Meteorströme: Die Leoniden: Sternschnuppen für Frühaufsteher
Die inneren Bereiche unseres Sonnensystems werden regelmäßig von Kometen durchkreuzt. Sie verlieren auf ihrer Reise kleine Partikel, und hinterlassen so eine Staubspur auf der Flugbahn der Kometen. Nach mehreren Umläufen hat sich der Staub in der Kometenbahn zu einem Schlauch um die Sonne ausgebildet. Durchquert die Erde auf ihrem jährlichen Lauf um die Sonne diesen Schlauch, dringen die Staubteilchen in unsere Atmosphäre ein. Dort verglühen sie und rufen damit die Leuchterscheinungen hervor, die uns als Sternschnuppen bekannt sind.
In der Zeit um den 17. November ist es wieder so weit: Der Meteorstrom der Leoniden wird als astronomisches Ereignis mit bloßem Auge sichtbar sein. Ihren Namen haben diese Meteore vom Sternbild Löwe erhalten, lateinisch Leo, denn in ihm liegt der Punkt, von welchem die Sternschnuppen scheinbar ausgehen. Jeder Meteorstrom hat solch einen scheinbaren Ausstrahlungspunkt – in der astronomischen Fachsprache wird er als Radiant bezeichnet.
Die Leoniden stammen vom Kometen 55P/Temple-Tuttle, dessen ehemalige Flugbahn die Erde in den kommenden Tagen durchquert. Allerdings ist es schon 14 Jahre her, dass der Komet das Innere des Sonnensystems besucht hat. Kurz nach seiner Passage war die Staubdichte entlang seiner Bahn noch relativ hoch, und dies führte zu wahren Sternschnuppenregen. Mit wachsenden Abstand zum Kometen sinkt die Teilchendichte im Schlauch. Dadurch begegnen der Erde weniger Partikel und die erwartete Aktivität der Leoniden sinkt entsprechend.
Die Stärke eines Meteorstroms kann mit Teilchensimulationen vorhergesagt werden. Diese errechnen, wann die Erde besonders dichte Gebiete von Kometenstaub durchkreuzt. Das Ergebnis solcher Simulationen ist die "Zenit-Stunden-Rate" (ZHR), die angibt, wie viele Sternschnuppen pro Stunde über den gesamten Nachthimmel huschen.
Wie ihr Name bereits andeutet, nimmt die Zenit-Stunden-Rate allerdings an, dass der Radiant der Sternschnuppen im Zenit steht. Außerdem nimmt sie auch einen absolut dunklen Nachthimmel an. Der Löwe, und damit der Radiant der Leoniden, erreicht in unseren Breiten jedoch niemals den Zenit. Manche der Meteore verschwinden daher hinter dem Horizont, bevor sie ihre größte Leuchtkraft erreichen und sind nicht zu beobachten. Zudem ist der Nachthimmel durch die zunehmende Lichtverschmutzung aufgehellt und überstrahlt damit die leuchtschwächeren Sternschnuppen. Die Zahl der beobachtbaren Sternschnuppen ist deswegen in der Regel kleiner als die Zenit-Stunden-Rate.
Dieses Jahr sagen die Simulationen das Maximum der Leoniden für den 17. November um 10:30 Uhr MEZ vorher. Nächtliche Aktivitätsspitzen sollen uns am 17. November um 22 Uhr MEZ und gegen 7 Uhr MEZ am 20. November erwarten.
Während des ersten nächtlichen Maximums könnten stündlich bis zu zehn Meteore fallen. Zu dieser Zeit steht das Sternbild Löwe in unseren Breiten noch unter dem Horizont, was die Zahl der beobachtbaren Sternschnuppen deutlich verringert.
Beim Aktivitätsmaximum am Morgen des 20. November werden bis zu 15 Meteore pro Stunde erwartet. Zu dieser Zeit erhellt die aufgehende Sonne allerdings schon den Himmel, und die beste Zeit, um Leoniden zu erhaschen, fällt daher in die frühen Morgenstunden zwischen 3 und 5 Uhr MEZ am 20. November: In diesen dunklen Stunden steht der Löwe hoch am Himmel, so dass die fallenden Sternschnuppen den Himmel durchstreifen, bevor sie verlöschen.
Der Komet Temple-Tuttle wird voraussichtlich Anfang der 2030er Jahre erneut das innere Sonnensystem besuchen und frisches Material für die Leoniden nachliefern. Vielleicht erwarten uns dann wieder tausende von Meteoren pro Stunde – so, wie sie 1966 nach der vorletzten und 1999 bei der letzten Passage des Kometen beobachtet wurden.
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