News: Die Schminkkünste der alten Ägypter
Obwohl Phosgenit dann natürlich gebildet wird, wenn Blei enthaltende Mineralien durch kohlensäure- oder chlorhaltiges Wasser oxidiert werden, glauben die Forscher, daß derartige Mengen viel zu klein sind, "um den extensiven Gebrauch für kosmetische Zwecke über einen Zeitraum von mindestens acht Jahrhunderten zu erklären." Und die makellose Erhaltung der Pulver und ihrer Behälter veranlaßte die Gruppe zu dem Schluß, daß "die Anwesenheit von Laurionit und Phosgenit nicht durch Wettereinflüsse oder Alterung erklärt werden kann." Mit anderen Worten: Sie müssen künstlich hergestellt worden sein.
Diese Vermutung wird durch zeitgenössische Schriftstücke gestützt. Sie beschreiben ausführlich ein Verfahren, mit dem gereinigtes Bleioxid (PbO) wiederholt zermahlen, mit Wasser, Steinsalz und manchmal mit Natriumcarbonat (Na2CO3) vermischt und dann jeden Tag über mehrere Wochen hinweg gefiltert wurde. Als Walters Team das Verfahren mit weichem, das heißt Carbonat-freiem, Wasser nachvollzog, entdeckten die Wissenschaftler, daß tatsächlich Laurionit entstand. Bei Verwendung von hartem Wasser erhielten sie Phosgenit.
Obwohl die zugrundeliegenden chemischen Reaktionen einfach sind, betonen Walter und seine Kollegen, daß "der gesamte Prozeß, einschließlich vieler sich wiederholender Operationen, sehr schwierig durchzuführen war." Außerdem hatten – nachgewiesen durch die Analyse der organischen Pulverteile – die Ägypter ihren Produkten erhebliche Mengen an Fett hinzugefügt. Dadurch waren sie in der Lage, eine große Vielfalt von Kosmetika für verschiedene Zwecke herzustellen. Denn schließlich war es wohl für einen schönheitsbewußten Ägypter mit ein wenig Eyeliner alleine nicht getan.
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.