Stimmungsaufheller: Die richtige Dosis Sport bei Depressionen
Bewegung hebt die Laune nicht nur bei passionierten Sportlerinnen und Sportlern, sondern auch bei Menschen mit Depressionen. Allerdings fällt es Letzteren krankheitsbedingt besonders schwer, sich zu regelmäßigen Aktivitäten zu motivieren. Wie viel sie trainieren müssten, um sich besser zu fühlen, zeigt eine Metaanalyse in der Fachzeitschrift »Depression and Anxiety«: Jede Woche dreimal eine Dreiviertelstunde, und das einen Monat lang – dann steige die Stimmung.
Die Daten stammen aus klinischen Studien, bei denen mehr als 450 erwachsene Patientinnen und Patienten ambulant oder stationär mit Medikamenten und/oder Psychotherapie behandelt wurden. Per Zufall wurde ein Teil von ihnen ausgewählt und dazu eingeladen, zusätzlich zur übrigen Behandlung regelmäßig unter Aufsicht Sport zu treiben. Die Depressionswerte dieser Versuchspersonen sanken daraufhin beträchtlich stärker als die der Kontrollgruppen ohne Training.
Wie das Team um den Sportpsychologen Yannis Theodorakis von der Universität Thessalien berichtet, wirkte das Training unabhängig von der Schwere der Depression und der Sportart, wobei es sich aber durchweg um moderate körperliche Aktivitäten wie Joggen oder Radfahren handelte. Im Schnitt erstreckte sich das Training über mehr als neun Wochen, doch auch die vierwöchigen Programme erzielten schon einen starken Effekt.
Die antidepressive Wirkung von Sport ist jedoch umstritten. Zwar gibt es bereits Hinweise auf die Wirkweise, etwa über den neuronalen Wachstumsfaktor BDNF im Gehirn. Doch Gesundheitsforscher der Universität Kopenhagen erläuterten 2017 im »British Medical Journal«, die Belege seien methodisch angreifbar: Es würden vor allem positive Ergebnisse veröffentlicht und die antidepressiven Effekte infolgedessen überschätzt. Eine ältere Forschungsübersicht der unabhängigen »Cochrane Collaboration« kam zu dem Schluss, dass methodisch robuste Studien lediglich einen kleinen Effekt belegten.
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