Direkt zum Inhalt

Erdnahe Asteroiden: Dunkle Asteroiden sterben früher in Sonnennähe

Bislang sind nur wenige Asteroiden bekannt, die sich der Sonne extrem dicht annähern, und diese haben meist eine helle Oberfläche. Simulationen weisen nun darauf hin, dass dunkle Asteroiden bei dichten Annäherungen an die Sonne rascher zerstört werden.
Asteroid 2005 UL5 am 20. November 2015 (Radarkarten von Goldstone)

Kleine und dunkle Asteroiden, die sich in die unmittelbare Nähe unserer Sonne wagen, leben gefährlich. Dies ist das Fazit einer Forschergruppe um Mikael Granvik an der Universiy of Helsinki. Sie untersuchten kleine Himmelskörper, die sich unserem Zentralgestirn bis auf wenige zehn Sonnenradien annähern, und stellten fest, dass es nur recht wenige derartige Asteroiden gibt. Sie weisen praktisch alle eine helle Oberfläche auf, das heißt, sie reflektieren mehr als zehn Prozent des auftreffenden Sonnenlichts ins All zurück. Dunkle Asteroiden sind nach den Maßstäben der Forschergruppe dagegen Objekte, die weniger als zehn Prozent reflektieren, sie sind dann etwa so dunkel wie ein Stück Kohle. Dunkle Oberflächen reflektieren auch weniger infrarote Strahlung als helle und heizen sich daher erheblich auf, wie es sich leicht auf der Erde bei Sonnenschein nachvollziehen lässt.

Ein Asteroid zerfällt | Mit dem Weltraumteleskop Hubble wurden diese Bilder des zerfallenen Asteroiden P/2013 R3 aufgenommen. Die Fragmente sind maximal 400 Meter groß und von Staubfahnen umgeben. Sie fliegen mit Geschwindigkeiten von 0,2 bis 0,5 Meter pro Sekunde auseinander, ein gemütlicher Fußgänger ist schneller. In der rechten Spalte wurden die Einzelaufnahmen mit Bildverarbeitungsprogrammen weiter geschärft, um die Bruchstücke noch deutlicher hervorzuheben.

Bei den Asteroiden in Erdnähe findet sich eine ausgeglichene Mischung von hellen und dunklen Asteroiden. Daher nehmen die Astronomen um Granvik an, dass dunkle Objekte in Sonnennähe bevorzugt zerstört werden, wenn die thermische Belastung am größten ist. Dabei werden die Objekte in kleine Bruchstücke von wenigen Metern Durchmesser und viel Staub zerlegt. Kleine Himmelskörper mit Durchmessern von einigen hundert Metern oder weniger brechen schon in größeren Abständen auseinander als Objekte mit Durchmessern im Bereich von Kilometern. Die Einstrahlung in Sonnennähe reicht aber nicht aus, die Himmelskörper einfach verdampfen zu lassen, sondern es müssen andere Prozesse am Werk sein. Auch die Gezeiteneffekte in Sonnennähe reichen für eine Zerstörung der Himmelskörper nicht aus.

Die Forscher nehmen daher an, dass das Gesteinsmaterial der dunklen Asteroiden in Sonnennähe durch thermische Spannungen zunächst zerbricht und sich dann diese Bruchstücke durch den Strahlungsdruck von ihrem Mutterkörper entfernen. Eine weitere Möglichkeit ist die inhomogene Abstrahlung von thermischen Photonen oder das Austreten verdampfender Gase, die dafür sorgen, dass der Himmelskörper immer schneller rotiert. Schließlich wird die Rotationsgeschwindigkeit so hoch, dass die Schwerkraft und die molekularen Bindungskräfte nicht mehr ausreichen, den Himmelskörper zusammenzuhalten, so dass er auseinanderbricht. Zudem ist es denkbar, dass fast alle Asteroiden gewisse Anteile an flüchtigen Stoffen enthalten, die schon bei mäßigen Temperaturen verdampfen. Sie können dann im Inneren der Objekte so viel Druck aufbauen, bis diese explosiv auseinanderfliegen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.