Direkt zum Inhalt

News: Die Sonnenfinsternis zum Mithören

Wenn die totale Sonnenfinsternis am 11. August für wenige Minuten den Tag zur Nacht macht, haben passionierte Kurzwellen-Radio-Hörer in den USA die Chance, das Ereignis zwar nicht optisch, dafür aber akustisch mitzuerleben. Dank der totalen Verdunkelung der Sonne wird es möglich sein, Radiostationen auf der anderen Seite des Atlantiks, die sonst ausschließlich nachts zu empfangen sind, auch tagsüber zu hören.
Die Sonne und ihre Auswirkungen auf die Erdatmosphäre sind schuld daran, daß viele Kurzwellen-Stationen nur nachts zu empfangen sind. Während des Tages ionisieren die UV-Strahlen der Sonne Atome und Moleküle in der oberen Atmosphäre. Im obersten Teil dieser Ionosphäre, der sogenannten F-Schicht, kommen auch nachts freie Elektronen vor. Treffen Radiowellen mit einer Frequenz unter 20 MHz auf diese F-Schicht, werden sie wie Licht an einem Spiegel reflektiert. Dadurch ist es möglich, Kurzwellen auch über den Horizont hinaus zu übertragen.

Die Ionosphäre kann aber unter Umständen auch die Verbreitung von Kurzwellen abschwächen. Das liegt daran, daß in den tieferliegenden D- und E-Schichten der Grad der Ionisierung geringer ist als in der F-Schicht. Deshalb wirken diese Bereiche wie ein Widerstand und dämpfen die Kurzwellen, die durch sie hindurch wollen. Manche Frequenzen werden ganz ausgeblendet. Dank der geringen Ionisierung in der D-Schicht, können sich die Moleküle und freien Elektronen jedoch schnell wieder zusammenfinden, sobald die Sonne untergegangen ist. Die D-Schicht löst sich für die Nacht auf, und der Weg für die bisher gedämpften Kurzwellen ist frei zur reflektierenden F-Schicht.

Genau das wird am 11. August gleich zweimal passieren. Während der Sonnenfinsternis werden Ionen und Elektronen im Umfeld des durch die Atmosphäre wandernden Kernschattens rekombinieren, und die dämpfende D-Schicht kann verschwinden. Kurzwellen- Stationen die nur wenige Minuten vorher nicht in Amerika zu empfangen waren, erreichen dann auch die andere Seite des Atlantiks.

Die NASA will sich dieses Phänomen zunutze machen und von "Solar Disk Jockeys" die totale Verdunkelung der Sonne erlauschen lassen. Da gerade in England und Mitteleuropa die Voraussetzungen zur Beobachtung der Sonnenfinsternis schwer vorherzusagen sind, könnte die akustische Verdunkelung, vor allem wenn sie über Tausende von Meilen gehört wird, vielleicht die verläßlichste Beobachtung sein.

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.