiter auf.
In der selben Nacht lassen sich auch recht viele Sternschnuppen beobachten. Die Geminiden, die scheinbar aus dem Sternbild Zwillinge kommen, durchlaufen mit rund 80 Sternschnuppen pro Stunde ihr Maximum. Dieser Wert gilt allerdings für optimale Sichtbedingungen wie einen klaren, dunklen Himmel und einen hohen Stand des Sternbilds Zwillinge über dem Horizont. Die Geminiden sind vermutlich kleine Partikel des erloschenen Kometen (3200) Phaeton, der sich jetzt langsam auflöst. Die Sternschnuppen haben eine Geschwindigkeit von rund 36 Kilometern pro Sekunde und erzeugen somit mittelschnelle Meteore.
Der Winterhimmel bietet einiges für den Beobachter: Schon dem bloßen Auge zeigt sich in der Nähe des Sternbilds Stier der offene Sternhaufen der Plejaden, auch Siebengestirn genannt. Diese auffällige Ansammlung von heißen, blauweiß leuchtenden Sternen befindet sich mitten in einem großen Gebiet aus galaktischem Zirrus. Das sind ausgedehnte Wolkenstrukturen aus Staub und Gas, die man normalerweise nicht sehen kann, da die interstellare Materie von sich aus nicht leuchtet. Die Sterne der Plejaden sind jedoch darin eingebettet und beleuchten diese Wolken, die das Licht reflektieren. Daher zeigt sich auf lang belichteten Bildern der Plejaden immer ein blauer Reflexionsnebel um die hellsten Sterne. Der Nebel ist visuell sehr schwer im Teleskop zu sehen. An dem hellen Stern Merope gelingt es aber unter sehr guten Bedingungen doch etwas auszumachen, und man kann den so genannten Merope-Nebel erkennen. Die Plejaden werden am besten mit kleiner Vergrößerung oder sogar nur mit dem Fernglas beobachtet, damit der Haufencharakter nicht verloren geht.
Der galaktische Zirrus zieht sich weiter bis zum Perseus, wo sich ein tiefroter Emissionsnebel zeigt. Der Kalifornianebel NGC 1499 befindet sich genau am Stern Menkip oder xi Persei. Er erscheint ähnlich groß wie die Plejaden, leuchtet aber sehr schwach. Am besten beobachtet man ihn ebenfalls bei sehr kleiner Vergrößerung unter einem tiefdunklen und klaren Himmel. Im dicht besiedelten Mitteleuropa wird meistens ein H‑Beta‑Filter benötigt, um den Nebel zu sehen. Dieser unterdrückt aber nicht nur das künstliche Licht, sondern auch das Licht der umgebenden Sterne in der Wintermilchstraße, während er die H‑Beta‑Linie hervorhebt. Der Kalifornianebel und der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion sind neben einigen wenigen planetarischen Nebeln leider die einzigen Nebel, die von diesem Filter profitieren.
Passend zur Jahreszeit und den Temperaturen finden sich aber noch andere Objekte am Nachthimmel, die sich zudem einfacher beobachten lassen: Der Eskimonebel NGC 2392 hat seinen Namen durch seine Ähnlichkeit mit einem Gesicht mit Kapuze, das man bei einer Vergrößerung ums 150‑-Fache mit etwas Fantasie erkennen kann. Der Eskimonebel ist nur 10 mag hell, daher wird mindestens ein Teleskop mit 20 Zentimeter Öffnung benötigt, um ihn zu sehen und dabei höher vergrößern zu können. Der planetarische Nebel befindet sich im Sternbild Zwillinge, etwas unterhalb des Sterns Wasat oder Delta Gemini.
Zwischen dem Kleinen Hund mit dem Stern Prokyon und dem berühmten Himmelsjäger Orion befindet sich das unscheinbare Sternbild Einhorn, lateinisch: Monoceros. Am nördlichsten Hauptstern 15 Monocerotis liegt der Weihnachtsbaum-Sternhaufen. Er sollte schon in einem guten Fernglas zu erkennen sein, in einem kleinen Teleskop bei geringer Vergrößerung aber auf jeden Fall. Der Stern bildet den Stamm des Weihnachtsbaums. Wenn wir seinen Ästen weiter bis an die Spitze folgen, begegnet uns der Konusnebel als Krönung des Baumes. Um den Konusnebel zu sehen, wird jedoch ein etwas größeres Teleskop ab 20 Zentimeter Öffnung benötigt. Ein Nebelfilter ist hier ebenfalls hilfreich.
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