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Der Sternenhimmel im Juli und August: Die Höhepunkte des Sommers

Die Sternbilder Skorpion und Drache erreichen bei Einbruch der Dunkelheit ihre höchsten Bahnpunkte, während das große Sommerdreieck den Zenit kreuzt.
Sternenhimmel
Der Sternenhimmel im Juli | Himmelsanblick in der ersten Juli-Hälfte gegen Mitternacht MESZ, in der zweiten Monatshälfte gegen 23 Uhr MESZ.
Zwei sagenhafte Biester wetteifern zu dieser Jahreszeit um unsere Gunst. Sowohl der Skorpion (Scorpius) tief unten im Süden als auch der Drache (Draco) hoch im Norden posieren für Beobachtungsabende im Juli. Der Skorpion ist zwar auf unser Ubersichtskarte schon tief am Horizont, leuchtet etwas früher in der Nacht aber deutlich heller als der Drache im Nordwesten. Auch das Sommerdreieck ist immer höher gestiegen und kreuzt nun knapp unterhalb des Zenits den Meridian.

Der Skorpion, im Süden auch mit Schwanz zu bewundern | Mittelmeer, Karibik oder noch weiter südlich gelegene Gefilde sehen den Skorpion komplett am Himmel. In Mitteleuropa sind Sie vor seinem Stachelschwanz sicher.
Die Helligkeit des Skorpions kommt von seinen vielen Sternen 2. und 3. Größe. Zusätzlich besitzt er noch einen Stern 1. Größe, der sein Herz symbolisiert. Sein Name, Antares (Alpha Scorpii), bedeutet Gegenmars und kommt von der feurig orangeroten Farbe des Roten Riesen. Auf jeder Seite besitzt Antares zwei "Ausleger" in Form der Sterne Sigma und Tau Scorpii. Direkt unterhalb der Verbindungslinie von Antares zu Sigma glimmt der Kugelsternhaufen M 4. Sie können ihn bereits mit Ferngläsern erkennen, doch schöner präsentiert er sich durch ein Fernrohr. Noch weiter westlich, im Kopf des Skorpions, stehen der bereits mit Feldstechern auflösbare Doppelstern Beta Scorpii und der faszinierende, veränderliche Stern Delta Scorpii, der zuletzt fast doppelt so hell war wie die Jahre zuvor.

Der Schwanz des Skorpions ist nicht nur bildlich gesehen hervorstechend, denn dieser Teil der Konstellation wird dominiert von den zwei "Katzenaugen" Shaula (Lambda Scorpii) und Lesath (Ypsilon Scorpii). Links oberhalb der beiden befiden sich der "Schmetterlingssternhaufen" M 6 und "Ptolemäus' Sternhaufen" M 7. Wenn Sie den nordnordwestlichen (also den rechten oberen) Horizont der Übersichtskarte nach unten drehen, so finden Sie unterhalb des Zenits den Drache aufrecht vor Ihnen. Seine Nase zeigt dabei in Richtung Wega und sein Rücken schlingt sich um den Kleinen Bären.

Thuban (Alpha Draconis) ist der hellste Stern des Drachen und war vor mehr als 4500 Jahren der Polarstern. Er befindet sich genau zwischen der Hinterachse des Kleinen Wagens und dem Knick in der Deichsel des Großen Wagens. Der unförmige Kopf besteht aus vier Sternen der 2., 3., 4., und 5. Größenklasse. Etamin, der 2.-Größe-Stern an der Nase des Drachen, bewegt sich auf uns zu. In einigen Millionen Jahren wird er der hellste Stern am Nachthimmel sein, wenn er nahe an uns vorbeizieht.

