News: Die gekrümmte Welt der Theoretiker
Der kleinen Haken an dieser sehr angenehm klingenden Theorie wurde in This Week am 26. Juli 1997 von Michael Pfenning und Larry Ford von der Tufts University, Massachusetts, aufgedeckt: Der Energieaufwand, um den Raum derart zu strecken und zu knautschen, ist nicht nur immens groß, er übersteigt sogar den gesamten Energieinhalt unseres Universums. Das, so sah man auch in der Theorie ein, wäre selbst für den gefuchstesten Experimentalphysiker ein unüberwindbares Hindernis.
Eine neue Idee mußte her, und da ließen sich die Theoretiker nicht lumpen. 1999, nur zwei Jahre später, erschien der Pre-Print des belgischen Physikers Chris Van Den Broeck von der Katholieke Universiteit in Leuven. Der Trick liegt in der Krümmung selbst. Gebastelt werden muß ein blasenähnliches Objekt mit winzig kleinem Volumen, gerade groß genug für das Raumschiff selbst, aber riesiger Oberfläche – das ganze allerdings vierdimensional. Geschickt geknuddelt könnte die Blase Start und Ziel der Reise beliebig nah aneinander quetschten, auch wenn sie an der Oberfläche Lichtjahre trennen.
Geradezu bescheiden ist der Energieaufwand, den Van Den Broeck für seine Raumkonstruktion veranschlagt: Nach seinen Berechnungen, die er in Anlehnung an die Resultate von Pfenning und Ford durchgeführt hat, benötigt er lediglich ein 1062stel der Energie, die Alcubierre noch fünf Jahre zuvor fordern mußte. Lediglich ein Gramm passenden "Raumkrümmungs-Materials" wäre nötig, um den Raum in einer verschrumpelten Blase um das Raumschiff zu ziehen.
Das passende Material zu finden, bleibt aber wohl den Experimentalphysikern überlassen. Zwar ist nur ein Gramm ist nötig, aber dieses Gramm muß negative Energie besitzen. Und daran verzweifeln dann wieder die Praktiker.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 18.5.1999
"Die schönsten kosmischen Linsen " - Spektrum Ticker vom 7.11.1997
"Experimenteller Nachweis der Raum-Zeit-Verzerrung" - Spektrum der Wissenschaft 10/93, Seite 40
"Schneller als Licht?"
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