Botanik: Die höchste Blütenpflanze Europas
Knapp unterhalb des Gipfels des zweithöchsten Schweizer Bergs, des Dom, blüht und gedeiht auf 4505 Meter Höhe eine enorm kälteresistente Pflanze, berichten eidgenössische Forscher. Der Vertreter des Gegenblättrigen Steinbrechs (Saxifraga oppositifolia) übernimmt damit den Europarekord als höchste je gefundene Blüte. Und wahrscheinlich wächst der Steinbrech auch am kältesten Standort, an dem bislang weltweit eine Blütenpflanze gefunden wurde.
Der bisherige Höhenrekord für Blütenpflanzen in Europa war 1978 ebenfalls am Dom aufgestellt worden: Die Bergführer Pierre und Grégoire Nicollier aus Sion hatten etwa 55 Höhenmeter tiefer einen Zweiblütigen Steinbrech (Saxifraga biflora) entdeckt. Bei späteren Begehungen der Südroute waren diese Pflanzen jedoch nicht mehr zu finden. Im Himalaya gibt es noch auf 6300 Metern über dem Meer Blütenpflanzen, aber dort sind die Temperaturen wärmer als am Dom, wie Körner in seiner Studie nachweist.
Der Gegenblättrige Steinbrech gehört zur Familie der Steinbrechgewächse. Er hält jede denkbare Frosttemperatur aus, selbst das Eintauchen in flüssigen Stickstoff. Die ältesten Pflanzenreste unter Mooskissen am Dom-Gipfel wurden mit der C-14-Methode auf ein Alter von etwa 13 Jahren datiert: So lange braucht es in dieser Höhe, bis tote Blättchen abgebaut werden. Auf etwas höheren Gipfeln wie dem Mont Blanc, die fast vollständig unter Eis und Schnee liegen, ist dauerhaftes Leben dagegen nicht möglich.
Die Steinbrechkissen sind so groß, dass sie wohl schon einige Jahrzehnte dort oben wachsen. Dass sie keimfähige Samen ausbilden, ist allerdings sehr unwahrscheinlich, vielmehr hat wohl der Wind ihre Samen von weiter unten hochgetragen. Die Lebensgemeinschaft in der Kältewüste besteht zudem nicht nur aus dem Steinbrech, sondern auch aus Pilzen und Bakterien, die von zahlreichen Springschwänzen (Thalassaphorura zschokkei) konsumiert werden. Diese nach dem Basler Zoologen Zschokke benannten Urinsekten – Verwandte der Gletscherflöhe – leben zwischen den abgestorbenen Blättern im Inneren der Kissens. (jo)
Das legen Daten über den jährlichen Temperaturverlauf nahe, die Christian Körner von der Universität Basel mit einer automatischen Temperatursonde erhob. Demnach liegt die Durchschnittstemperatur während der etwa zweimonatigen, zeitweise schneefreien Wachstumsperiode zwischen den Felsblöcken bei drei Grad Celsius, wobei die Pflanzen jede Nacht einfrieren. Bei Sonnenschein kann sich die Nische dagegen über das Gestein für kurze Zeit bis auf 18 Grad Celsius aufwärmen, selbst wenn die Lufttemperatur unter null Grad bleibt. Den Pflanzen genügen etwa 600 Stunden pro Jahr, in denen ihre Körpertemperatur drei Grad Celsius übersteigt.
Der bisherige Höhenrekord für Blütenpflanzen in Europa war 1978 ebenfalls am Dom aufgestellt worden: Die Bergführer Pierre und Grégoire Nicollier aus Sion hatten etwa 55 Höhenmeter tiefer einen Zweiblütigen Steinbrech (Saxifraga biflora) entdeckt. Bei späteren Begehungen der Südroute waren diese Pflanzen jedoch nicht mehr zu finden. Im Himalaya gibt es noch auf 6300 Metern über dem Meer Blütenpflanzen, aber dort sind die Temperaturen wärmer als am Dom, wie Körner in seiner Studie nachweist.
Der Gegenblättrige Steinbrech gehört zur Familie der Steinbrechgewächse. Er hält jede denkbare Frosttemperatur aus, selbst das Eintauchen in flüssigen Stickstoff. Die ältesten Pflanzenreste unter Mooskissen am Dom-Gipfel wurden mit der C-14-Methode auf ein Alter von etwa 13 Jahren datiert: So lange braucht es in dieser Höhe, bis tote Blättchen abgebaut werden. Auf etwas höheren Gipfeln wie dem Mont Blanc, die fast vollständig unter Eis und Schnee liegen, ist dauerhaftes Leben dagegen nicht möglich.
Die Steinbrechkissen sind so groß, dass sie wohl schon einige Jahrzehnte dort oben wachsen. Dass sie keimfähige Samen ausbilden, ist allerdings sehr unwahrscheinlich, vielmehr hat wohl der Wind ihre Samen von weiter unten hochgetragen. Die Lebensgemeinschaft in der Kältewüste besteht zudem nicht nur aus dem Steinbrech, sondern auch aus Pilzen und Bakterien, die von zahlreichen Springschwänzen (Thalassaphorura zschokkei) konsumiert werden. Diese nach dem Basler Zoologen Zschokke benannten Urinsekten – Verwandte der Gletscherflöhe – leben zwischen den abgestorbenen Blättern im Inneren der Kissens. (jo)
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben