Nachbargalaxien: Die Magellanschen Wolken im Ultravioletten
Eine Fleißaufgabe absolvierte ein Forscherteam um Stefan Immler am Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, Maryland: Er und seine Koautoren nutzten das Ultraviolet/Optical Telescope (UVOT) an Bord des Satelliten Swift, um Mosaike der beiden Magellanschen Wolken, Begleitern unseres Milchstraßensystems, aufzunehmen. Swift dient vor allem der Suche nach Gammastrahlenausbrüchen am Himmel, er kann aber, wenn es gerade keinen Ausbruch gibt, auch andere astronomische Objekte beobachten. Für die beiden Bildmosaike, die jeweils die zentralen Bereiche der Magellanschen Wolken zeigen, mussten die Forscher insgesamt rund 3000 Bilder in drei unterschiedlichen Wellenlängenbereichen zusammensetzen.
Mit UVOT ließen sich in der Großen Magellanschen Wolke rund eine Million ultravioletter Lichtquellen nachweisen, in der Kleinen Magellanschen Wolke immerhin 250 000. Damit stehen den Astronomen die derzeit detailliertesten Karten im Ultravioletten von beiden Objekten zur Verfügung. Beide Mosaike weisen eine Auflösung von 2,5 Bogensekunden pro Pixel auf. Bisherige Ultraviolettkarten der beiden Begleitgalaxien erreichten nicht diese Schärfe, oder zeigten nur kleinere Bereiche. Im Ultravioletten strahlen vor allem sehr heiße Objekte wie massereiche Sterne oder Überreste von Supernova-Explosionen. Auch Sternentstehungsregionen wie der Tarantelnebel sind gut zu erkennen. Das UVOT-Teleskop nahm die den Mosaiken zugrundeliegenden Einzelbilder bei Wellenlängen von 193, 225 und 260 Nanometern auf. Zum Vergleich: Die kürzesten Wellenlängen des sichtbaren Lichts liegen bei 400 Nanometer.
Für das Mosaik der 163 000 Lichtjahre von uns entfernten Großen Magellanschen Wolke benötigten die Astronomen insgesamt 2200 Bilder. Dafür musste das UVOT-Teleskop insgesamt 5,4 Tage belichten. Im Original weist das dabei entstandene Porträt 160 Megapixel auf. Immerhin 656 Einzelbilder waren für das 57 Megapixel große Mosaik der Kleinen Magellanschen Wolke notwendig, die rund 200 000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Die totale Belichtungszeit betrug 1,8 Tage.
Die beiden Magellanschen Wolken waren im Jahr 1519 dem ersten Weltumsegler Ferdinand Magellan aufgefallen, sie befinden sich am südlichen Sternenhimmel in den Sternbildern Tukan und Doradus. Somit sind sie von unseren Breiten aus nicht zu sehen. Schon in einem kleinen Teleskop zeigen sich in beiden Zwerggalaxien einzelne helle Sterne. Beide Wolken sind beliebte Beobachtungsziele für professionelle und Amateurastronomen, da sich in ihnen eine große Vielzahl an eindrucksvollen Objekten beobachten lässt.
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