Marswinde: Die Marsdünen wandern
Die sandigen Marsdünen sollten nach bisherigem Verständnis sehr langlebig sein. Größere Veränderungen sind nicht zu erwarten – wodurch auch, schließlich beträgt der Atmosphärendruck selbst im tiefen Einschlagbecken Hellas auf der Südhalbkugel nur zwölf Millibar. Er liegt damit bei rund einem Hundertstel des irdischen Werts. Und doch hat der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) bei mehreren Dutzend Sanddünen Verwehungen fotografiert.
MRO umkreist seit 2006 den Roten Planeten. Die NASA-Raumsonde fotografiert mit ihrer HiRISE-Kamera (High Resolution Imaging Science Experiment) die Marsoberfläche. Im Vergleich von Aufnahmen, die in unterschiedlichen Jahren aufgenommen wurden, zeigen sich nun bei etlichen Dünen Bewegungen von mehreren Metern pro Jahr.
Zwar sind Staubstürme auf dem Mars schon länger bekannt, sie können zeitweise den ganzen Planeten einhüllen. Allerdings besteht dieser Staub aus winzigen Partikeln, wohingegen der Dünensand sich aus deutlich schwereren Körnern zusammensetzt. Um diese bewegen zu können, sind in der dünnen Marsatmosphäre entsprechend schnellere Winde erforderlich. Experimente im Windkanal haben ergeben, dass auf dem Mars Windgeschwindigkeiten von fast 130 Kilometern pro Stunde nötig wären, um die Sandkörner fortzutragen. Auf der Erde entspräche dies Windstärke 12 und damit einem Orkan. Allerdings zeigten sowohl Klimamodelle als auch meteorologische Messungen der auf dem Mars gelandeten Viking-Raumsonden in den 1970er Jahren, dass solche intensiven Stürme sehr selten sind.
Dennoch mehren sich die Beobachtungen von Sandverwehungen auf dem Mars. Fotos, welche die Vorgängersonde Mars Global Surveyor zwischen 1997 und 2006 aus der Marsumlaufbahn schickte, waren erste Anzeichen. Für eine eindeutige Aussage reichte die Auflösung der Bilder dieser Sonde jedoch nicht aus. Ebenfalls überrascht waren die Wissenschaftler nach der Landung der beiden Mars Exploration Rover im Jahr 2004: Die Spuren der Rover füllten sich hinter ihnen wieder mit Sand. Zugleich sahen die Forscher auf den Solarmodulen Sandkörner liegen.
Allerdings sind nicht alle Marsdünen in Bewegung. Die neuen Bilder von MRO zeigen auch viele stabile Sandformationen. Eine Erklärung ist, dass diese aus größeren Sandkörnern bestehen. Womöglich hat sich aber auch ihre Oberfläche verfestigt. Und schließlich könnte es auch sein, dass diese Strukturen nur auf längeren Zeitskalen Veränderungen zeigen. Um das zu entscheiden, sind weiterhin langfristige fotografische Vergleiche nötig.
Laura Hennemann
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