News: Die Sprache der Bienenwächter
Die Bienen können dem Eindringling kaum Gegenwehr leisten, denn diese erweisen sich gegenüber direkten Angriffen als sehr widerstandsfähig. Daher verfolgen die Stockverteidiger meist einen Ausweichplan: Sie überwältigen die Käfer durch schiere Masse und kerkern sie in ungenutzten Waben ein. Davor halten dann Wächterbienen Wache, um ein Entweichen der Gefangenen aus den meist schlecht verschlossenen Zellen zu vereiteln.
Die Käfer-Kerkerhaft kann sich durchaus über einige Monate hinziehen – überraschend, denn wovon ernähren sich in der Zwischenzeit die Häftlinge? Dieser Frage nahmen sich jetzt Randall Hepburn von der südafrikanischen Rhodes University und amerikanische Kollegen an.
Sie installierten an einem halbtransparenten Bienenstock eine Videoüberwachungsanlage und zeichneten die Interaktionen von Wärtern und Häftlingen auf. Es erwies sich, dass die Käfer offenbar die Sprache ihrer Wächter gelernt hatten: Sie betrommelten mit ihren Antennen deren Gesichtspartien – ganz ähnlich wie hungrige Bienen, die um Fütterung bitten. Nach einigen Versuchen hatten die Käfer mit ihrer Bettelmasche stets Erfolg, und ihr Gefängniswärter belohnte sie mit einem hervorgewürgten Tropfen Futterhonig.
Mit Hilfe farbmarkierter Nahrung konnten die Wissenschaftler ihre Beobachtungen dann endgültig belegen: Schon einen Tag nachdem die Versuchsbienen damit gefüttert wurden, fanden sich gefärbte Nahrungspartikeln auch im Verdauungstrakt eingesperrter Käfer.
Unklar bleibt bislang, ob die beobachtete Insekten-Fraternisierung auch für die Bienen einen biologischen Vorteil hat oder diese schlicht von ihren Eindringlingen ausgetrickst wurden. Letzteres hält das Forscherteam für wahrscheinlicher. Schließlich, so Peter Neumann von der Universität Halle, der als erster die Einkerkerungsstrategie der Bienen beschrieben hatte, überlebten die Käfer meist lange genug, bis sich das gesamte Bienenvolk vor seinen Feinden aus dem Staub macht. Damit hätten die zurückgelassenen Ex-Sträflinge dann einen nahezu uneinholbaren Frühstart im Wettrennen mit konkurrierenden Plünderern verlassener Bienenstöcke wie Pilzen, Bakterien und Wachsmotten.
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