News: Die Kultur des Briefschreibens
Ein vorläufiges Ende des trockenen, aber höflich durchgestylten Geschäftsbriefes habe sich bereits mit der Verbreitung der Faxgeräte abgezeichnet. "Die Sprache wurde kürzer und prägnanter, dem beschleunigten Transport der Nachricht angepaßt", so Stegu. Die größte Änderung des Sprachstils ist aber mit Einsetzen der elektronischen Post zu bemerken.
So würden Satzzeichen immer weniger wichtig genommen, Tippfehler – meist aus Zeitmangel – nicht mehr korrigiert. Begriffe wie "sehr geehrte(r)" oder "hochachtungsvoll" sind weitgehend verschwunden, dafür haben sich Abkürzungen wie die Abschiedsformel "c.u." (ausgesprochen wie das englische "see you") oder "u.r." (für "you are") durchgesetzt. Auch die früher als unhöflich geltende Praxis, Schriftstücke – mit entsprechenden Kommentaren versehen – an den Empfänger zurückzusenden, sei mittlerweile salonfähig.
Vielfach geäußerte Befürchtungen, wonach die neuen Kommunikationsformen und -medien zu einer Verarmung der Sprache führen könnten, will der Sprachwissenschafter nicht recht gelten lassen. "Ich sehe vielmehr das kreative Potential dieser Art der Kommunikation", so Stegu. So werde die Schrift durch Bilder, Grafiken, Anleihen aus Comics und sogar Musik ergänzt, das schaffe völlig neue Möglichkeiten. Abgeschlossen ist der Wandel nach Ansicht des Experten noch lange nicht, dazu ist die Technologie zu jung.
Auch kennt man sein Gegenüber oft so wenig, daß man sich schwer tut, die richtige Anrede zu wählen. Stegu ist überzeugt, daß der klassische Brief, jedenfalls in Randbereichen, erhalten bleiben wird. "Durch die Einführung neuer Medien sind die alten selten komplett verdrängt worden", so der Sprachwissenschafter. Und was ist romantischer, als einen handgeschriebenen Liebesbrief mit Kußmund und dezenten Parfümduft zu erhalten oder eine Hochzeitsanzeige auf teurem Pergament in altertümlicher Goldschrift zu verschicken?
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