News: Die Erde tiefgefroren
Wenn Pflanzen oder Bakterien Photosynthese treiben, nehmen sie bevorzugt Kohlendioxid mit dem leichten Kohlenstoffisotop12C auf. Das schwerere 13C lassen sie eher zurück. Rein chemische Reaktionen, an denen keine Lebewesen beteiligt sind, verhalten sich meist weniger wählerisch. Die Wissenschaftler untersuchten das Verhältnis der Isotope in Ablagerungen, die sie in Namibia einsammelten. Vor rund 700 Millionen Jahren war dort der Küstenbereich eines Ozeans.
In den ältesten Schichten wurde Kohlenstoff anscheinend jeweils zur Hälfte durch chemische und durch biologische Prozesse dem Ozean entzogen, berichtet Hoffman. Mit der herankommenden Eiszeit nahm der biologische Anteil ab, so als ob sich das Eis langsam über den gesamten Globus erstreckt hätte. Während die glazialen Ablagerungen selbst keine aussagekräftigen Isotopenverhältnisse liefern, sieht es nach einer darüber liegenden Carbonatschicht so aus, als sei die biologische Aktivität so gut wie völlig zurückgegangen und habe sich nur langsam wieder erholt. "Es ist schwer vorstellbar, daß ein anderer Mechanismus als eine weltweite Eiszeit die [biologische] Produktivität so weit runterfahren könnte", sagt Hoffman.
Er nimmt an, daß es zumindest einige freie Flecken im Eis gegeben hat, in denen Mikroorganismen und vielzellige Algen überleben konnten. Seiner Ansicht nach sind aus ihnen später alle heutigen Lebensformen hervorgegangen. Das war aber erst möglich, als über Millionen Jahre vulkanisches Kohlendioxid dem Erdinnern entwich und einen Treibhauseffekt verursachte, durch den der Eispanzer zurückgedrängt wurde.
Allerdings sind nicht alle Wissenschaftler überzeugt, daß die Vereisung solche Ausmaße gehabt hat. Louis Derry von der Cornell University hält die Daten für sehr interessant, "aber es ist ziemlich spekulativ". Bleibt also abzuwarten, ob die Schneeballtheorie eine hitzige wissenschaftliche Diskussion überstehen kann.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.