Psychogenetik: Die Moral der Gene
Unsere Entscheidungen in ethischen Fragen werden auch vom Erbgut beeinflusst.
Würden Sie einen Menschen umbringen, wenn Sie dafür das Leben von fünf anderen retten könnten? Die Antwort auf diese Frage hängt offenbar auch von der Ausprägung eines Gens namens 5-HTTLPR ab. Von diesem Erbfaktor, der den Transport des Botenstoffs Serotonin im Gehirn beeinflusst, gibt es zwei Ausprägungen: eine kurze und eine lange. Über welche davon eine Testperson verfügt, bestimmt mit über deren moralische Entscheidungen, berichten Abigail Marsh von der Georgetown University in Washington und ihre Kollegen.
Die Forscher konfrontierten ihre Probanden nach einem Gentest mit einer so genannten Dilemmaaufgabe, und zwar in zwei Versionen: Ist es moralisch vertretbar, einen Menschen vor einen Zug zu werfen, um fünf andere zu retten, die an die Gleise gekettet sind? Und was, wenn man "nur" eine Weiche umstellen muss, damit der Zug auf ein anderes Gleis rollt – wo sich ein Unschuldiger befindet? Der Unterschied: Im ersten Fall muss man einem Menschen aktiv Schaden zufügen, im anderen nimmt man seinen Tod lediglich in Kauf. Hier wie dort würde ein Einzelner aber für das Wohl Vieler geopfert werden.
Die meisten Versuchspersonen lehnen es ab, einen anderen aktiv zu töten – so auch in diesem Experiment. Die verschiedenen Genausprägungen hatten darauf keine Auswirkung. Doch sobald es darum ging, den Zug umzuleiten, um fünf Menschenleben zu retten, hielten Träger der langen Genvariante dies eher für vertretbar als solche mit kurzem 5-HTTLPR. Letztere sahen zwischen den beiden Versionen der Geschichte offensichtlich kaum einen Unterschied.
Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass die lange Form des Gens mit einer erhöhten Neigung zu Optimismus einhergeht. Träger der kurzen hingegen reagierten im Schnitt stärker auf negative Reize. Die Forscher um Marsh vermuten darin den Grund für die unterschiedlichen moralischen Urteile: Die einen Probanden legten größeres Augenmerk auf den Tod des Unschuldigen, die anderen hingegen auf den Nutzen für die Geretteten. (mb)
Die Forscher konfrontierten ihre Probanden nach einem Gentest mit einer so genannten Dilemmaaufgabe, und zwar in zwei Versionen: Ist es moralisch vertretbar, einen Menschen vor einen Zug zu werfen, um fünf andere zu retten, die an die Gleise gekettet sind? Und was, wenn man "nur" eine Weiche umstellen muss, damit der Zug auf ein anderes Gleis rollt – wo sich ein Unschuldiger befindet? Der Unterschied: Im ersten Fall muss man einem Menschen aktiv Schaden zufügen, im anderen nimmt man seinen Tod lediglich in Kauf. Hier wie dort würde ein Einzelner aber für das Wohl Vieler geopfert werden.
Die meisten Versuchspersonen lehnen es ab, einen anderen aktiv zu töten – so auch in diesem Experiment. Die verschiedenen Genausprägungen hatten darauf keine Auswirkung. Doch sobald es darum ging, den Zug umzuleiten, um fünf Menschenleben zu retten, hielten Träger der langen Genvariante dies eher für vertretbar als solche mit kurzem 5-HTTLPR. Letztere sahen zwischen den beiden Versionen der Geschichte offensichtlich kaum einen Unterschied.
Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass die lange Form des Gens mit einer erhöhten Neigung zu Optimismus einhergeht. Träger der kurzen hingegen reagierten im Schnitt stärker auf negative Reize. Die Forscher um Marsh vermuten darin den Grund für die unterschiedlichen moralischen Urteile: Die einen Probanden legten größeres Augenmerk auf den Tod des Unschuldigen, die anderen hingegen auf den Nutzen für die Geretteten. (mb)
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