Verhaltensbiologie: Die Kultur der Nussknacker
Lange galten westafrikanische Schimpansen als die findigsten ihrer Art. Nur sie konnten mit Hilfe von Steinhämmern nahrhafte Nüsse öffnen. Nun machen ihnen einige ihrer Artgenossen im östlich gelegenen Kamerun Konkurrenz. Doch warum wissen nicht alle Schimpansengruppen am Golf von Guinea um den Trick?
Rhythmische Klopfgeräusche leiteten Behtan Morgan von der Zoological Society von San Diego und ihren Kollegen Ekwoge Abwe von der Kameruner Wildlife Conservation Society mit ihrem Team durch den dichten Dschungel des Ebo-Waldes in Kamerun. Zwanzig Minuten lang folgten die Wissenschaftler den Geräuschen, bis sie acht Meter über dem Boden einen Schimpansen auf einem Coula-Baum sichteten. Das männliche Tier war in das Knacken einer der harten Coula-Nüsse vertieft. Als es schließlich durch die Gegenwart der Menschen aufschreckte, ließ es einen Quarzstein von der Größe eine Grapefruit fallen und machte sich davon – die hart erarbeiteten Nuss-Samen in der Hand.
Gerade in Zeiten, in denen andere Früchte knapp sind, ist das Knacken der nährstoffreichen Nüssen für die Tiere eine lohnende Tätigkeit. Die westafrikanischen Schimpansen hämmern während der Nussernte-Zeit teilweise bis zu zwei Stunden auf den harten Schalen der Leckerbissen herum.
Entweder, vermuten die Forscher, hätten die Schimpansen des Ebo-Waldes die Technik selbst entdeckt. Es stelle sich dann jedoch die Frage, warum all die übrigen Schimpansensippen entlang des Golfs von Guinea nicht ebenfalls so clever gewesen seien, auf die Technik zu stoßen. Schließlich seien auch viele der in Gefangenschaft lebenden Schimpansen in der Lage, den Trick mit der Nuss zu entwickeln. Vergleiche man die ansonsten recht hohe Innovationsrate der Schimpansen mit der geringen Verbreitung der Hammertechnik, so auch der Anthropologe Richard Wrangham von der Harvard-Universität, müssten eigentlich viel mehr Schimpansensippen von ihr Gebrauch machen [2].
Vielleicht haben sie das auch einmal. Morgan und Abwe vermuten nämlich, dass womöglich einmal alle Tiere der entsprechenden Region den Nussknacker-Kniff kannten, dieses Wissen aber in den meisten Sippen östlich des N'Zo-Sassandra-Flusses verloren gegangen sei. Ähnliche Fälle des kulturellen Vergessens gebe es etwa auch bei den Kibale-Schimpansen, die anders als ihre Vorfahren nicht mehr mit Stöcken nach Ameisen pulten oder den Sippen in Gombe, die den Gebrauch von Blättern zum Trinken verlernt hätten, so Wrangham.
Warum das kulturelle Gedächtnis bei Schimpansen so viel vergesslicher ist als etwa bei den Menschen, ist noch ungeklärt. Doch wer dieses Rätsel und damit auch Fragen zu unserer eigenen Evolution lösen wolle, warnen Morgan und ihr Kollege, müsse sich erst einmal dem Erhalt der aktuellen Schimpansenpopulationen widmen. Von den Nüsse knackenden Pan troglodytes vellerosus etwa gebe es nur mehr zwischen 5000 und 9000 Individuen.
Noch zwei weitere Schimpansen der gefährdeten Unterart Pan troglodytes vellerosus konnten die Forscher beim Nussknacken mit Hilfe eines Steinhammers beobachten [1]. Eine kleine Sensation – galt es doch bisher für bewiesen, dass diese sozial erworbene Fähigkeit nur bei frei lebenden Schimpansen vorkomme, die westlich des N'Zo-Sassandra-Flusses leben, 1700 Kilometer von den nun beobachteten Nussknackern entfernt.
Gerade in Zeiten, in denen andere Früchte knapp sind, ist das Knacken der nährstoffreichen Nüssen für die Tiere eine lohnende Tätigkeit. Die westafrikanischen Schimpansen hämmern während der Nussernte-Zeit teilweise bis zu zwei Stunden auf den harten Schalen der Leckerbissen herum.
Doch wenn das Nussknacken eine so lohnende Beschäftigung ist, warum nutzen dann so wenige Affensippen in der freien Wildbahn diese Ressource? Bisher vermutete man, dass der in Elfenbeinküste entspringende N'Zo-Sassandra-Fluss als geografische Informationsbarriere fungiere: Die östlich von ihm angesiedelten Populationen hätten keine Möglichkeit gehabt, die Technik von anderen Tieren abzugucken. Nun jedoch weicht die Entdeckung der Nussknacker des Ebo-Waldes diese Hypothese auf.
Entweder, vermuten die Forscher, hätten die Schimpansen des Ebo-Waldes die Technik selbst entdeckt. Es stelle sich dann jedoch die Frage, warum all die übrigen Schimpansensippen entlang des Golfs von Guinea nicht ebenfalls so clever gewesen seien, auf die Technik zu stoßen. Schließlich seien auch viele der in Gefangenschaft lebenden Schimpansen in der Lage, den Trick mit der Nuss zu entwickeln. Vergleiche man die ansonsten recht hohe Innovationsrate der Schimpansen mit der geringen Verbreitung der Hammertechnik, so auch der Anthropologe Richard Wrangham von der Harvard-Universität, müssten eigentlich viel mehr Schimpansensippen von ihr Gebrauch machen [2].
Vielleicht haben sie das auch einmal. Morgan und Abwe vermuten nämlich, dass womöglich einmal alle Tiere der entsprechenden Region den Nussknacker-Kniff kannten, dieses Wissen aber in den meisten Sippen östlich des N'Zo-Sassandra-Flusses verloren gegangen sei. Ähnliche Fälle des kulturellen Vergessens gebe es etwa auch bei den Kibale-Schimpansen, die anders als ihre Vorfahren nicht mehr mit Stöcken nach Ameisen pulten oder den Sippen in Gombe, die den Gebrauch von Blättern zum Trinken verlernt hätten, so Wrangham.
Warum das kulturelle Gedächtnis bei Schimpansen so viel vergesslicher ist als etwa bei den Menschen, ist noch ungeklärt. Doch wer dieses Rätsel und damit auch Fragen zu unserer eigenen Evolution lösen wolle, warnen Morgan und ihr Kollege, müsse sich erst einmal dem Erhalt der aktuellen Schimpansenpopulationen widmen. Von den Nüsse knackenden Pan troglodytes vellerosus etwa gebe es nur mehr zwischen 5000 und 9000 Individuen.
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