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Österreich: Die erste Schmiedin der Frühbronzezeit

Die erste Schmiedin der Frühbronzezeit

Welche gesellschaftliche Stellung besaß die Frau in der frühen Bronzezeit? Für eine klare Antwort auf diese Frage fehlten den Prähistorikern bislang schlicht aussagekräftige Belege. Ein wenig Licht ins Dunkel könnte nun ein Grabfund im österreichischen Geitzendorf bringen: Dort, eine Autostunde nördlich von Wien, legten Archäologen die rund 4000 Jahre alten Überreste einer Feinschmiedin frei. Bisher ging man davon aus, dass die Metallverarbeitung während der mitteleuropäischen Frühbronzezeit ausschließlich ein von Männern bestimmtes Metier war.

Das Grab der Feinschmiedin | Wie für die frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur typisch wurde die Tote mit angezogenen Beinen und Blick nach Osten bestattet. Rechts vom Skelett liegen die Steingeräte, die zum Hämmern und Glätten von Metall dienten. Unter den menschlichen Überresten fanden die Archäologen noch Spuren eines Holzsargs.

Per Zufall haben Ernst Lauermann vom Urgeschichtemuseum Niederösterreich und sein Team das Grab entdeckt. Als bei Bauarbeiten bronzezeitliche Gräber der so genannten Aunjetitzer Kultur ans Licht kamen, leiteten die Archäologen 2008 eine Rettungsgrabung ein und stießen auf 15 Gräber aus der Zeit zwischen 2000 und 1800 v. Chr. Eines davon hielt eine Sensation bereit: Als seltene Beigaben lagen vier Steingeräte zur Metallbearbeitung neben dem Skelett, das Anthropologen jetzt als die Überreste einer Frau bestimmen konnten. "Der Fund ist spektakulär", sagt Ernst Lauermann. "Wir kennen zwar nicht viele solche 'Schmiedegräber', aber es ist völlig außergewöhnlich, dass eine Frau mit solchen Attributen bestattet wurde." Da die Geräte – ein Amboss sowie Schlag- und Glättsteine – zur Metallverarbeitung dienten, vermutet Lauermann, dass die Tote zu Lebzeiten eine Feinschmiedin war. "Diese Werkzeuge waren nicht für Gussarbeiten zu gebrauchen, sondern dienten zur Leichtmetallverarbeitung, also etwa zur Schmuckherstellung", folgert der Landesarchäologe.

Leider konnte das Skelett nicht mehr vollständig geborgen werden. So fehlte das Becken – sonst eindeutiger Indikator zur Geschlechtsbestimmung. Doch 14 von insgesamt 17 Schädelmerkmalen seien eindeutig weiblich. Das Sterbealter der Toten schätzen die Forscher auf 45 bis 60 Jahre.

Das Grab war schon in der Vergangenheit seiner wertvollsten Beigaben beraubt worden. Es fanden sich aber noch Tongefäße, acht mit Noppen besetzte Metallringe und Reste eines Spiralröllchens. Dies seien übliche Schmuckteile von Frauen, so Lauermann. Dass das Grab einst vielleicht reicher ausgestattet war, darauf deutet noch der seltene Fund von zwei Bernsteinperlen hin.

Die Grabungsarbeiten an den Gräbern sind abgeschlossen, berichtet Ernst Lauermann weiter. Die Auswertungsarbeit für die Archäologen hätte aber gerade erst begonnen: "Die Diskussion mit den Kollegen, wie genau wir nun die Stellung der Frau in der bronzezeitlichen Gesellschaft zu bewerten haben, ist jetzt in vollem Gang."

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