Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Kugelsternhaufen und Doppelsterne im Mai
Der Mond nimmt nach Monatsanfang wieder ab und erreicht am 15. Mai Neumond. Ohne das störende Mondlicht können Sie also wieder in der ersten Nachthälfte leuchtschwache Himmelsobjekte beobachten. Aber auch hellere Objekte profitieren von wenig Streulicht. Die Planeten zeigen sich zum Beispiel in viel höherem Kontrast. Jupiter steht mitten in der Waage, der gelbliche Saturn befindet sich zurzeit im Schützen, und der rötliche Mars geht am frühen Morgen zwischen Schütze und Steinbock auf.
Mit Messier 13 und 92 im Herkules zeigen sich schon die ersten Boten des Sommerhimmels. Messier 13 ist wohl der bekannteste Kugelsternhaufen in unseren Breiten und auch einer der hellsten. Er befindet sich unter Eta Herculi, dem rechten Schulterstern des Herkules. Messier 92 liegt etwas außerhalb dieses Trapezes, quasi im Kopf der Figur. Der Kugelsternhaufen ist etwas leuchtschwächer als Messier 13, aber mindestens genauso schön. Weitere aktuelle Kugelsternhaufen sind Messier 3 zwischen dem Bärenhüter und dem Haar der Berenike und Messier 53, der sich etwas weiter in Richtung Jungfrau südlich davon befindet.
Aber nicht nur die Objekte zwischen den Sternen sind interessant und schön anzuschauen. Auch die Sterne selbst haben ihren Reiz. Viele Sterne stehen nicht allein, sondern haben einen oder mehrere Begleiter. Epsilon Bootis im Bärenhüter ist so ein Doppelstern. Der größere Stern ist ein Riese des Spektraltyps K1 mit der 500-fachen Leuchtkraft der Sonne. Seine orangegelbe Farbe liefert einen schönen Kontrast mit dem zweiten Stern vom Spektraltyp A, der daneben grünlich blau aussieht. Der Abstand der beiden Sonnen beträgt nur 2,8 Bogensekunden, und der recht große Helligkeitsunterschied von 2,5 Magnituden macht diesen Doppelstern zu einer Herausforderung für kleinere Teleskope unter 100 Millimeter Durchmesser. Das Sternenpaar ist durch Gravitation aneinandergebunden, hat aber eine Umlaufzeit von vielen Jahrhunderten. Seit der Entdeckung haben sich der Positionswinkel und der Abstand kaum verändert.
Alpha Herculis ist einer der schönsten Doppelsterne am Nachthimmel. Der hellere Stern hat eine rotgoldene Farbe, während sein Begleiter eher bläulich erscheint. Dieses Sternenpaar liegt etwa 382 Lichtjahre von der Erde entfernt. Auf dieser Distanz entspricht der Abstand zwischen den beiden Sternen ungefähr dem Siebenfachen der Größe unseres Sonnensystems. Sie umkreisen einander mit einer Periode von rund 3600 Jahren.
Gamma Virginis (Porrima) in der Jungfrau ist schon seit Langem das Beobachtungsziel von Profi- sowie Amateurastronomen. Im Jahr 2007 näherten sich die beiden Mitglieder dieses Doppelsternsystems bis auf nur 0,3 Bogensekunden Abstand an. In diesem Periastron – dem kleinsten Abstand mit gleichzeitig größter Geschwindigkeit relativ zueinander – erschien das System wie ein einzelner Stern. Innerhalb weniger Monate wurde die Trennung aber wieder sichtbar. Die Umlaufperiode beträgt 171 Jahre. Im Periastron sind die beiden Sterne nur drei Astronomische Einheiten oder etwa den Durchmesser des Marsorbits voneinander entfernt. Die Sterne sind dabei in Farbe und Helligkeit fast exakt gleich. Es sind beides Hauptreihensterne, die uns weiß oder leicht gelblich erscheinen und etwa viermal so hell leuchten wie unsere Sonne.
Der Polarstern oder Polaris ist sicher der bekannteste Stern am Nachthimmel. Fast jeder kennt seinen Namen, selbst wenn man nicht genau weiß, wo er am Himmel zu finden ist. Und sogar vielen Amateurastronomen ist nicht bekannt, dass es sich auch hierbei um einen Doppelstern handelt! Der kleine Begleiter mit einer Helligkeit von nur 9,1 mag lässt sich leicht übersehen, wenn man sich den Stern im Teleskop anschaut. Polaris selbst ist ein schwach leuchtender Überriese, der allerdings immer noch 1900-mal so hell wie unsere Sonne ist. Der Abstand zu seinem Begleiter beträgt ungefähr das 30-Fache des Sonnensystems. Dabei verändert sich der Winkel und Abstand der beiden Komponenten nur sehr wenig, was auf eine Umlaufperiode von vielen tausend Jahren schließen lässt. Besonders interessant ist, dass Polaris ein Veränderlicher vom Typ Cepheid ist. Seine Helligkeit ändert sich periodisch um 0,1 mag etwa alle vier Tage. Das ist allerdings so wenig, dass es bei der Beobachtung mit dem Teleskop nicht auffällt.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.