Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Deep-Sky mal anders – die Highlights der ersten Oktoberhälfte
Im Sternbild Schwan befindet sich ein riesiger Nebelkomplex mit vielen Staubwolken. Die meisten Nebel im Schwan sind einfach nur Stellen, an denen der rote Wasserstoffnebel hinter dem Staubvorhang zu sehen ist. Deutlich wird das, wenn man sich eine lange belichtete Panoramaaufnahme des Schwans ansieht.
Einer will allerdings nicht so ganz passen. Im Hals des Schwans findet man den "Crescent-", "Ohren-" oder "Sichelnebel" NGC 6888. Er beinhaltet im Gegensatz zur H-Alpha-Umgebung auch eine Hülle aus dreifach ionisiertem Sauerstoff (OIII). Im Teleskop ab sechs Zoll oder 150 Millimeter Öffnung ist er als ohrenförmiges Oval zu sehen, daher der Name. In größeren Teleskopen ab zwölf Zoll oder 300 Millimeter Öffnung kann man die Netzstruktur des kokonartigen Gebildes sehen. Auf Grund seines Aussehens könnte man ihn glatt für einen Planetarischen Nebel halten. Er wird allerdings von einem Wolf-Rayet-Stern beleuchtet und ist wohl aus diesem entstanden. Ein Wolf-Rayet-Stern ist ein Roter Riese am Ende seiner Lebensdauer. In Planetarischen Nebeln befinden sich dagegen Weiße Zwerge.
Der Krebsnebel Messier 1 liegt im Stier und ist derzeit am besten in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Er findet sich direkt über Zeta Tauri, der linken Hornspitze des Stiers. In kleinen Teleskopen erscheint er sehr unspektakulär als längliches Wölkchen und zeigt in größeren eine leicht zerfaserte Struktur. Seine volle Schönheit entfaltet er nur auf Fotos, dort ist der Nebel als buntes Netz aus Gasfilamenten zu sehen. Der Krebsnebel ist hauptsächlich für seinen Zentralstern, den Krebspulsar, bekannt. Der ursprüngliche Stern ist auf eine Größe von geschätzt nur noch 30 Kilometern zusammengeschrumpft und dreht sich unglaublich schnell, mehr als 30-mal pro Sekunde. Der Nebel selbst expandiert so schnell, dass auf Bildern mit nur wenigen Jahrzehnten Abstand schon eine deutliche Ausdehnung sichtbar ist.
Ein weiteres Objekt, das zu diesem Zeitpunkt schön im Zenit steht, ist der Californianebel NGC 1499. Er ist zwar sehr groß, aber nur im Licht von H-Beta zu sehen; auf Fotos zeigt er sich direkt als roter Nebelschleier. Um ihn visuell zu beobachten, benötigt man ein kleines Teleskop mit sehr geringer Vergrößerung oder ein gutes Fernglas. Das eigentliche Problem ist aber, dass auf jeden Fall exzellente Bedingungen und ein H-Beta-Filter benötigt werden. Ein solcher wirkt nur an einer Hand voll von Nebeln am Himmel und ist deshalb nicht sehr verbreitet. Er wird auch oft "Pferdekopfnebel-Filter" genannt, da dieser Nebel wohl das prominenteste Beispiel seiner Wirkung ist. Wenn man aber zusammen mit erfahrenen Beobachtern seinem Hobby nachgeht, findet sich meistens doch jemand, der diesen Filter sein Eigen nennt. Damit ist der Nebel als zerfasertes längliches Band bei Xi Persei im Perseus zu sehen. Mich hat es besonders gefreut, ihn mal live zu sehen, da ich ihn sonst immer nur auf Bildern bewundern konnte.
Je weiter es in Richtung Monatsmitte geht, umso früher bekommen wir wieder den Mond zu sehen. Er steht am 11. Oktober besonders nahe bei Merkur, der seine beste Morgensichtbarkeit kurz vor Sonnenaufgang vom 7. bis zum 12. Oktober um etwa 6:30 Uhr MESZ hat. Wer also früh aufstehen muss, sollte einen Blick zum Osthorizont wagen. Dort wird man außerdem auch von einer tollen Planetenparade überrascht: Vom 8. bis zum 11. Oktober tummeln sich hier Mond, Mars, Venus und Jupiter.
Es gibt im Oktober wieder eine interessante Sternbedeckung: Am 6. Oktober wird um 23:16 Uhr MESZ der Asteroid (5508) Gomyou den Stern HIP 12773 bedecken. Dieser Stern befindet sich direkt neben Omikron Arietis im Sternbild Widder und hat eine Helligkeit von 8,2 mag. Er sollte also unter guten Bedingungen noch gerade eben mit einem Fernglas zu sehen sein. Der Bedeckungspfad geht über Großbritannien (Swansea, Peterborough) über die Nordsee weiter nach Kiel, über die Ostsee, über Lettland nach Russland. Sein Helligkeitsabfall beträgt etwa 8 mag. Für den visuellen Beobachter wird der Stern also komplett verschwinden.
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