News: Die Geheimnisse der Illusionisten
Wenn die deutschen Worte den Lippen synchronisierter Hollywoodstars stümperhaft nachhecheln, zeigen sich viele Kinozuschauer nach gewisser Zeit überraschend nachsichtig. Stört es überhaupt, wenn Hören und Sehen nicht synchron sind?
Vielleicht schade, aber Bauchredner sind ein wenig aus der Mode gekommen. Schuld ist wohl die Konkurrenz – etwa das Kino: Wer traut dort nicht ohne viel Nachdenken mehr den Augen statt den Ohren, sobald eine Stimme nicht aus der Richtung kommt, aus der sie augenscheinlich kommen müsste. Im Kinosaal entstehen nicht nur Surround-Sound-Geräusche überall, auch Dialoge entschweben eben nicht den bewegten Leinwand-Lippen: Alles kein Problem für den Zuschauer.
Die wissenschaftliche Erklärungen des cineastischen wie des herkömmlichen Bauchrednereffekts vermuten Forscher hinter einer Art visueller Machtergreifung: Geht es um die Ortung eines Sinnesreizes, so übersteuern optische Informationen offenbar ohne viel Federlesens akustische, die dem visuellen Input nicht entsprechen.
David Burr und David Alais von der Universität Florenz wollten über diese offensichtliche Dominanz visueller Sinneseindrücke nun Genaueres erfahren. Die Forscher testeten daher die Bedeutung optischer und akustischer Signale für die Ortung einer Reizquelle an Freiwilligen, die sie vor einem Computerbildschirm platzierten. Ihnen zeigten sie nacheinander zwei kurz aufflackernde Lichtkreise – der Proband musste daraufhin entscheiden, welches der Signale weiter links erschienen war. Kein großes Problem für die Kandidaten, auch dann nicht, als im folgenden Experiment jeder der aufeinander folgenden Lichtreize zusätzlich zeitgleich mit einem von links oder rechts eingespielten Klickgeräusch kombiniert wurde. Gelegentlich verbanden die Versuchsleiter dabei eher linke Lichtsignale mit von rechts eingespieltem Klicken – ohne die Teilnehmer damit zunächst nachdrücklich verwirren zu können: Bei der abgefragten Bewertung der Reizrichtung trauten sie meist ihren Augen mehr als ihren Ohren.
Das änderte sich allerdings, sobald die Forscher die dargebotenen Lichtkreise größer, verschwommener und also insgesamt undeutlicher präsentierten: je verwischter der Bildreiz, desto wichtiger wurden die zugleich eingespielten Klicklaute für die Beurteilung der Reizrichtung. Rechterhands verschwommen auftauchende Lichtkreise wurden bei gleichzeitigem Klicken von links nun auch häufiger einmal als eher linksseitig wahrgenommen.
Schwindet also die unter Normalbedingungen meist zuverlässigere und überlegene Sehkraft umstandshalber, so übernimmt der bei bester Sicht weniger fähige Hörsinn mehr und mehr auch Funktionen der Reizortung – eine Art "umgekehrter Bauchrednereffekt", so Burr und Alais. "Echte" Bauchrednereffekte resultieren, wenn die normalerweise sinnreiche Kombination von Auge und Ohr künstlich entkoppelt wird und – bei ausreichenden verlässlichen Sichtverhältnissen – im Gehirn die Augenreize als bedeutsamere interpretiert werden. Und dann eben spricht auch eine bunte Handpuppe – und nicht der, wie jeder ja deutlich sieht, lippenbewegungslose Bauchredner.
Die wissenschaftliche Erklärungen des cineastischen wie des herkömmlichen Bauchrednereffekts vermuten Forscher hinter einer Art visueller Machtergreifung: Geht es um die Ortung eines Sinnesreizes, so übersteuern optische Informationen offenbar ohne viel Federlesens akustische, die dem visuellen Input nicht entsprechen.
David Burr und David Alais von der Universität Florenz wollten über diese offensichtliche Dominanz visueller Sinneseindrücke nun Genaueres erfahren. Die Forscher testeten daher die Bedeutung optischer und akustischer Signale für die Ortung einer Reizquelle an Freiwilligen, die sie vor einem Computerbildschirm platzierten. Ihnen zeigten sie nacheinander zwei kurz aufflackernde Lichtkreise – der Proband musste daraufhin entscheiden, welches der Signale weiter links erschienen war. Kein großes Problem für die Kandidaten, auch dann nicht, als im folgenden Experiment jeder der aufeinander folgenden Lichtreize zusätzlich zeitgleich mit einem von links oder rechts eingespielten Klickgeräusch kombiniert wurde. Gelegentlich verbanden die Versuchsleiter dabei eher linke Lichtsignale mit von rechts eingespieltem Klicken – ohne die Teilnehmer damit zunächst nachdrücklich verwirren zu können: Bei der abgefragten Bewertung der Reizrichtung trauten sie meist ihren Augen mehr als ihren Ohren.
Das änderte sich allerdings, sobald die Forscher die dargebotenen Lichtkreise größer, verschwommener und also insgesamt undeutlicher präsentierten: je verwischter der Bildreiz, desto wichtiger wurden die zugleich eingespielten Klicklaute für die Beurteilung der Reizrichtung. Rechterhands verschwommen auftauchende Lichtkreise wurden bei gleichzeitigem Klicken von links nun auch häufiger einmal als eher linksseitig wahrgenommen.
Schwindet also die unter Normalbedingungen meist zuverlässigere und überlegene Sehkraft umstandshalber, so übernimmt der bei bester Sicht weniger fähige Hörsinn mehr und mehr auch Funktionen der Reizortung – eine Art "umgekehrter Bauchrednereffekt", so Burr und Alais. "Echte" Bauchrednereffekte resultieren, wenn die normalerweise sinnreiche Kombination von Auge und Ohr künstlich entkoppelt wird und – bei ausreichenden verlässlichen Sichtverhältnissen – im Gehirn die Augenreize als bedeutsamere interpretiert werden. Und dann eben spricht auch eine bunte Handpuppe – und nicht der, wie jeder ja deutlich sieht, lippenbewegungslose Bauchredner.
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