Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Was bietet die zweite Augusthälfte?
Am 22. August steht die zunehmende Mondsichel nur 1,7 Grad von Saturn entfernt zwischen den Sternbildern Waage und Skorpion. An diesem Abend bedeckt der Erdtrabant um etwa 22:50 Uhr MESZ den Stern Theta Librae. Der Stern ist mit 4,1 mag relativ hell und sehr einfach zu finden. Er liegt praktisch in der Verlängerung der linken Schere des Skorpions. Der Stern verschwindet hinter der unbeleuchteten Seite des Mondes und taucht rund eine Stunde später wieder hinter der beleuchteten Seite auf.
In der zweiten Nachthälfte sind Uranus und Neptun wieder zu sehen. Zuerst geht Neptun mit dem Wassermann auf, danach Uranus in den Fischen. Neptun ist mit einer Helligkeit von 7,8 mag gut zu beobachten: Er steht zurzeit in einem ziemlich leeren Bereich zwischen den Sternen Lambda, Delta und Theta Aquarii. Weiter östlich entlang der Ekliptik lässt sich Uranus auffinden. Er steht direkt neben dem kleinen Stern 88 / Zeta Piscium im großen Sternbild Fische. Uranus ist mit 5,7 mag viel heller als Neptun und auch seine Farbe erscheint etwas anders. Während Neptun für mich im Teleskop wie ein tief dunkelblaues Pünktchen wirkt, zeigte die Praxis, dass verschiedene Beobachter Uranus unterschiedlich sehen. Viele berichten von ihm als türkisfarben, ich persönlich sehe ihn eher grün, andere eher bläulich.
Der Asteroid (4) Vesta ist noch immer am Nachthimmel zu sehen. Er geht in der zweiten Nachthälfte über dem Sternbild Walfisch auf und schlägt in den letzten beiden Augustwochen einen kleinen Bogen vorbei am Stern 25 Ceti. Mit 6,7 mag ist Vesta noch gut im Fernglas zu sehen, man sollte allerdings warten, bis er ein wenig weiter über den Horizont gestiegen ist. Der Asteroid (15) Eunomia ist schon etwas früher zu sehen. Er befindet sich höher über dem Horizont links unter dem Pegasus-Quadrat und macht ebenfalls einen kleinen Bogen um den Stern 52 Piscium, bewegt sich also streng genommen noch in den Fischen. Seine Helligkeit beträgt rund 8,5 mag. Daher ist die Beobachtung mit dem Fernglas nur noch unter einem sehr dunklen Himmel möglich, besser nutzt man dafür gleich ein kleines Teleskop.
Ein Tipp für Karibikurlauber:
Am 3. September wird der Asteroid (112) Iphigenia den hellen Stern HIP 32246, auch bekannt als Epsilon Geminorum (Mebsuta), für rund 2,5 Sekunden bedecken. Der Stern mit etwa 3 mag Helligkeit wird dann 12 mag dunkler, verschwindet also komplett für den Beobachter mit einem kleinen Reiseteleskop. Der Bedeckungspfad erstreckt sich über den ganzen Erdball und beginnt am 3. September 2015 um 09:17 Uhr UT – 04:17 Uhr Ortszeit in der Karibik. Theoretisch wäre das Ereignis auch an den schönen Urlaubszielen Ägypten, Madeira und Nordafrika zu sehen, allerdings ist dort die Sonne um diese Zeit schon längst aufgegangen. Die besten Chancen hat man daher auf den Bahamas und in Mexiko.
An unserem Sternenhimmel
Hoch im Zenit halten sich zurzeit die Sternbilder Schwan, Kepheus und die unscheinbare Eidechse auf. Dazwischen befindet sich der offene Sternhaufen Messier 39. Er besteht aus wenigen hellen Sternen in einer Dreiecksformation. Durch die Lage mitten in der Sommermilchstraße gibt es in dieser Ecke sehr viele verstreute Sternhaufen mit dem Fernglas oder einem kleinen Teleskop zu entdecken. Daneben befindet sich zum Beispiel IC 5146, der Kokon-Nebel, der am Ende einer galaktischen Dunkelwolke eingebettet ist. Um ihn zu sehen, benötigt man allerdings ein Teleskop mit einer Öffnung von mindestens 20 Zentimetern und einen sehr dunklen Himmel.
Ebenfalls in dieser Region liegt der My-Cephei-Nebel. Er ist für eine besondere Nebelstruktur in seinem Inneren bekannt, die auch "Elefantenrüssel" genannt wird. Es ist eine ähnliche Staubwolke wie die berühmten "Säulen der Schöpfung" im Adlernebel. Der My-Cephei-Nebel ist nach dem in ihm befindlichen tiefroten Stern benannt, der auch als Granatstern bezeichnet wird. Er ist der röteste Stern am Nachthimmel und sogar veränderlich. Das bedeutet, seine Helligkeit variiert innerhalb von wenigen Jahren zwischen 3,7 und 5,0 mag.
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