News: Die frühe Welt der RNA
Die Beladung der tRNA mit frischen Aminosäuren stellt einen wesentlichen Schritt des Prozesses dar. Normalerweise stellen Enzyme die Verbindung her, doch der Biochemiker Hiroaki Suga von der State University of New York in Buffalo glaubte, RNA-Moleküle mit enzymatischen Eigenschaften – die Ribozyme – müßten dazu auch in der Lage sein. Mit seinen Kollegen machte er sich auf die Suche nach einem kompetenten Ribozym. Die Forscher erstellten unterschiedliche RNA-Sequenzen, die sie im Reagenzglas mutieren ließen und einer künstlichen Evolution unterwarfen: Nur jene RNAs, die bestimmte Bedingungen erfüllten, durften sich vermehren. Am Ende einer langen Kette von zufälligen Veränderungen und strenger Selektion entstand schließlich ein RNA-Molekül, daß die aktivierte Aminosäure Glutamin binden und auf die korrekte Position der zugehörigen tRNA übertragen kann (Nature Structural Biology vom Januar 2000).
Die Synthese verläuft noch sehr ineffizient – nur fünf Prozent der tRNA erhielten im Experiment tatsächlich ein Molekül Glutamin –, doch die Aminosäure befand sich sehr genau an der richtigen Stelle. Damit hat Suga gezeigt, daß zumindest prinzipiell RNAs früher einmal Aufgaben durchgeführt haben könnten, die dann von Proteinen übernommen wurden, die sie selbst produziert haben.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 9.12.1998
"Vom Ursprung des Lebens"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 18.9.1998
"Die RNA kann es alleine"
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