Entwicklungspsychologie: "Die raucht meine Mami"
"Rauchen tötet" prangt deutlich sichtbar auf der Zigarettenschachtel. Der Hinweis soll insbesondere junge Menschen vom Rauchen abschrecken. Doch die Warnung kommt einem amerikanischen Forscherteam zufolge viel zu spät: Noch bevor wir lesen können, haben wir bereits ausgeprägte Vorstellungen davon, wie wir Alkohol und Tabak finden
Die Puppen sitzen am Esstisch, vor ihnen ein Geburtstagskuchen und Bier. Die Gastgeberin, ein fünfjähriges Mädchen, teilt Zigaretten aus, für jede Puppe ein Schachtel. "Oh je, wir brauchen mehr", ruft sie aus: sie hat nicht genug Päckchen für alle Gäste.
Das Kind ist eines von 120 Vorschulkindern, die Wissenschaftler der Universität Dartmouth in New Hampshire untersucht haben. Das Team um Madeline Dalton studierte spielerisch 120 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren auf ihre Einstellungen zu Alkohol und Tabak: Die Kleinen schlüpften jeweils mit Hilfe von Puppen in die Rolle eines Erwachsenen, der einen Freund zu gemeinsamem Essen und Film eingeladen hat. Weil für das Essen noch nichts eingekauft war, schlug ein Versuchsleiter, der die Rolle des eingeladenen Freundes verkörperte, einen Einkauf vor.
In einem Puppen-Supermarkt konnten die Kinder daraufhin einkaufen, was sie für einen netten Abend von zwei Erwachsenen für wichtig hielten. 73 verschiedene Waren lagen dort bereit, Brot, Süßigkeiten, Toilettenartikel, Obst, Gemüse, Getränke – und eben auch verschiedene Alkoholika und Zigaretten-Sorten. Eine freundliche Barbie-Puppe, ebenfalls vom Versuchsleiter gespielt, fragte an der Kasse bei jedem gewünschten Artikel, worum genau es sich dabei handele. So wollten sich die Forscher versichern, dass die Kinder ihre Waren bewusst auswählten. Konnten die jungen Gastgeber das Produkt nicht benennen, wurden sie von der "Verkäuferin" aufgeklärt und dann gefragt, ob sie die Ware immer noch kaufen wollten. Anschließend durften die Probanden eine Weile spielen; ihre Äußerungen während des Spiels wurden notiert.
Die Einkäufe der kleinen Probanden entsprachen ganz den Erwartungen der Wissenschaftler: Neben Waren, die Kinder selbst gerne mögen, so wie Kuchen oder Süßigkeiten, wählten sie auch Obst, Gemüse, Hühnchen oder eine Zeitung – Produkte, die hauptsächlich von Erwachsenen genutzt werden.
Während jedoch nur 18 Prozent der jungen Einkäufer eine Zeitung erstanden, entschieden sich drei Mal so viele Kinder für Alkohol. Zigaretten kaufte knapp ein Drittel der Kinder.
Ob – und vor allem – welche Genussmittel die Kleinen in ihren Einkaufswagen packten, hing dabei stark davon ab, welche Gewohnheiten ihre Eltern hatten. Wenn diese rauchten, war die Chance, dass die Kinder zu Zigaretten griffen, vier Mal so hoch wie bei Altersgenossen von Nichtrauchern.
Auch beim Kauf von Alkohol zeigte sich ein Zusammenhang: Tranken die Eltern häufiger als ein Mal pro Monat Alkohol, war die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kind im Puppen-Supermarkt auch etwas Alkoholisches erstand, drei Mal größer als bei Kindern, deren Eltern seltener zum Wein- oder Bierglas greifen. Das häufigere Anschauen von Filmen für Erwachsene hatte einen ähnlichen Effekt.
Es sei daher falsch zu glauben, kleine Kinder würden sich nicht für die Trinkgewohnheiten oder den Tabakkonsum ihrer Eltern interessieren, folgern die Wissenschaftler. Insbesondere durch das Spielverhalten der Kleinen würde deutlich, dass sie ihre Umwelt sehr genau beobachteten und schon deutliche Erwartungen an den Umgang mit Genussmitteln hätten.
So kannte viele Kinder genau die Zigaretten-Marke ihrer Eltern oder verknüpften damit bestimmte Rollenvorstellungen: Ein vierjähriges Mädchen habe beim Kauf einer Schachtel "Camel" etwa erklärt: "Ich brauche die für meinen Mann. Ein Mann braucht Zigaretten."
Aber auch über die negativen Folgen von Alkohol und Tabak waren viele der Vorschüler gut informiert. So zeigte ein sechsjähriger Junge beim Einkauf auf die ausliegenden Zigaretten und sagte: "Die werde ich ganz bestimmt nicht kaufen. Die können dich töten." Ein anderes Kind legte zwei Weinflaschen in den Einkaufswagen. Dann entschied es sich anders, lud sie wieder aus und erklärte: "Er hat schon genug Wein. Er ist oft genug betrunken."
Viele der kleinen Akteure hatten auch genaue Vorstellungen vom Umgang mit Alkohol oder Zigaretten. So mussten die Puppen während des Spiels zum Rauchen nach draußen gehen, der Puppen-Mann die Zigarette der Frauen anzünden, Frauen wiederum für die Männer weiteres Bier besorgen.
