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News: Die industrielle Entwicklung in Mittel- und Osteuropa

Wie wirken sich das sozialistische Erbe und neue institutionelle Entwicklungen auf das Innovationsverhalten in Mittel- und Osteuropa aus? Die Integration dieser Länder in die Europäische Union hängt weitgehend davon ab, ob ihnen eine selbsttragende Entwicklung auf Basis der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung ihrer vorhandenen Potentiale gelingt. Je länger an den alten Strukturen festgehalten wird, umso höher werden die Kosten des strukturellen Wandels, der notwendig ist für die Integration in die globalen wirtschaftlichen Strukturen.
Mit den Rahmenbedingungen, aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und Aussichten der Integration Mittel- und Osteuropas in die EU befaßte sich ein von der EU-Kommission aus dem Copernicus-Programm unterstütztes Forschungsprojekt, an dem unter Federführung des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mittel- und osteuropäischen Ländern ebenso wie aus EU-Ländern mitwirkten. Die an dieser Studie beteiligten Wissenschaftler legten nun ein Buch vor, das unter dem Titel "Frameworks for Industrial Policy in Central and Western Europe" im Ashgate-Verlag veröffentlicht wurde.

In den Transformationsprozessen der meisten Staaten in Mittel- und Osteuropa ist eine gewisse Konsolidierung eingetreten. Makroökonomische Faktoren sind weitgehend stabilisiert, die Privatisierung hat, obwohl nicht "abgeschlossen", ein Stadium erreicht, in dem die meisten Unternehmen nach privatrechtlichen Grundsätzen geführt werden. Es hat eine Umorientierung der Märkte stattgefunden. Viele ehemals staatliche Unternehmen, die lange Zeit nur mit dem Überleben gekämpft haben, gewinnen nun langsam Spielräume, eigene Strategien zu entwickeln. Dasselbe gilt für den neuen privaten Sektor. Das ermöglicht diesen Unternehmen, an die Entwicklung neuer Produkte und Märkte zu denken und damit Zugang zu neuen Produktionszusammenhängen zu gewinnen. Das Ziel, mit der Aktivierung der endogenen Potentiale ein Innovationssystem (wieder-) zu errichten, das die globale Wettbewerbsfähigkeit ermöglicht, braucht allerdings Politikstrategien mit langem Atem, stellen die IAT-Projektverantwortlichen, Brigitta Widmaier und Wolfgang Potratz fest.

Die Wissenschaftler des Forschungsnetzwerks untersuchen in dem Buch vor allem, wie sich das Verhältnis von Wissensbasis, Industrie und Märkten durch institutionelle und informelle Erneuerung restrukturiert und welche industriepolitischen Konsequenzen sich daraus für diese Länder ergeben. Die Privatisierungswelle brachte bislang zwar nicht den erwarteten makroökonomischen Output, aber andere positive Effekte: Sie half, die in sozialistischen Zeiten etablierten Verhaltensweisen aufzubrechen und öffnete kleinen Unternehmen, insbesondere im Dienstleistungssektor, eine Reihe von neuen Möglichkeiten.

Die Beiträge stellen ferner die Auswirkungen des Wandels der Industriestrukturen in den mittel- und osteuropäischen Ländern auf eine neue europäische und globale Arbeitsteilung dar, das Management sektoraler und regionaler Probleme sowie die Rolle verschiedener Institutionen zwischen Staat und Industrie.

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