Sommergeometrie

Die drei hellen Sterne der Sommernächte | Deneb – Tausendsassa. Diese strahlend helle Sonne ist zugleich Hauptstern des Schwans und Mitglied zweier Sternmuster: des Großen Kreuzes (violette Linien) und des Sommerdreiecks.
Das Sommerdreieck besteht aus Wega in der Leier (Lyra), Deneb im Schwan (Cygnus) und Atair im Adler (Aquila). Mit 0. Größe ist die weiß-bläuliche Wega der fünfthellste Stern am Firmament. Mit einem Fernglas oder dem Sucher Ihres Teleskops konnen Sie nicht weit von ihr ein Paar dicht zusammenstehender Sterne gleicher Helligkeit entdecken. Wenn Sie das Teleskop auf 100fache Vergrößerung oder mehr einstellen, bemerken Sie, dass jede der Komponenten wiederum ein Doppelstern ist. Diese vier Sonnen bilden zusammen den berühmten Doppel-Doppelstern Epsilon Lyrae. Von Wega aus gesehen am gegenüberliegenden Ende der Leier, fast mittig zwischen Gamma und Beta Lyrae, befindet sich eines der berühmtesten Deep-Sky-Objekte des Sommers: Der Planetarische Nebel M 57. Bei schwacher Vergrößerung bemerken Sie dort mit Ihrem Teleskop eine winzige, leicht gräuliche Scheibe inmitten der schwachen Sterne. Erst mit deutlich stärkerer Vergrößerung erkennen Sie seine wahre Gestalt. Diese ähnelt einem schwach glühenden Donut und führte zu seinem Beinamen Ringnebel.

Die beiden anderen Sterne des Sommerdreiecks leuchten mit einer scheinbaren Helligkeit 1. Größe. Atair ist mit 17 Lichtjahren Entfernung einer unserer nächsten Nachbarn unter den hellen Sternen. Im Gegensatz dazu beträgt die Entfernung zwischen uns und Deneb 1600 Lichtjahre, ist also fast hundertmal so groß. Dass Deneb trotzdem so hell scheint, liegt daran, dass er in einer Nacht ungefähr so viel Licht abstrahlt wie unsere Sonne in einem ganzen Jahrhundert! Neben Deneb bietet der Schwan noch viele interessante Anblicke. Den Schwanenschnabel markiert ein wunderschöner gold-blauer Doppelstern, Albireo (Beta Cygni). Sie können die einzelnen Sterne bereits mit geringer Vergrößerung unterscheiden. Mit dem bloßen Auge können Sie bei dunklem Himmel und ohne Lichtverschmutzung zwischen Albireo und Deneb die glühende Cygnus-Sternwolke in der Milchstraße erkennen. Herausforderungen fur alle Beobachter mit einem Teleskop sind der Nordamerikanebel (NGC 7000) und der Schleiernebel (NGC 6960 und 6992).

Planeten

Mond und Planeten im Juli 2005 | Die Monatspanoramen zeigen Phasen und Positionen des Monds vom jeweils 1. bis zum 27. des Monats. Die Pfeile kennzeichnen die Wege von Sonne und Planeten von Monatsanfang bis -ende. Die untere Leiste gibt die ungefähre Uhrzeit an, wann der darüberliegende Bereich zur Monatsmitte im Süden steht.
Venus leuchtet den ganzen Sommer über als Abendstern. Am 22. Juli zieht sie in der Dämmerung ein Grad rechts oberhalb von Regulus (Alpha Leonis) vorbei. Am besten beobachten Sie diese Konjunktion mit einem Feldstecher. In den ersten beiden Wochen des Juli bilden eine helle Venus und ein schwacher Merkur weiterhin ein enges Paar tief im Westnordwesten in der abendlichen Dämmerung. Merkur hat seine größte östliche Elongation (maximale scheinbare Entfernung von der Sonne) am 9. Juli. Er befindet sich zu dieser Zeit nur zwei Grad links unterhalb von Venus. Anschließend verblasst er immer weiter und verschwindet schließlich im Sonnenuntergang. Erst Mitte August taucht er links unterhalb von Saturn wieder in der Morgendämmerung auf. Seine größte westliche Elongation ist am 24. August, sieben Grad entfernt vom Ringplaneten.

