News: Die Quellen Ebolas
Ebola-Infektionen sind ebenso unheilbar wie unheimlich: Gegen die plötzlichen Ausbrüche ist kein Kraut gewachsen, und der Ursprung des Erregers bleibt unerkannt im unerforschten Dunkel Afrikas. Von dort bauen Tiere offenbar eine Infektionsbrücke zum Menschen.
Vergangenes Leben zu entdecken, ist nicht nur auf dem Mars eine Herausforderung. Stirbt etwa ein Tier im dampfenden Klima des afrikanischen Regenwaldes – in dem selbst noch ungezählte lebende Spezies ihrer Entdeckung harren dürften –, so dauert es nicht lange, bis sämtliche Überreste vollständig gefressen oder verrottet und im Kreislauf des Ökosystems recycelt sind. Tote Tiere finden sich im Dschungel demnach selten – normalerweise.
Als sich im Jahr 2001 in den afrikanischen Wäldern Gabuns und der Republik Kongo plötzlich Funde verendeter Gorillas ungewöhnlich häuften, war dies also ein deutlicher Fingerzeig darauf, dass irgendetwas in der Affenpopulation viel schneller und häufiger tötete als üblich. Umfangreiche Sichtungsstudien, analysiert von einem internationalen Forscherteam um Pierre Rollin von den Centers for Disease Control, bestätigten nun einen deutlichen Rückgang der Gorillas, aber auch von Schimpansen und Ducker-Antilopen (Cephalophus spp.) in der Region: Die Arten waren 2003 im Untersuchungesgebiet des Lossi-Schutzgebietes im Kongo um rund 50 bis 90 Prozent seltener anzutreffen als drei Jahre zuvor. Hunderte, vielleicht tausende Tiere, so die Forscher, müssen hier gestorben sein.
Große Schlagzeilen machte der Massentod der Tiere nicht – aus nachvollziehbaren Gründen: Zeitgleich starben in unmittelbarer Umgebung in Gabun auch allzu viele Menschen am berüchtigten Ebola-Virus. Zwei lokale Ausbrüche des tödlichen Virus – Auslöser eines noch immer unheilbaren hämorrhagischen Fiebers, an dem bis zu 88 Prozent aller Erkrankten sterben – waren im Jahr 2001 und 2002 nur die letzten einer Flut neuer Ebola-Fälle im vergangenen Jahrzehnt. Seit 1994 wütete Ebola, zum ersten Mal beschrieben 1976 im damaligen Zaire, acht Mal in West- und Zentralafrika.
Der jüngste Tod der Menschen und Tiere in Gabun hatte, wie Rollins Team nun anhand von Gewebeuntersuchungen verendeter Affen nachwies, gemeinsame Ursachen: Auch mehrere der gefundenen Tierkadaver enthielten Ebola-Viren. Ein weiterer Beweis für die schon zuvor fast gesicherte Theorie, nach der die Quelle der stets plötzlich auftretenden Ebola-Ausbrüche beim Menschen Virus-infizierte Affen sind. Stets, so auch im jüngsten Fall, hatten die ersten infizierten Personen engen Kontakt mit toten Gorillas oder Schimpansen, etwa als Jäger – und infizierten so erst sich und dann Menschen ihres näheren Umfeldes mit dem tödlichen Erreger.
Diese virale Epidemie-Initialzündung scheint allerdings im vorliegenden Fall nicht nur einmal stattgefunden zu haben. Genetische Analysen des Virusmaterials belegen, dass nicht weniger als acht unterschiedliche Virus-Stämme unter den menschlichen und tierischen Opfern des jüngsten Ausbruchs kursierten. Also ist nicht etwa ein einzelnes, plötzlich aus ungeklärter Ursache unter den Affen massenhaft ausgebreitetes Virus für eine aufflammende Epidemie zuständig – es sind mehrere.
