Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Eisige Felsen im Sonnensystem
Am 20. September 2017 ist Neumond. Somit sind in der zweiten Monatshälfte die Nächte wieder dunkel und bieten daher gute Voraussetzungen, leuchtschwache Himmelsobjekte zu beobachten.
Am Morgen vor Neumond zeigt sich am Osthorizont eine schöne Konstellation von Venus mit dem Stern Regulus. Die beiden gehen etwa um 03:30 Uhr MESZ auf und sind bis weit in die Dämmerung zu sehen. Sie stehen sich dabei in weniger als einem halben Grad – oder rund eine Vollmondbreite – gegenüber. Zwei Tage zuvor ist der Anblick sogar noch spektakulärer, denn dann begegnen sich die schmale abnehmende Mondsichel, Venus und Regulus am Morgenhimmel kurz vor Sonnenaufgang. Zwischen 04:00 und 05:00 Uhr MESZ sollte sich das Schauspiel am besten beobachten lassen. Ein wenig später gesellen sich sogar noch Mars und Merkur dazu. Also Kamera nicht vergessen!
Zwei Tage nach Neumond, am 22. September, befindet sich der Mond wieder auf der anderen Seite der Sonne und geht kurz nach ihr am Abend im Westen unter. Er steht dabei ganz in der Nähe von Jupiter, der leider schon so früh verschwindet, weshalb eine Beobachtung im Fernrohr nicht mehr sinnvoll ist. In beiden Fällen kann man bei der sehr schmalen Mondsichel das so genannte aschgraue Mondlicht oder den Erdschein sehen. Es zeigt sich also nicht nur die schmale Sichel, sondern auch der ganze Rest des Mondes in einem dunkelgrauen Schimmer. Das liegt daran, dass die Erde Licht auf den Mond wirft, das von diesem reflektiert wird. Somit wird die Nachtseite des Mondes ein wenig aufgehellt. Der Mond nimmt gegen Ende des Monats weiter zu, und am 30. September ist dann wieder kurz nach 19:00 Uhr MESZ der Lichteffekt des "Goldenen Henkels" auf dem Mond zu sehen.
Solange der Mond mit seinem hellen Schein nicht stört, kann man besonders gut drei Kometen beobachten. Der hellste von ihnen ist der neu entdeckte Schweifstern C/2017 O1 (ASASSN), der von dem gleichnamigen automatischen Beobachtungsprogramm gefunden wurde. Eigentlich sucht das Projekt nach Supernovae, aber wegen der großflächigen Durchmusterung des Nachthimmels bleiben oft auch Kometen und Asteroiden als "Beifang" im Netz hängen. Der Komet ist mit 8,8 mag hell genug, um ihn schon mit kleinen Teleskopen zu beobachten. Allerdings zeigt er keine spektakulären Eigenschaften, sondern erscheint im Teleskop als ein kleines Wölkchen. Er soll sogar noch heller werden, seine maximale Helligkeit wird gegen Mitte Oktober erwartet.
Der zweite Komet ist noch leuchtschwächer und wohl nur größeren Teleskopen ab 25 Zentimeter Öffnung oder den Astrofotografen vorbehalten. C/2015 ER61 (PanSTARRS) ist ebenfalls ein Nebenprodukt dieses Beobachtungsprogramms und mit nur 12,1 mag relativ dunkel. Die beiden Kometen halten sich nahe beieinander in der Nähe der Plejaden im Sternbild Stier auf.
Der nächste Schweifstern ist 24P/Schaumasse. Er ist mit einer Helligkeit von 10,8 mag schon schwerer zu beobachten und eignet sich für größere Teleskope ab 20 Zentimeter Öffnung.
Vier Mitglieder des Asteroidengürtels zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter sind derzeit in der Reichweite von Amateurteleskopen. Zuerst steht (89) Julia am günstigsten, sie bewegt sich gerade durch das Sternbild Pegasus in der Nähe des Sterns Homam (zeta Pegasi). Etwas weiter östlich ist (7) Iris im kleinen Sternbild Widder zu sehen, sie befindet sich gerade in ihrer Oppositionsschleife und bewegt sich deshalb kaum vom Fleck. In der zweiten Nachthälfte steht der Himmelsfluss Eridanus schon hoch genug, um (2) Pallas zu beobachten. Eridanus ist ein sehr großes Sternbild mit eher schwachen, unauffälligen Sternen. Daher ist Pallas nur bei idealen Bedingungen mit Starhopping – also sich anhand einer Sternkarte von Stern zu Stern hangeln – zu finden. Und zum Schluss können wir noch den Zwergplaneten (1) Ceres sichten, der zwischen Krebs und den Zwillingen seine Bahn zieht. Alle vier Objekte erreichen Helligkeiten zwischen acht und neun mag und sind damit gut in kleineren Teleskopen um zehn Zentimeter Öffnung sichtbar.
Für Beobachter mit größeren Teleskopen gibt es noch einen interessanten Nebel: Der "Pacman-Nebel" (NGC 281) verdankt seinen Namen der Ähnlichkeit mit einer Figur aus einem Computerspiel. Er befindet sich im Sternbild Kassiopeia neben dem Stern Schedir, dem rechten unteren Zacken des "Himmels-W". Der Nebel ist im Vergleich zu den anderen Wasserstoffnebelgebieten in der Milchstraße relativ klein. Er erscheint rundlich mit einer langgestreckten Dunkelwolke als Mund und einer kleineren als Auge des Pacman. Ein Nebelfilter ist bei der Beobachtung sehr hilfreich und kann über Sehen oder Nichtsehen entscheiden.
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