Botanik: Die Kleinste der großen Stinkeriche
Zu den Besonderheiten südostasiatischer Regenwälder gehören die Rafflesien – riesige Blüten am Waldesgrund, die zu einer an Wurzeln schmarotzenden Pflanzenart gehören. Jetzt haben philippinische Biologen um Perry Ong von der University of the Philippines Diliman einen Zwerg in dieser Verwandtschaft entdeckt und beschrieben: Rafflesia consueloae, benannt nach Consuelo "Connie" Rufino Lopez, der Frau des Großindustriellen Oscar M. Lopez, der sich sehr für den Schutz der Artenvielfalt des Inselstaats einsetzt. Laut Ong weist Frau Lopez einige "zurückhaltende, aber starke Wesensmerkmale auf, die auch auf die neue Spezies zutreffen", was die Forscher zur Namensgebung inspiriert habe.
Rafflesia consueloae besitzt einen durchschnittlichen Blütendurchmesser von nur rund zehn Zentimetern, während ihre Verwandte Rafflesia arnoldi von Sumatra und Borneo auf 1,6 Meter kommt und damit den weltweit größten Blütendurchmesser erreicht. Die Pflanzen versuchen mit einem extremen Verwesungsgeruch bestäubende Fliegen anzulocken: Am düsteren Waldboden müssen sie auf Geruch setzen, um die Insekten zu erreichen. Ihre Nährstoffe beziehen sie, indem sie die Wurzeln ihrer Wirtspflanzen anzapfen; sie bilden keine Blätter aus und betreiben keine Fotosynthese. Ihre verwandtschaftliche Zuordnung ist allerdings noch ungeklärt, womöglich gehören sie in die Nähe der Wolfsmilchgewächse.
Wie so viele Arten der Philippinen ist der botanische Neuzugang wohl vom Aussterben bedroht. Bislang konnte er nur an zwei Stellen der Pantabangan-Wasserscheide auf der philippinischen Insel Luzon nachgewiesen werden – auf einer Fläche von weniger als 100 Quadratkilometern. Bedroht wird sie unter anderem von Waldbränden während der Trockenzeit, die von Wilderern gelegt werden. Das Gebiet zählt jedoch zum Einzugsgebiet eines Wasserkraftwerks, zu dessen Versorgung intakte Wälder mit ihrer Speicherfunktion gehören. Die Schutzanstrengungen werden daher vielleicht bald verstärkt.
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