Alle diese Stämme, so Rollins, seien aber nicht etwa erst kürzlich aufgrund schneller Mutationen während ihrer hitzigen Verbreitung entstanden – dies sei überhaupt untypisch für das sich im Allgemeinen eher gemächlich verändernde Virus, dessen in den siebziger Jahren in Zaire isolierte Form moderner, geografisch weit entfernt vorkommender Virusvarianten noch überraschend ähnlich sehe. Vielmehr existierten alle acht im jüngsten Gabuner Ausbruch isolierten Stämme offenbar wohl schon seit längerer Zeit.
Die Ergebnisse erleichtern nun das Verständnis der Ursachen der plötzlichen Virus-Ausbrüche nicht gerade: Warum infizieren sich immer wieder ganze Affenpopulationen mit Ebola – und dies sogar, zeitnah, mit mehreren unterschiedlichen Viren-Stämmen aus offensichtlich unterschiedlichen Quellen? Und die alles entscheidende, ungeklärte Frage: Wo sind diese Quellen, was ist das ursprüngliche Reservoir, von dem aus die Viren immer wieder auf Affen und, daran anschließend, auf Menschen übergehen?
Eher vage Hinweise deuten auf ökologische Hintergründe der sprunghaften Infektionshäufung in der Affenpopulation – diese erfolge etwa immer nur am Beginn der Trockenzeit. Vielleicht, und das ist schon nicht mehr belegt, sondern nur Spekulation, sind Fledermäuse die geheimnisvollen Reservoirwirte des Virus. Diese lassen sich, immerhin soviel ist sicher, zumindest im Labor damit infizieren, ohne daran zu sterben. Vielleicht aber sind auch mehrere ganz unterschiedliche Organismen von Fledermaus bis Insekt ursprünglicher Virusträger – was auch die verschiedenen, nun nachgewiesenen Stämme des Erregers verständlicher machen würde.
Alle Theorien sind derzeit jedoch, angesichts der Komplexität des Ökosystems im dunklen, noch unzureichend erforschten Inneren des afrikanischen Dschungels, schwer am lebenden Objekt nachzuvollziehen. Bleibt nach der umfangreichen Studie des Forschungsteams um Rollins immerhin ein eindeutiges Resultat: Anzeichen eines unerklärlichen Affen- und Antilopensterbens könnten als Warninstrument eines möglichen heranrückenden Ebola-Ausbruchs ungeheuer nützlich sein. So fordern Rollins und seine Kollegen vor allem zweierlei: Eine vermehrte Kontrolle der illegalen Buschwildjagd und verstärktes Monitoring der Wildbestände. Argumente für diese Forderungen liegen allerdings nicht erst seit heute auf dem Tisch.
Als sich im Jahr 2001 in den afrikanischen Wäldern Gabuns und der Republik Kongo plötzlich Funde verendeter Gorillas ungewöhnlich häuften, war dies also ein deutlicher Fingerzeig darauf, dass irgendetwas in der Affenpopulation viel schneller und häufiger tötete als üblich. Umfangreiche Sichtungsstudien, analysiert von einem internationalen Forscherteam um Pierre Rollin von den Centers for Disease Control, bestätigten nun einen deutlichen Rückgang der Gorillas, aber auch von Schimpansen und Ducker-Antilopen (Cephalophus spp.) in der Region: Die Arten waren 2003 im Untersuchungesgebiet des Lossi-Schutzgebietes im Kongo um rund 50 bis 90 Prozent seltener anzutreffen als drei Jahre zuvor. Hunderte, vielleicht tausende Tiere, so die Forscher, müssen hier gestorben sein.
Große Schlagzeilen machte der Massentod der Tiere nicht – aus nachvollziehbaren Gründen: Zeitgleich starben in unmittelbarer Umgebung in Gabun auch allzu viele Menschen am berüchtigten Ebola-Virus. Zwei lokale Ausbrüche des tödlichen Virus – Auslöser eines noch immer unheilbaren hämorrhagischen Fiebers, an dem bis zu 88 Prozent aller Erkrankten sterben – waren im Jahr 2001 und 2002 nur die letzten einer Flut neuer Ebola-Fälle im vergangenen Jahrzehnt. Seit 1994 wütete Ebola, zum ersten Mal beschrieben 1976 im damaligen Zaire, acht Mal in West- und Zentralafrika.
