Direkt zum Inhalt

Schottland: Die Nase der Sphinx entdeckt!

Die Nase der Sphinx entdeckt!
Nur ein Dutzend Journalisten hat es heute morgen zu der kurzfristig angesetzten Pressekonferenz an der Eson School of Archeometry in Edinburgh geschafft. Nun ist es ihnen vergönnt, die Sensation in die Welt zu tragen – die Sensation, die ein schüchtern wirkender Geologe mit angespannter Miene in die Mikrofone diktierte: Er, Samuel Gawith, habe die seit Menschengedenken verschollene Nase der Großen Sphinx von Gizeh entdeckt!
Die "Nose of God" | … an der Fassade der Rosslyn-Chapel ist eine von vielen architektonischen Seltsamkeiten, die in jedem Jahr zehntausende von Touristen in das Dorf Roslin bei Edinburgh locken. Jetzt haben Forscher bewiesen, dass die Sandsteinnase ursprünglich die Große Sphinx von Gizeh zierte.


Weiter verkündete der Forscher, diese habe sich seit Jahrhunderten "direkt vor unserer Nase" befunden – in dem Dorf Roslin unweit der schottischen Hauptstadt.

Tatsächlich zieht die "Nose of God" alljährlich Zehntausende von Touristen in die 1800-Seelen-Gemeinde. Die rund drei Meter große Sandsteinskulptur in Form einer menschlichen Nase ragt aus der Fassade der über 500 Jahre alten Rosslyn-Chapel und gehört zu einer Reihe von architektonischen Seltsamkeiten des frühneuzeitlichen Gebäudes.

Über ihren Sinn und Zweck gibt es viele Legenden, aber nichts Genaues – weshalb Gawith zunächst auch nur ein spöttisches Geraune erntete. Doch die genervte Unruhe verstummte als der Geologe die Ergebnisse seiner Forschungen vortrug: Sie sind alles andere als absonderlich!

Das Team um Gawith hatte im Rahmen von Restaurierungsarbeiten diverse Gesteinsproben der Kapelle analysiert und dabei herausgefunden, was mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist: Die "Nose of God" wurde aus einem Sandstein gehauen, der sich in Schichtung, Korngrößenverteilung und mineralischer Zusammensetzung von dem Rest des Gemäuers unterscheidet.

Den wissenschaftlichen Beweis ... | ... lieferten die Ergebnisse der induktorhinalen Kernspinresonanzphlogoskopie (irKsrp). Die Bilder zeigen die Orientierung der Odolithen (Qtz, Bio, Sill) im Sandstein der Rosslyn-Nase (links) und der Großen Sphinx von Gizeh (rechts).
Mit Hilfe der von Gérard Riche-Colben an der Université Paris-Sorbonne entwickelten Methode der induktorhinalen Kernspinresonanzphlogoskopie (irKsrp) hatten die Forscher zunächst den "geochemischen Fingerabdruck" der Nase erstellt. Die Sensation bahnte sich an, als das irKsrp beim automatischen Abgleich mit internationalen Gesteinsdatenbanken Alarm schlug: Die Nase aus Roslin konnte demnach nur aus Ägypten stammen. Aus dem unteren Niltal. Aus Gizeh!

Die Orientierung der Odolithen brachte schließlich den Beweis: Die Nase aus Roslin zierte einst die Große Sphinx. Gegenüber epoc bestätigte Gawith: "Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!"

Mittlerweile wurden die Ergebnisse von 12 unabhängigen Wissenschaftlern in aller Welt bestätigt – darunter auch von Eduard Egiptonadse von der Universität Tiflis, der das Objekt zudem präzise vermessen und mit den Bruchkanten der ägyptischen Sphinx verglichen hat: "Die passt. Wie die Faust aufs Auge!".

Unterdessen reagierte Richard N. Zinken vom Department of Linguistic Studies in Edinburgh wenig verwundert. So gebe es in der Kirche zahlreiche Ornamente, die von den Reisen der Kreuzritter zeugten. Es sei also durchaus davon auszugehen, dass die Nase der Sphinx etwa bei den Kämpfen um Kairo im Jahr 1168 erbeutet und nach Europa gebracht wurde. Dazu passe auch der Umstand, dass der Name Rosslyn aus dem Scots-Dialekt hervorgegangen sei und sich aus den Begriffen "ross" (Rüssel) und "lyn" (Nil) zusammensetze.

Schreiben Sie uns!

15 Beiträge anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.