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News: Die Nebel lichten sich

Die "frühzeitige Verblödung" oder Dementia praecox, so der wissenschaftliche Name der Schizophrenie, wurde bereits im 19. Jahrhundert in medizinischen Schriften erwähnt. Die Ursachen ihrer Entstehung sind jedoch weiterhin unbekannt. Grundlagenforschung in den frühen Stadien der Krankheit und begleitend zu ihrem Fortschreiten scheint jetzt neue Erkenntnisse zu bringen.
"Du bist doch schizophren, Mann"! Hochgeputschte TV-Bilder von mordlüsternen Irren und zahlreiche Agententhriller mit gehirngewaschenen Hauptdarstellern führen bei manch einem Zeitgenossen zu Zerrbildern darüber, was denn diese Hirnkrankheit ausmacht. Das Wort Schizophrenie bedeutet eigentlich Bewusstseinsspaltung. Der Kranke erlebt die Welt geteilt, einmal die Realität, so wie sie ist und darüber hinaus noch eine "virtuelle" Realität, nämlich seine eingebildete. Viele Patienten hören innere Stimmen, haben optische Halluzinationen und sehen sich als Opfer etwa von Strahlen oder magnetischen Einflüssen. Solange noch über die Erkrankung Unklarheit herrscht, wird verzweifelt versucht, eine Erklärung für diese Phänomene zu finden.

Das Gehirn eines Schizophreniepatienten befindet sich unter Dauerstress. Die unendlich vielen Sinneseindrücke, die von außen auf jeden Menschen einstürmen und unbewusst in "unwichtig" und "wichtig" eingeteilt werden, sind irgendwann zuviel für den Kranken. Seine "Sortiermaschine" ist defekt, und das Hirn schaltet eine Art Filter ein, der die Bedeutung des Wahrgenommenen verschiebt. Woran das liegt und warum das bei manchen Personen ausgelöst wird, weiß man bisher noch nicht. Schizophrenie gilt als erblich, aber ein codierendes Gen für die Erkrankung suchten die Forscher bisher vergeblich.

Grundlagenforschung ist bei einem solchen Problem ein sehr guter Ansatz. Wissenschaftler der University of California in Los Angeles und des National Institute of Mental Health in Bethesda haben mit der Methode der bildgebenden Kernspintomografie Jugendliche mit sich entwickelnder Schizophrenie untersucht.

Die Forscher stellten einen Verlust von mehr als 10 Prozent grauer Hirnsubstanz in den äusseren Hirnbereichen der Testpersonen fest. "Diese Studie veranschaulicht das erste Mal die Schizophrenie-Entwicklung im Gehirn. Der Gewebeverlust beginnt in einer kleinen Hirnregion und breitet sich so verheerend wie ein Waldbrand aus", so Paul Thompson, der Leiter der Untersuchungen. Innerhalb von fünf Jahren ist das gesamte Hirn betroffen.

Auch gesunde Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren verlieren rund ein Prozent ihrer Hirnmasse im Jahr. Dieser Prozess springt jedoch im Gegensatz zu Erkrankten nicht auf die sensorischen und motorischen Hirnbereiche über.

Die jetzt gewonnenen Bilder von der Hirnentwicklung bei Jugendlichen sollen wertvolle Aufschlüsse über die Zusammenhänge zwischen dem Befall von Hirnregionen und dem Wachstumsverlauf des Gehirns geben. Die Methode der bildgebenden Kernspintomografie könnte außerdem bei der Entwicklung von Medikamenten zur frühen Bekämpfung des Hirnsubstanzschwundes eingesetzt werden.

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