Der jüngste Tod der Menschen und Tiere in Gabun hatte, wie Rollins Team nun anhand von Gewebeuntersuchungen verendeter Affen nachwies, gemeinsame Ursachen: Auch mehrere der gefundenen Tierkadaver enthielten Ebola-Viren. Ein weiterer Beweis für die schon zuvor fast gesicherte Theorie, nach der die Quelle der stets plötzlich auftretenden Ebola-Ausbrüche beim Menschen Virus-infizierte Affen sind. Stets, so auch im jüngsten Fall, hatten die ersten infizierten Personen engen Kontakt mit toten Gorillas oder Schimpansen, etwa als Jäger – und infizierten so erst sich und dann Menschen ihres näheren Umfeldes mit dem tödlichen Erreger.
Diese virale Epidemie-Initialzündung scheint allerdings im vorliegenden Fall nicht nur einmal stattgefunden zu haben. Genetische Analysen des Virusmaterials belegen, dass nicht weniger als acht unterschiedliche Virus-Stämme unter den menschlichen und tierischen Opfern des jüngsten Ausbruchs kursierten. Also ist nicht etwa ein einzelnes, plötzlich aus ungeklärter Ursache unter den Affen massenhaft ausgebreitetes Virus für eine aufflammende Epidemie zuständig – es sind mehrere.
Alle diese Stämme, so Rollins, seien aber nicht etwa erst kürzlich aufgrund schneller Mutationen während ihrer hitzigen Verbreitung entstanden – dies sei überhaupt untypisch für das sich im Allgemeinen eher gemächlich verändernde Virus, dessen in den siebziger Jahren in Zaire isolierte Form moderner, geografisch weit entfernt vorkommender Virusvarianten noch überraschend ähnlich sehe. Vielmehr existierten alle acht im jüngsten Gabuner Ausbruch isolierten Stämme offenbar wohl schon seit längerer Zeit.
Die Ergebnisse erleichtern nun das Verständnis der Ursachen der plötzlichen Virus-Ausbrüche nicht gerade: Warum infizieren sich immer wieder ganze Affenpopulationen mit Ebola – und dies sogar, zeitnah, mit mehreren unterschiedlichen Viren-Stämmen aus offensichtlich unterschiedlichen Quellen? Und die alles entscheidende, ungeklärte Frage: Wo sind diese Quellen, was ist das ursprüngliche Reservoir, von dem aus die Viren immer wieder auf Affen und, daran anschließend, auf Menschen übergehen?
Eher vage Hinweise deuten auf ökologische Hintergründe der sprunghaften Infektionshäufung in der Affenpopulation – diese erfolge etwa immer nur am Beginn der Trockenzeit. Vielleicht, und das ist schon nicht mehr belegt, sondern nur Spekulation, sind Fledermäuse die geheimnisvollen Reservoirwirte des Virus. Diese lassen sich, immerhin soviel ist sicher, zumindest im Labor damit infizieren, ohne daran zu sterben. Vielleicht aber sind auch mehrere ganz unterschiedliche Organismen von Fledermaus bis Insekt ursprünglicher Virusträger – was auch die verschiedenen, nun nachgewiesenen Stämme des Erregers verständlicher machen würde.
Alle Theorien sind derzeit jedoch, angesichts der Komplexität des Ökosystems im dunklen, noch unzureichend erforschten Inneren des afrikanischen Dschungels, schwer am lebenden Objekt nachzuvollziehen. Bleibt nach der umfangreichen Studie des Forschungsteams um Rollins immerhin ein eindeutiges Resultat: Anzeichen eines unerklärlichen Affen- und Antilopensterbens könnten als Warninstrument eines möglichen heranrückenden Ebola-Ausbruchs ungeheuer nützlich sein. So fordern Rollins und seine Kollegen vor allem zweierlei: Eine vermehrte Kontrolle der illegalen Buschwildjagd und verstärktes Monitoring der Wildbestände. Argumente für diese Forderungen liegen allerdings nicht erst seit heute auf dem Tisch.
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