Auf Saturn konnen wir höchstens in den ersten paar Tagen des Juli einen flüchtigen Blick werfen, rechts unterhalb von Venus und Merkur. Allerdings taucht er im August bereits wieder tief im Ostnordosten in der Morgendämmerung auf. In den letzten Wochen können Sie mit Ferngläsern zwei Grad links unterhalb von ihm M 44, den Bienenstockhaufen, erkennen. Jupiter können Sie im Juli tief im Südwesten ab der Abenddämmerung beobachten. Anfang Juli steht er direkt unterhalb von Porrima (Gamma Virginis), einem herrlichen Doppelstern fur Beobachtungen mit dem Teleskop. Während sich Venus im Juli noch deutlich rechts unterhalb des Gasriesen befindet, nähern sich die beiden im August immer weiter an. Tief im Westen bis Westsüdwesten liefern uns der etwas blassere Jupiter und rechts darüber die hellere Venus eine wunderschöne Aussicht in der Abenddämmerung. Anfang August sind sie zwar noch dreißig Grad voneinander entfernt – das entspricht drei Faustbreit bei ausgestrecktem Arm – doch bis zum 22. August haben sie sich bereits bis auf zehn Grad angenahert. Am 31. August trennen die beiden nur noch 1,5 Grad, das entspricht der Breite Ihres kleinen Fingers bei ausgestrecktem Arm. Die geringste Entfernung zueinander erreichen sie am 2. September, doch es wird schwierig, dieses Ereignis von Mitteleuropa aus zu beobachten, da Jupiter im zunehmenden Licht des Sonnenuntergangs immer mehr verblasst. Links neben Jupiter können wir trotz näher kommender Venus noch Spika (Alpha Virginis) beobachten. Anfang August sind die beiden elf Grad getrennt, gegen Ende des Monats sind es nur noch sechs Grad.

Mars geht Anfang Juli gegen 1.30 Uhr MESZ auf und Ende August bereits um 23.00 Uhr. Der Rote Planet kommt der Erde immer näher und steht deshalb günstig fur einen Raumsondenstart. Im Juli ist sein Durchmesser bereits auf zehn Bogensekunden angewachsen, sodass mit einem Vier- oder Sechszollteleskop schon Details seiner Oberflächenstruktur zu sehen sind. In der Morgendämmerung ist er am besten sichtbar, er steht dann hoch am Himmel und die atmosphärischen Storungen sind am geringsten. Im August ist er, sobald er über den Horizont steigt, der hellste Lichtpunkt am Himmel und enthüllt immer weitere markante Charakteristika seiner Oberfläche.

Zwei Runden fur Luna

Mond und Planeten im August 2005 | Die Monatspanoramen zeigen Phasen und Positionen des Monds vom jeweils 1. bis zum 27. des Monats. Die Pfeile kennzeichnen die Wege von Sonne und Planeten von Monatsanfang bis -ende. Die untere Leiste gibt die ungefähre Uhrzeit an, wann der darüberliegende Bereich zur Monatsmitte im Süden steht.
Der Mond hat in der Abenddämmerung des 8. Juli ein malerisches Stelldichein mit Venus und Merkur. Er befindet sich dann nur gut zwei Grad rechts oberhalb der Venus. Noch schwieriger ist es, die nächste Mond- Venus-Begegnung am 7. August zu sehen, da der gerade einmal einen Tag alte Mond an diesem Abend zum ersten Mal als extrem dünne Sichel wieder sichtbar ist. Sollten Sie gerade in Alaska Urlaub machen, konnen Sie nicht nur sehen, wie der Mond dem Planeten näher kommt, sondern wie er ihn sogar rund vierzig Minuten lang bedeckt.

Am 13. Juli und 9. August können wir die etwas dickere Mondsichel bei Jupiter entdecken. Jeweils eine Nacht später steht er bei Spika. Am 18. Juli erleben Bewohner und Besucher von Alaska ihre zweite Bedeckung in diesem Sommer, wenn der Mond sich vor Antares schiebt. Sogar einige Teile Nordamerikas können diese Bedeckung beobachten, wir in Mitteleuropa sehen allerdings "nur" eine dichte Annäherung an M 4. Am Morgen des 27. und 28. Juli befindet sich der Mond nahe bei Mars, ebenso spät am Abend des 24. August. Saturn bekommt als Letzter einen Besuch in der Morgendämmerung des 31. August. Glücklicherweise geht der Mond in der Nacht vom 11. auf den 12. August früh genug unter, damit der Himmel genügend dunkel ist, um die Perseiden zu geniesen. Der Höhepunkt des Sternschnuppenregens ist am 12. August.

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