Die Kenntnisse über Alkohol und Zigaretten wurden zudem mit dem Alter detailreicher, entdeckten die Forscher. Sie gehen deshalb davon aus, dass Kinder ab dem dritten Lebensjahr ihre ersten Einstellungen in Bezug auf Alkohol- und Zigarettenkonsum gewinnen.
Entsprechend kämen dann Aufklärungskampagnen und Verzichtsaufrufe an Teenager und junge Erwachsene mindestens zehn Jahre zu spät.
Das Kind ist eines von 120 Vorschulkindern, die Wissenschaftler der Universität Dartmouth in New Hampshire untersucht haben. Das Team um Madeline Dalton studierte spielerisch 120 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren auf ihre Einstellungen zu Alkohol und Tabak: Die Kleinen schlüpften jeweils mit Hilfe von Puppen in die Rolle eines Erwachsenen, der einen Freund zu gemeinsamem Essen und Film eingeladen hat. Weil für das Essen noch nichts eingekauft war, schlug ein Versuchsleiter, der die Rolle des eingeladenen Freundes verkörperte, einen Einkauf vor.
In einem Puppen-Supermarkt konnten die Kinder daraufhin einkaufen, was sie für einen netten Abend von zwei Erwachsenen für wichtig hielten. 73 verschiedene Waren lagen dort bereit, Brot, Süßigkeiten, Toilettenartikel, Obst, Gemüse, Getränke – und eben auch verschiedene Alkoholika und Zigaretten-Sorten. Eine freundliche Barbie-Puppe, ebenfalls vom Versuchsleiter gespielt, fragte an der Kasse bei jedem gewünschten Artikel, worum genau es sich dabei handele. So wollten sich die Forscher versichern, dass die Kinder ihre Waren bewusst auswählten. Konnten die jungen Gastgeber das Produkt nicht benennen, wurden sie von der "Verkäuferin" aufgeklärt und dann gefragt, ob sie die Ware immer noch kaufen wollten. Anschließend durften die Probanden eine Weile spielen; ihre Äußerungen während des Spiels wurden notiert.
Die Einkäufe der kleinen Probanden entsprachen ganz den Erwartungen der Wissenschaftler: Neben Waren, die Kinder selbst gerne mögen, so wie Kuchen oder Süßigkeiten, wählten sie auch Obst, Gemüse, Hühnchen oder eine Zeitung – Produkte, die hauptsächlich von Erwachsenen genutzt werden.
Während jedoch nur 18 Prozent der jungen Einkäufer eine Zeitung erstanden, entschieden sich drei Mal so viele Kinder für Alkohol. Zigaretten kaufte knapp ein Drittel der Kinder.
Ob – und vor allem – welche Genussmittel die Kleinen in ihren Einkaufswagen packten, hing dabei stark davon ab, welche Gewohnheiten ihre Eltern hatten. Wenn diese rauchten, war die Chance, dass die Kinder zu Zigaretten griffen, vier Mal so hoch wie bei Altersgenossen von Nichtrauchern.
Auch beim Kauf von Alkohol zeigte sich ein Zusammenhang: Tranken die Eltern häufiger als ein Mal pro Monat Alkohol, war die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kind im Puppen-Supermarkt auch etwas Alkoholisches erstand, drei Mal größer als bei Kindern, deren Eltern seltener zum Wein- oder Bierglas greifen. Das häufigere Anschauen von Filmen für Erwachsene hatte einen ähnlichen Effekt.
Es sei daher falsch zu glauben, kleine Kinder würden sich nicht für die Trinkgewohnheiten oder den Tabakkonsum ihrer Eltern interessieren, folgern die Wissenschaftler. Insbesondere durch das Spielverhalten der Kleinen würde deutlich, dass sie ihre Umwelt sehr genau beobachteten und schon deutliche Erwartungen an den Umgang mit Genussmitteln hätten.
So kannte viele Kinder genau die Zigaretten-Marke ihrer Eltern oder verknüpften damit bestimmte Rollenvorstellungen: Ein vierjähriges Mädchen habe beim Kauf einer Schachtel "Camel" etwa erklärt: "Ich brauche die für meinen Mann. Ein Mann braucht Zigaretten."
Aber auch über die negativen Folgen von Alkohol und Tabak waren viele der Vorschüler gut informiert. So zeigte ein sechsjähriger Junge beim Einkauf auf die ausliegenden Zigaretten und sagte: "Die werde ich ganz bestimmt nicht kaufen. Die können dich töten." Ein anderes Kind legte zwei Weinflaschen in den Einkaufswagen. Dann entschied es sich anders, lud sie wieder aus und erklärte: "Er hat schon genug Wein. Er ist oft genug betrunken."
Viele der kleinen Akteure hatten auch genaue Vorstellungen vom Umgang mit Alkohol oder Zigaretten. So mussten die Puppen während des Spiels zum Rauchen nach draußen gehen, der Puppen-Mann die Zigarette der Frauen anzünden, Frauen wiederum für die Männer weiteres Bier besorgen.
Die Kenntnisse über Alkohol und Zigaretten wurden zudem mit dem Alter detailreicher, entdeckten die Forscher. Sie gehen deshalb davon aus, dass Kinder ab dem dritten Lebensjahr ihre ersten Einstellungen in Bezug auf Alkohol- und Zigarettenkonsum gewinnen.
Entsprechend kämen dann Aufklärungskampagnen und Verzichtsaufrufe an Teenager und junge Erwachsene mindestens zehn Jahre zu spät.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.