Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Deep-Sky-Objekte in der zweiten Oktoberhälfte
Nach Vollmond Mitte Oktober geht der Erdtrabant immer später in der Nacht auf, und wir können uns wieder den leuchtschwächeren Objekten des Himmels zuwenden. Am 19. Oktober zieht der abnehmende Mond mitten in der Nacht durch den offenen Sternhaufen der Hyaden. Dieser Sternhaufen lässt sich am Himmel fast nicht als solcher ausmachen, da er einen großen Teil des Sternbilds Stier ausmacht. Am besten kann man die Hyaden an der v-förmigen Anordnung erkennen, die vom hellen Stern Aldebaran dominiert wird. Doch er gehört nicht zum Sternhaufen dazu.
Vier Tage später zieht der Mond zwischen den beiden offenen Sternhaufen Messier 44 und Messier 67 seine Bahn. Messier 44 ist auch unter den Namen Praesepe, Krippe oder Bienenstock bekannt und lässt sich ohne Mond schon gut mit dem bloßen Auge sehen. Der Sternhaufen ist etwas zu ausgedehnt für ein Teleskop, eignet sich aber perfekt zur Beobachtung mit dem Fernglas.
Zu dieser Jahreszeit zeigen sich bereits früh in der Nacht die Sternbilder des Winterhimmels. Ganz in der Nähe der Hyaden im Stier liegt der Krebsnebel. Er ist einer der vielen Emissionsnebel, hält allerdings einige Überraschungen bereit. Der Krebsnebel sieht vor allem im kleinen Teleskop sehr unscheinbar aus. Doch wenn man ihm mit richtig großen Amateurteleskopen ab etwa 30 Zentimeter Öffnung zu Leibe rückt, zeigt er einige Strukturen. Unter Astronomen ist er aber hauptsächlich bekannt durch seinen Zentralstern, den Krebs-Pulsar. Das ist ein etwa 30 Kilometer großer Neutronenstern, der sich mit unglaublichen 30 Umdrehungen pro Sekunde dreht. Dabei stößt er starke Radiostrahlung aus, die uns wie der Lichtkegel eines Leuchtturms regelmäßig trifft. Fängt man dieses Signal auf und wandelt es in Schall um, so lässt sich durch ein brummendes Geräusch hören, wie sich der Stern dreht.
Direkt neben dem Stier liegt das Sternbild Fuhrmann. Seine Sterne bilden ein großes Oval und werden vom Riesenstern Kapella dominiert. Blickt man mit einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop mitten in den Fuhrmann, so zeigen sich in einer Kette zwischen Theta und Beta Aurigae einige schöne offene Sternhaufen. Ihre Namen vom Zentrum nach außen sind Messier 38, Messier 36 und Messier 37.
Es sind außerdem neben der großen Andromeda-Galaxie Messier 31 noch drei weitere interessante Galaxien zu sehen. Unter dem Sternbild Andromeda liegt das kleine Dreieck. Es beherbergt den Dreiecksnebel Messier 33. Diese Galaxie steht etwas im Schatten von Messier 31, allerdings zu Unrecht. Bei näherer Betrachtung ist sie im Vergleich zu anderen Galaxien sehr hell und zeigt wunderschöne Spiralarme. Besonders mit geringer Vergrößerung sollten Beobachter hier auf ihre Kosten kommen.
Die nächste Galaxie ist Messier 77. Sie ist an sich nicht besonders spektakulär, allerdings befindet sich direkt daneben an der Seite zweier Sterne die etwas leuchtschwächere Galaxie NGC 1055. Diese entpuppt sich als wahre Schönheit. Es ist eine Edge-on-Galaxie, an der das Staubband leicht s-förmig geschwungen ist. Beide liegen im Sternbild Walfisch, gleich neben dem Stern Delta Ceti.
Die letzte Welteninsel ist die große Sculptor-Galaxie im Sternbild Bildhauer. Eigentlich ist sie ein Objekt für Beobachtungen aus südlicheren Breiten. Aber für eine kurze Zeit im Jahr ist sie auch für uns Mitteleuropäer sichtbar. Die Galaxie erreicht um 23 Uhr MEZ im Süden mit etwa 15 Grad ihren höchsten Stand über dem Horizont. Mit 7 mag ist sie noch ziemlich hell, wird aber wegen der niedrigen Elevation nicht viel beachtet. Die Sculptor-Galaxie zeigt bei guten Bedingungen viele feine Details und ist auf jeden Fall einen Beobachtungsversuch wert. Ihre Spiralarme kann man aber leider nicht sehen, da sie in einem sehr flachen Winkel zu uns steht.
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