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Chicxulub-Einschlag: Die ersten Stunden nach dem Todesurteil für Dinosaurier

Das schleichende Ende der Dinosaurier-Ära wurde vor 66 Millionen Jahren urplötzlich akut: Ein Asteroid schlug in Mittelamerika ein. Dann ging alles sehr schnell: Megaexplosion, Tsunami, Riesenbrand - und globaler Winter.
Illustration eines Asteroideneinschlags auf der Erde.

Eine globale Katastrophe beendete vor rund 66 Millionen Jahren das Erdmittelalter und löste ein gigantisches Artensterben aus: Am Golf von Mexiko schlug ein mit hoher Geschwindigkeit aus dem All einfliegender, etwa zehn Kilometer großer Gesteinsbrocken ein und riss einen Einschlagkrater mit einem Durchmesser von bis zu 160 Kilometern. Die Vorgänge des Impakts am Chicxulub-Krater werden seit Jahrzehnten anhand von Gesteinsbohrkernen und Computersimulationen untersucht und in immer feineren Details entschlüsselt. Eine neue Analyse beschäftigte sich nun mit den Strukturen, die am Einschlagsort in den allerersten Minuten und Stunden nach dem Einschlag aufgeworfen wurden – und kann nun besser rekonstruieren, was in der ersten Zeit nach dem Treffer geschehen ist.

Für die in »PNAS« veröffentlichte Auswertung haben Sean Gulick von der University of Texas und seine Kollegen einen Bohrkern aus dem Kraterrand um das innere Chicxulub-Zentrum untersucht. Dieser Bohrkern bietet den bis dato genauesten Blick auf ein kurzes Zeitfenster unmittelbar nach dem Einschlag: Er enthält eine rund 130 Meter tiefe Schicht von geschmolzenen Gestein und durch den Einschlag unter enormem Druck geformtem Sediment, die in den ersten 24 Stunden nach der Katastrophe aufgetürmt wurden.

Aus der Auswertung der übereinandergelagerten Schichten können die Forscher nun auf die unmittelbare Zeit nach dem Einschlag schließen. Die unteren rund 50 Meter lagerten sich dabei wohl schon in den Minuten nach dem Impakt ab. Darüber findet sich eine etwa 90 Meter hohe Schicht aus Material, das wohl mit Ozeanwasser herangetragen wurde: Der Einschlag verdampfte das Kraterinnere und löste im Umkreis einen Riesentsunami aus – bis gigantische Wassermassen nach rund zwei bis drei Stunden wieder in die gerissene Lücke zurückstürzten. Das dabei mitgeführte Material sedimentierte schließlich allmählich ab, wie in den Bohrkernproben zu erkennen ist: Die oberen Schichten enthalten eindeutig aus der Landmasse um den Einschlagsort eingetragene Bodenmarker, etwa Spuren von polyzyklischen Kohlenwasserstoffaromaten aus untergegangenem Leben.

Aufschlussreich sind auch die Schichten über diesen Ablagerungen, denn hier finden sich Holzkohlespuren: Asche, die vermutlich von gigantischen Wald- und Vegetationsbränden herrührt, die nach dem Treffer aufgeflammt sein dürften. Den Proben fehlen dagegen sämtliche schwefelhaltige Sedimentgesteine. Offenbar, so spekulieren die Forscher, hat der Einschlag solche Gesteine fast unmittelbar verdampft, weshalb wohl enorme Mengen an Sulfat-Aerosolen in die Atmosphäre geblasen wurden. Diese könnten – mitsamt der Verdunkelung durch andere aufgewirbelte Partikel – leicht zu der globalen Abkühlung geführt haben, die Forscher am Ende der Kreidezeit vermuten und als eine weitere Ursache eines Massensterbens ansehen.

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