Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Venus und Mars am Abendhimmel
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und pünktlich zum Jahreswechsel gibt es wieder mondlose Nächte, denn am 29. Dezember ist Neumond. Die Herbststernbilder wie Pegasus und Fische stehen nur am Abend noch hoch am westlichen Himmel, gehen aber zur zweiten Nachthälfte rasch über dem Westhorizont unter. In der Mitte der Nacht zeigen sich zu dieser Jahreszeit die Wintersternbilder hoch im Süden, somit sind der Himmelsjäger Orion, die Zwillinge und der Große Hund mit dem hellen Stern Sirius die ganze Nacht über zu sehen. Doch in der zweiten Nachthälfte kündigt sich mit dem markanten Löwen im Osten schon wieder der Frühling an, auch wenn bis dahin noch einige Zeit verstreicht.
Am frühen Abend strahlt zurzeit die helle Venus kurz nach Sonnenuntergang im Westen. Sie überholt im März die Erde auf ihrer Bahn und kommt uns damit immer näher. Die Beobachtung der Venus als "Abendstern" ist daher im Moment besonders reizvoll. Sie wird im Teleskop Tag für Tag etwas größer erscheinen und dabei eine immer schmaler werdende Sichel (Phase) zeigen. Dass die Venus so hell leuchtet, liegt daran, dass sie von einer permanenten annähernd weißen Decke aus Wolken umgeben ist, die niemals aufreißt. Die Wolkendecke reflektiert rund 70 Prozent des auftreffenden Sonnenlichts zurück in den Weltraum. Venus lässt sich prinzipiell den ganzen Tag über beobachten, wenn sie über dem Horizont steht und man ihre Position am Himmel genau kennt. Bitte warten Sie aber zu Ihrer eigenen Sicherheit bis nach Sonnenuntergang, damit Sie mit Ihrem Teleskop nicht versehentlich ungeschützt auf die Sonne schauen.
Der zweite Stern, der schräg links über der Venus sichtbar wird, ist ebenfalls keiner. Es ist der Planet Mars, der sich schon an seiner rötlichen Färbung erkennen lässt. Wir entfernen uns gerade von ihm, so dass er mit der Zeit im Teleskop immer kleiner erscheint. Folgt man einer gedachten Linie durch diese zwei Planeten am Himmel in Richtung Osten – der so genannten Ekliptik –, so trifft man auf zwei weitere Planeten. Ganz in der Nähe von Mars befindet sich Neptun. Er ist zwar etwa viermal so groß wie die Erde, aber mit einer Distanz von 30 Astronomischen Einheiten (30 AE, das entspricht dem 30-fachen Abstand von der Erde zur Sonne) auch etwa 20-mal so weit entfernt von uns wie der Mars. Selbst bei hoher Vergrößerung zeigt er sich im Teleskop nur als kleiner blauer Stecknadelkopf. Etwas besser sieht man aber den nächsten Planeten auf dem Weg entlang der Ekliptik in Richtung Osten. Uranus steht schon seit geraumer Zeit im Sternbild Fische. Mit knapp 20 AE ist er uns deutlich näher als Neptun; und da er fast genauso groß ist, sieht Uranus im Teleskop auch schon etwas spektakulärer aus. Details auf den beiden Planeten lassen sich leider nicht ausmachen, allerdings zeigen sich bei sehr guten Bedingungen mit einem größeren Teleskop einige der Uranusmonde.
Von Großbritannien und Nordeuropa aus ist am 20. Dezember eine Sternbedeckung zu sehen. Dabei verdunkelt der Asteroid (2041) Lancelot den 6,2 mag hellen Stern 5 Ceti im Sternbild Walfisch für etwa 1,1 Sekunden. Der Bedeckungspfad erstreckt sich von der Karibik über den Atlantischen Ozean weiter über Irland und Schottland bis nach Skandinavien. Je nach Standort variiert der Zeitpunkt der Bedeckung zwischen 19:35 Uhr in der Karibik bis 19:43 Uhr MEZ kurz nach dem Nordkap, wobei das Ereignis nur in Europa sichtbar ist, da in der Karibik die Sonne bei der Bedeckung hoch am Himmel steht.
Demnächst ist wieder ein Komet am Himmel zu sehen: C/2015 V2 (Johnson) ist leider (noch) nicht spektakulär und nur mit größeren Instrumenten zwischen dem Bärenhüter und dem Großen Bären zu sehen. Den kleinsten Abstand zur Erde erreicht er im Frühjahr, und sein Perihel durchläuft er im Sommer 2017. Dabei passiert er nur knapp die Marsbahn. Am Nachhimmel bewegt er sich Richtung Osten und macht dann im April bei Herkules kehrt. Danach zieht er knapp an Arktur im Bärenhüter vorbei und verschwindet über Jungfrau und Wasserschlange im Spätsommer an den Südhimmel. Seine maximale Helligkeit wird auf 6 bis 7 mag geschätzt, und für Anfang Juni wird erwartet, dass er sich dann leicht mit einem Feldstecher sichten lässt. Allerdings ist die Vorhersage von Kometenhelligkeiten immer mit großen Unsicherheiten behaftet. Im Moment ist C/2015 V2 (Johnson) jedoch mit etwa 12 mag noch sehr leuchtschwach.
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