Galaxienkollision: Die elliptische Galaxie NGC 4696 im Sternbild Zentaur
Eigentlich müsste NGC 4696 wie die meisten elliptischen Galaxien wie ein rundlicher Fleck erscheinen, dessen Helligkeit zu den Rändern hin ganz allmählich abnimmt. Elliptische Galaxien besitzen keine Spiralarme und zeigen auch sonst kaum Strukturen. Sie bestehen ganz überwiegend aus älteren, rötlichen und massearmen Sternen mit langer Lebensdauer und enthalten kaum Gas und Staub, aus denen sich neue Sterne bilden könnten.
Bei NGC 4696 ist es jedoch anders, hier erstreckt sich ein gewundenes Band aus Gas und Staub über rund 30 000 Lichtjahre über das Antlitz der Welteninsel. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stieß NGC 4696 vor einigen hundert Millionen Jahren mit einer kleineren, staubreichen Galaxie zusammen und nahm ihre Sterne und ihre Gas- und Staubmassen in sich auf.
Beobachtet man NGC 4696 im Licht des ionisierten Wasserstoffs, der rötlichen H-alpha-Strahlung, so zeigen sich feine dünne Filamente, welche die Galaxie durchziehen. Auf diesem Bild sorgen sie für eine zarte Marmorierung des hellen Galaxienzentrums.
NGC 4696 wirkt im sichtbaren Licht und im nahen Infraroten sehr ruhig, dies ändert sich, wenn man sie im Röntgenlicht mit dem Röntgensatelliten Chandra betrachtet. In ihrem Zentrum verbirgt sich ein extrem massereiches Schwarzes Loch, das zwei Gasstrahlen annähernd mit Lichtgeschwindigkeit ausstößt. Diese so genannten Jets erstrecken sich über zehntausende von Lichtjahren. Sie haben große Gasblasen um die Galaxie herum aufgebaut, die im Radiowellenbereich strahlen.
Das Falschfarbenbild von NGC 4696 vom Weltraumteleskop Hubble entstand mit der Advanced Camera for Surveys im sichtbaren Licht bei 435 Nanometer und im nahen Infraroten bei 814 Nanometer. NGC 4696 ist rund 150 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Sie ist mit einem Durchmesser von rund 90 000 Lichtjahren die größte und auch massereichste Galaxie des Zentaurus-Galaxienhaufens.
Tilmann Althaus
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